Altersübergangsreport: Immer mehr arbeiten bis 65

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Aktuelle Entwicklungen beim Altersübergang. 

Der Trend zum späteren Rentenbeginn hat sich in den letzten Jahren fortgesetzt. Etwa 40 Prozent der Bevölkerung gehen erst mit 65 Jahren in den Ruhestand. Auch viele Langzeitarbeitslose warten bis zur Regelaltersgrenze, um Abschläge zu vermeiden. Ihre Rentenbezüge sind in den letzten Jahren stark gesunken und liegen teilweise unter der Grundsicherung.

Das zeigt der aktuelle Altersübergangsreport aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE). Er wurde mit Förderung der Hans-Böckler-Stiftung und des Forschungsnetzwerks Alterssicherung erstellt.

»Die Entwicklung zeigt eine zunehmende Polarisierung in der Alterssicherung an«, wie PD Dr. Martin Brussig nach Auswertung von Daten der Deutschen Rentenversicherung feststellt. Die höchsten Renten beziehen jene Männer und Frauen, die in moderatem Ausmaß von Abzügen betroffen sind. Sie wissen, dass sie relativ gut abgesichert sind und können sich eine »freiwillige Frührente« mit Einbußen leisten. Bei der Gruppe der Langzeitarbeitslosen, insbesondere denjenigen, die abschlagsfrei die Rente beginnen, ist das anders: Die durchschnittlichen Bezüge vor allem bei Männern sind in den letzten Jahren regelrecht eingebrochen – von gut 900 Euro auf unter 600 Euro; bei Frauen liegen sie noch unter 400 Euro. »Während die Gruppe derjenigen mit konstanten Beschäftigungsverhältnissen vor Renteneintritt größer und heterogener wird, wird die Gruppe der zuvor Langzeitarbeitslosen kleiner. Das ist insgesamt aber auch sozialpolitisch problematischer, insofern deren durchschnittliche Renten deutlich sinken«, so Martin Brussig.

Die einzige Gruppe mit stetig steigenden Altersbezügen in den Jahren 2004 bis 2010 sind Frauen, die stabil – also unmittelbar vor Rentenbeginn drei Jahre am Stück – beschäftigt sind. Sie sind aber mit 800 Euro im Schnitt weit entfernt von den Rentenansprüchen vergleichbarer Männer. Diese bringen es auf ca. 1.300 Euro, so Brussig. »Hier setzt sich die Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt bis in die Alterssicherung fort.«

Auf einen Blick
  • Die Zahl der Menschen, die erst mit 65 Jahren in Altersrente geht, steigt seitüber fünf Jahren stetig an und machte zuletzt (2010) immerhin etwa 40 Prozent der Bevölkerung in diesem Alter aus.
  • Ebenfalls gestiegen sind direkte Übergänge aus stabiler Beschäftigung in Altersrente. Bundesweit war ein Drittel der Neurentner/innen des Jahres 2010 in den drei Jahren unmittelbar vor Rentenbeginn versicherungspflichtig beschäftigt. Dennoch: Selbst unter westdeutschen Männern, unter denen stabile Erwerbsbiographien nach wie vor verbreitet sind, geht nicht einmal jede zweite Person aus stabiler sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung in Altersrente.
  • Besonders stark gestiegen ist der Anteil der Altersübergänge aus stabiler Beschäftigung im Alter von 65 Jahren. Ging 2004 jede/r Sechste der stabil Beschäftigten erst mit 65 in Rente, so war es 2009 jede/r Dritte, der/die bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze beschäftigt war. Die übrigen zwei Drittel der stabil Beschäftigten nutzten die nach wie vor bestehenden vorzeitigen Rentenzugangsmöglichkeiten.
  • Gestiegen ist in den letzten Jahren außerdem die Inanspruchnahme der Altersrente für Schwerbehinderte: Jede/r achte Neurentner/in ging 2010 in diese Rentenart. Die Altersrente für Schwerbehinderte ist seit 2006 als einzige Altersrentenart für Männer verblieben, die – mit Abschlägen – ab einem Alter von 60 Jahren bezogen werden kann, sofern eine Schwerbehinderung anerkannt wurde.
  • Rentenzugänge aus Langzeiterwerbslosigkeit haben seit 2008 abgenommen. Obwohl gerade bei den Langzeiterwerbslosen ein Aufschieben des Rentenbeginns zu beobachten ist, sind die Abschläge im Durchschnitt besonders hoch, die durchschnittlichen Rentenzahlbeträge vergleichsweise niedrig und – anders als bei den stabil Beschäftigten – in den letzten Jahren deutlich sinkend.

 

 

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