Corona-Maßnahmen haben tiefe Spuren bei Kindern, Jugendlichen und Eltern hinterlassen
Gesundheit und Wohlbefinden von Familien während und nach Corona
Pandemie hinterlässt tiefe Spuren bei Eltern und Kindern
Die Coronapandemie und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen haben bei Kindern, Jugendlichen und Eltern nachhaltige Spuren hinterlassen.
Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt, dass insbesondere die psychische Gesundheit, die körperliche Aktivität und das allgemeine Wohlbefinden weiterhin beeinträchtigt sind. Die Ergebnisse basieren auf umfangreichen Analysen europaweiter Studien sowie auf Daten der repräsentativen COMPASS-Panelbefragung.
Psychische Belastungen und Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen
Die BiB-Studie zeigt, dass die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie stark gelitten hat. Angststörungen und Depressionen nahmen in dieser Zeit deutlich zu.
Besonders betroffen waren Schülerinnen und Schüler während der langen Phasen des Homeschoolings, in denen soziale Kontakte weitgehend unterbunden waren. Diese Entwicklung zeigte sich vor allem bei Jugendlichen im Alter von 11 bis 15 Jahren, die in der sensiblen Phase der Pubertät besonders anfällig für psychische Belastungen sind.
Neben den psychischen Problemen führte die Pandemie auch zu einem deutlichen Rückgang der körperlichen Aktivität. Durch die Schließung von Schulen, Sportvereinen und Freizeiteinrichtungen bewegten sich Kinder und Jugendliche deutlich weniger. Die tägliche Bewegungszeit sank im Durchschnitt um 48 Minuten, die intensive sportliche Aktivität um 12 Minuten pro Tag. Dies entspricht einem Rückgang von rund 20 Prozent der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Bewegungszeit.
Eine vollständige Erholung des Bewegungsverhaltens konnte bisher nicht festgestellt werden. Dr. Helena Ludwig-Walz betonte, dass es entscheidend sei, die psychische und physische Gesundheit junger Menschen gezielt zu fördern, um langfristige negative Folgen zu vermeiden.
Eltern unter Druck - Mütter besonders betroffen
Die Pandemie hat nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Eltern stark belastet. Vor allem Mütter mit Kindern im Vorschulalter litten unter den pandemiebedingten Einschränkungen.
Die Studie verdeutlicht, dass ihre Lebenszufriedenheit während des gesamten Zeitraums niedriger war als die der Väter. Besonders kritisch war die Situation im April und Mai 2021, als die Lebenszufriedenheit der Mütter ihren Tiefpunkt erreichte. Dies fiel mit der langen Schließung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen zusammen.
Erst nach dem Ende der Schutzmaßnahmen erholte sich das Wohlbefinden der Mütter langsam und der Unterschied in der Lebenszufriedenheit zwischen Müttern und Vätern verringerte sich.
Dr. Mathias Huebener betonte, dass die Pandemie deutlich gezeigt habe, wie sehr Eltern, insbesondere Mütter, unter den eingeschränkten Bildungs- und Betreuungsangeboten leiden. Gerade in Zeiten des Personalmangels in Kitas und Schulen müsse daraus gelernt werden. Der Ausbau verlässlicher Betreuungsangebote und die Verbesserung der Personalsituation seien von entscheidender Bedeutung.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Helena Ludwig-Walz
Helena.Ludwig-Walz@bib.bund.de
Dr. Mathias Huebener
Mathias.Huebener@bib.bund.de
Bibliographie
Ludwig-Walz, Helena; Huebener, Mathias; Spieß, C. Katharina; Bujard, Martin (2024): Gesundheit und Wohlbefinden von Familien während und nach Corona. Was wir für die Zukunft lernen können. In: BiB.Aktuell 5/2024.