Unsicherheit bei beruflichen Plänen von Haupt- und Realschüler*innen nimmt zu
Steigende Unsicherheit bei Jugendlichen: Fehlende Orientierung in der Berufswahl
Die beruflichen Zukunftspläne von Haupt- und Realschüler*innen werden zunehmend unsicherer.
Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Demnach steigt der Anteil der Jugendlichen, die sich nicht sicher sind, welchen Berufsweg sie einschlagen wollen.
Besonders ausgeprägt ist diese Entwicklung bei Schüler*innen der Abschlussklassen, die sich traditionell früh auf eine Ausbildung oder eine weiterführende Schule festlegen müssen.
Ergebnisse der Studie
Die IAB-Studie untersuchte die beruflichen Pläne von Schüler*innen an Haupt- und Realschulen. Ein zentrales Ergebnis war, dass rund 34 Prozent der befragten Jugendlichen noch unhlossen sind, welcher Beruf oder welches Ausbildungsfeld für sie in Frage kommt. Im Vergleich zu den Vorjahren ist dies ein deutlicher Anstieg.
Zu den häufigsten Gründen für diese Unsicherheit zählen eine unklare Einschätzung der eigenen Stärken und Interessen sowie ein fehlender Überblick über die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten.
Berufliche Orientierung und Beratung
Die Studie unterstreicht die zentrale Rolle der Berufsorientierung in der Schule. Trotz eines breiten Angebots an Beratungsleistungen wie Berufsberatung und Praktika fühlen sich viele Jugendliche nicht ausreichend informiert oder unterstützt. Ein Grund dafür könnte die mangelnde individuelle Betreuung sein, da Lehrkräften und Beratern oft die Zeit fehlt, sich intensiv mit den Bedürfnissen der einzelnen Schülerinnen auseinanderzusetzen.
Zudem haben pandemiebedingte Einschränkungen wie der Ausfall von Praktika dazu beigetragen, dass viele Jugendliche weniger Erfahrungen im Berufsalltag sammeln konnten.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Interessanterweise zeigt die Studie auch geschlechtsspezifische Unterschiede in der beruflichen Orientierung.
Während junge Frauen häufiger eine weiterführende Schule besuchen, tendieren junge Männer eher dazu, direkt nach dem Schulabschluss eine Ausbildung zu beginnen.
Allerdings nimmt bei beiden Geschlechtern die Unsicherheit zu. Dies deutet darauf hin, dass traditionelle Muster der Berufsorientierung immer weniger greifen und neue Ansätze zur Unterstützung der Jugendlichen notwendig sind.
Forderungen und Empfehlungen
Angesichts der zunehmenden Verunsicherung der Jugendlichen fordert die Studie eine stärkere Verzahnung von Schule und Arbeitsmarkt.
Praktika, Berufsorientierungsangebote und eine intensivere Begleitung durch Lehrkräfte und Beratungsstellen müssten ausgebaut werden, um den Jugendlichen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten.
Die Forscher*innen betonen, dass es wichtig sei, die Berufswahl nicht als einmalige Entscheidung zu betrachten, sondern als Prozess, der kontinuierliche Unterstützung erfordert.
VERWEISE
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