Arbeitgeber locken Fachkräfte mit wachsendem Homeoffice-Angebot

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IT-Branche profitiert am meisten: Homeoffice-Angebote stark gestiegen

In den letzten fünf Jahren hat sich der Anteil der Stellenanzeigen mit Homeoffice-Möglichkeiten auf knapp 18 Prozent verfünffacht. Trotz des Endes der Corona-Pandemie steigt die Zahl der Jobs mit Homeoffice-Angeboten weiterhin deutlich an.

Vor der Corona-Pandemie spielte Homeoffice in Deutschland kaum eine Rolle. Im Jahr 2019 boten lediglich 3,7 Prozent aller Online-Stellenangebote die Möglichkeit zum Homeoffice.

Steigendes Angebot während und nach der Pandemie

Mit Beginn der Pandemie änderte sich dies schlagartig. Bis 2022 stieg der Anteil der Stellenangebote mit Homeoffice-Option kräftig auf 16,8 Prozent. Auch nach dem Ende der Pandemie setzt sich dieser Trend fort. Aktuell liegt der Anteil bei 17,6 Prozent der untersuchten Online-Stellenanzeigen.

Homeofficequote steigt   auch nach Corona

Homeoffice als Wettbewerbsvorteil

Gunvald Herdin, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung, betont, dass Homeoffice sich in vielen Branchen etabliert habe. Es sei nicht nur geblieben, sondern entwickle sich zu einem wichtigen Argument im Wettbewerb um Fachkräfte. Wer geglaubt habe, dass nach der Pandemie alle wieder ins Büro zurückkehren würden, müsse nun erkennen, dass sich die Arbeitswelt nachhaltig verändert habe.

IT-Berufe und Fremdsprachen-Kurse liegen beim Homeoffice weit vorn

Fast schon Standard ist das Angebot in IT-Stellenangeboten. Unter den zehn Berufen mit der höchsten Homeoffice-Quote sind allein sieben Berufe aus dem Bereich Software und IT. Im Jahr 2023 wurden in 62,0 Prozent aller Stellenangebote für Expert*innen in der IT-Anwendungsberatung, in 60,5 Prozent der Stellen für Medieninformatik-Spezialist*innen und in 58,9 Prozent der Expert*innen-Jobs im Bereich IT-Netzwerktechnik Remote-Optionen benannt.

Noch davor liegen die Fremdsprachenlehrer*innen mit 72 Prozent. Dies ist vermutlich in der Vielzahl von virtuellen Kursangeboten begründet. Am anderen Ende der Skala rangieren Handwerksberufe von der Fleischverarbeitung (0,2 Prozent) über die Lebensmittelherstellung (0,3 Prozent) und den Metallbau (0,4 Prozent). Für sie gibt es ebenso wie für Berufe in der Altenpflege (0,5 Prozent) nachvollziehbarerweise so gut wie keine Alternative zur Arbeit in Präsenz.

Je komplexer die Tätigkeit, desto eher wird Homeoffice angeboten

Für hoch komplexe Expert*innentätigkeiten, die ein Diplom oder einen Masterabschluss erfordern, hat sich das Homeoffice-Angebot von 2019 bis 2023 besonders stark entwickelt. Der Anteil der Stellen, die Homeoffice ermöglichen, stieg in diesem Zeitraum von 6,6 Prozent auf beeindruckende 31,9 Prozent.

Bei Spezialist*innentätigkeiten, für die ein Meister- oder Bachelorabschluss notwendig ist, zeigt sich ein ähnlicher Trend. Hier wuchs das Homeoffice-Angebot von 5,9 Prozent im Jahr 2019 auf 28,0 Prozent im Jahr 2023.

Für Fachkräfte mit Berufsausbildung fällt der Anstieg deutlich verhaltener aus. Dennoch zeigt sich auch hier eine kontinuierliche Zunahme, wobei das Homeoffice-Angebot von 1,7 Prozent im Jahr 2019 auf 8,1 Prozent im Jahr 2023 gestiegen ist.

Anders sieht die Situation bei Helfer*innen- und Anlerntätigkeiten aus. Das Homeoffice-Angebot in dieser Gruppe stieg zwar zwischen 2019 und 2022 von 1,2 Prozent auf 3,7 Prozent, sank jedoch 2023 wieder auf 3,1 Prozent.

Gunvald Herdin von der Bertelsmann Stiftung erklärt, dass die Unterschiede im Homeoffice-Angebot je nach Qualifikationsniveau der Arbeitnehmer*innen stark variieren. Je höher die Qualifikation, desto mehr Möglichkeiten zum Homeoffice werden angeboten.

Düsseldorf ist die Homeoffice-Hauptstadt 2023

Es gibt ein deutliches Gefälle zwischen Stadt und Land hinsichtlich des Homeoffice-Angebots. In Ballungsräumen haben sich mehr Unternehmen angesiedelt, die ihren Mitarbeitenden Homeoffice ermöglichen. In Großstädten liegt die Quote bei 26,1 Prozent.

Besonders hoch ist das Homeoffice-Angebot in der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf, wo im Jahr 2023 34,1 Prozent der Stellen Homeoffice ermöglichen. Dicht dahinter folgen Frankfurt am Main mit 33,6 Prozent und Stuttgart mit 32,9 Prozent.

In dünn besiedelten Kreisen ist das Homeoffice-Angebot hingegen extrem gering. Hier liegt die Quote bei lediglich 9,0 Prozent.

Gunvald Herdin sieht in dieser Entwicklung auch eine Chance für ländliche Regionen. Immer weniger Menschen müssten für den Job in die Ballungsgebiete ziehen. Dies könne eine Möglichkeit sein, Menschen in der Region zu binden oder zurückzugewinnen. Allerdings betont Herdin, dass hierfür die digitale Infrastruktur ausgebaut werden müsse, um attraktives Homeoffice auch in ländlichen Gebieten zu ermöglichen.

Zusatzinformationen
Der Jobmonitor analysiert Online-Stellenanzeigen und stellt die Ergebnisse monatsaktuell und auf Ebene von Kreisen und kreisfreien Städten dar. Für die Studie »Homeoffice nach Corona – Was Arbeitgeber anbieten« wurden rund 55 Millionen Online-Stellenanzeigen der Jahre 2019 bis Mai 2024 analysiert. Neben den gefragtesten Berufen zeigt der Jobmonitor, welche Soft Skills und welche Teilqualifikationen besonders gefragt sind.


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