Erwerbsverlaufsmuster von Männern und Frauen mit Niedrigrenten
Altersübergangsmonitor untersucht Risikofaktoren: »Niedrigrenten verhindern«
Trotz langem Arbeitsleben gibt´s am Ende nur eine Niedrigrente? Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat jetzt untersucht, welche Erwerbs- und Versicherungsverläufe dazu führen können, dass nur niedrige Rentenansprüche erworben werden und so die Rente gerade mal zehn Prozent über dem Existenzminimum liegt.
In einem Projekt des Forschungsnetzwerks Alterssicherung der Deutschen Rentenversicherung haben Prof. Dr. Martin Brussig und Lina Zink vom IAQ die Erwerbsverläufe von Personen der Jahrgänge 1940 bis 1947 analysiert, die trotz Versicherungszeiten von 30 Jahren und mehr nur eine »Niedrigrente« erhalten. Als Ursachen identifizierten sie bei westdeutschen Frauen vor allem lange Phasen der Kindererziehung, bei ostdeutschen Versicherten lange und wiederholte Arbeitslosigkeit in den Jahren nach der Wende. Weitere Gründe für brüchige Erwerbsbiografien sind ein später Berufseinstieg und Krankheit.
Das Niedrigrentenrisiko ergibt sich jedoch nicht allein durch Faktoren wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Elternschaft, als vielmehr durch die Häufung und Dauer dieser Einkommens- und Beitragsausfälle. »Der soziale Ausgleich in der Rentenversicherung wirkt einer Niedrigrente eigentlich entgegen, sichert aber nur für begrenzte Zeiträume ab«, stellte das IAQ-Team fest. Auch gleicht er nicht die mittelbaren Einkommensverluste nach Arbeitslosigkeit aus, etwa verringerte Löhne beim Wiedereinstieg und instabile Beschäftigung im weiteren Berufsleben.
»Um Niedrigrenten zu verhindern, ist in erster Linie eine stabile vollzeitnahe Erwerbstätigkeit bei guter Bezahlung erforderlich«, fordern Brussig und Zink. Zusätzlich sollte der soziale Ausgleich in der Rentenversicherung weiterentwickelt werden. Denkbar wäre beispielsweise eine längere rentenrechtliche Absicherung bei Arbeitslosigkeit.
Auf einen Blick...
- In den Diskussionen um niedrige Renten wird oft zu wenig berücksichtigt, wie Erwerbsverläufe faktisch beschaffen sind, an deren Ende nur geringe Rentenansprüche trotz langer Versicherungszeiten stehen.
- In einem Forschungsprojekt wurden Erwerbsverläufe von Personen der Jahrgänge 1940 bis 1947 (Rentenzugänge 2000 bis 2007) untersucht, die trotz langer Versicherungszeiten (mindestens 30 Jahre) nur eine Rente von höchstens 10 Prozent oberhalb des Existenzminimums erhalten („Niedrigrente“).
- Niedrigrenten resultieren bei westdeutschen Frauen vor allem aus langen Kindererziehungszeiten, bei ostdeutschen Versicherten aus langer bzw. wiederholter Arbeitslosigkeit in den Jahren nach 1990 sowie bei westdeutschen Männern und Frauen aus diskontinuierlichen Erwerbsbiografien, die durch späte Berufseinstiege, Arbeitslosigkeit, Krankheit und Kindererziehungszeiten geprägt sind.
- Es sind weniger Einkommensausfälle durch Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Elternschaft, die ein Niedrigrentenrisiko darstellen, als vielmehr die kumulierten Dauern von Einkommens- und Beitragsausfällen. Der soziale Ausgleich in der Rentenversicherung wirkt einer Niedrigrente entgegen, sichert aber nur für begrenzte Zeiträume. Der soziale Ausgleich in der Rentenversicherung sichert zudem nicht die mittelbaren Einkommensverluste nach Arbeitslosigkeit in Gestalt verringerter Einstiegslöhne und höherer Beschäftigungsinstabilität ab.
- Um Niedrigrenten zu verhindern, ist in erster Linie eine stabile vollzeitnahe Erwerbstätigkeit bei guter Bezahlung erforderlich. Zusätzlich sollte der soziale Ausgleich in der Rentenversicherung weiterentwickelt werden.
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