IAB: Jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut bedroht

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 Kind Junge isst eine Scheibe Brot

Auf was armutsgefährdete Kinder in Deutschland verzichten müssen

Eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass im Jahr 2022 rund 18,8 Prozent der Kinder in Deutschland armutsgefährdet waren.

Besonders betroffen sind Kinder von Alleinerziehenden, aus Familien mit Migrationshintergrund oder aus Haushalten mit mehreren Geschwistern. Diese Armutsgefährdung führt häufig zu einer eingeschränkten materiellen Versorgung und geringeren Möglichkeiten der sozialen Teilhabe.

Besondere Risikogruppen

Die Studie zeigt, dass bestimmte Gruppen von Kindern besonders gefährdet sind. Dazu gehören

  • Kinder von Alleinerziehenden: Hier ist das Armutsrisiko besonders hoch, da meist nur ein Einkommen zur Verfügung steht.
  • Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund: Diese Kinder sind häufiger von Armut betroffen, was häufig auf prekäre Arbeitsverhältnisse der Eltern oder ein geringeres Bildungsniveau zurückzuführen ist.
  • Kinder mit mehreren Geschwistern: In kinderreichen Familien ist die finanzielle Belastung oft höher, was zu eingeschränkten Ressourcen führt.

Folgen für Kinder

Armut im Kindesalter hat weitreichende Folgen. Neben materiellen Einschränkungen wie mangelnder Kleidung oder unzureichender Ernährung leiden armutsgefährdete Kinder auch unter einem eingeschränkten Zugang zu Bildung und sozialer Teilhabe. Dies kann ihre Entwicklung und ihre Chancen im späteren Leben nachhaltig beeinträchtigen.

Empfehlungen des IAB

Zur Verbesserung der Situation empfiehlt das IAB eine bessere materielle Absicherung von Familien, insbesondere durch gezielte staatliche Unterstützungsmaßnahmen. Zudem müsse die Erwerbstätigkeit der Eltern gefördert werden, um deren Einkommenssituation zu stabilisieren und so die Armutsspirale zu durchbrechen.

Zur Studie

Die Studie beruht auf Daten des Panels »Arbeitsmarkt und soziale Sicherung« (PASS).

Datenbasis
Das PASS ist eine jährliche Haushaltsbefragung mit den Schwerpunktthemen Arbeitsmarkt, Armut und soziale Sicherung. Neben seinem Längsschnittcharakter zeichnet sich das Haushaltspanel dadurch aus, dass es mit rund 5.000 Haushalten mit SGB-II-Bezug sowohl eine hohe Fallzahl von Haushalten im Niedrigeinkommensbereich umfasst als auch repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ist.

Armutsdefinition
Die Armutsgefährdungsquote gibt den Anteil der Personen an, die in ihren Haushalten über weniger als 60 Prozent des Medians aller Haushaltsnettoeinkommen in Deutschland verfügen. Um unterschiedliche Haushaltgrößen miteinander vergleichen zu können, werden alle Haushalte nach der modifizierten OECD-Skala gewichtet. Auf Basis des Panels »Arbeitsmarkt und soziale Sicherung« liegt die Armutsgefährdungsschwelle 2022 für einen Ein-Personen-Haushalt in Deutschland bei insgesamt 1.153 Euro und für einen Vier-Personen-Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren entsprechend 2,1 Mal höher, also bei 2.421 Euro. Die amtliche Statistik auf Basis des Mikrozensus ermittelt für 2022 eine geringfügig höhere Schwelle von 1.186 Euro für einen Ein-Personen-Haushalt.


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