Arbeitsförderung für Ältere: Weniger Maßnahmen, weniger Chancen

(Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten)
Artikel-Bild

Arbeitslosigkeit trifft zunehmend auch Menschen über Sechzig. Die Arbeitsförderung hat aber mit der Entwicklung der Altersarbeitslosigkeit in den letzten Jahren nicht Schritt gehalten. Die -Teilnahmezahlen sind rückläufig und haben bei den älteren Arbeitslosen stärker abgenommen als bei den jüngeren. Sie werden nach wie vor unterproportional gefördert, und die Chancen, (wieder) einen Job zu finden, sind im Vergleich zu Jüngeren auch nach einer Maßnahme geringer.

Das zeigt der aktuelle Altersübergangsreport des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE), der die Jahre 2010 bis 2018 – also vor Einsetzen der Corona-Krise – auf dem Arbeitsmarkt analysiert. Das zugrundeliegende Forschungsprojekt wird von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert.

Um die Erwerbschancen Älterer zu verbessern, sind die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen nach Ansicht von Vermittlungsfachkräften weniger geeignet. Vor allem die persönliche Beratung der Arbeitsuchenden und der Unternehmen, die ältere Arbeitslose einstellen, sind wichtige Mittel. Allerdings ist die Wirkung der Beratung nur schwer messbar. Darüber hinaus könnte die Beratung – möglicherweise auch unterlassene Beratung – dazu geführt haben, dass ältere Arbeitslose keine Arbeitsangebote erhalten haben und deshalb in den letzten Jahren, aufgrund einer Sonderregelung, zunehmend aus der Arbeitslosenstatistik fallen.

Die Arbeitsförderung für ältere Arbeitsuchende muss nach Einschätzung der IAQ-Forscher Prof. Dr. Martin Brussig und Arthur Kaboth sowohl quantitativ wie qualitativ ausgebaut werden. Diese Weiterentwicklung sei vor allem wegen der stufenweisen Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre erforderlich, betonen sie. Die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und die Beratung seien dabei keine Gegensätze, denn eine effektive und angemessene Unterstützung sei Voraussetzung, um an einer geeigneten Maßnahme teilzunehmen.

Die Chancen auf einen Job hängen allerdings nicht nur von den Bemühungen der Arbeitsagenturen und Jobcentern ab, sondern auch im hohen Maße vom Einstellungsverhalten der Arbeitgeber und nicht zuletzt von der Bereitschaft der Arbeitsuchenden.

Hintergrund
Der Altersübergangs-Report des IAQ veröffentlicht seit 2004 in unregelmäßiger Folge Ergebnisse des ‚Altersübergangs-Monitors‘.

 

  LINKS  

 

Arbeiten jenseits der Regelaltersgrenze
Fachkräftemangel und Rentenaufschubprämie: Chancen und Herausforderungen Der zunehmende Fachkräftemangel in Deutschland verstärkt die Diskussion um eine Anhebung der Regelaltersgrenze über das 67. Eine der aktuell diskutierten Maßnahmen ist die...
Erwerbstätigkeit unter Rentner*innen in Deutschland: Trends und Beweggründe
Eine aktuelle Erhebung des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass im Jahr 2023 13 Prozent der Rentner*innen zwischen 65 und 74 Jahren erwerbstätig waren. Dieser Anteil verdeutlicht den zunehmenden Trend, dass viele Menschen auch nach Erreichen des...
Babyboomer mit Wunsch nach vorzeitigem Ruhestand
Herausforderungen bei der Stellenbesetzung und im Umgang mit älteren Arbeitnehmer*innen Viele Unternehmen in Deutschland stehen vor dem Problem, offene Stellen nur schwer besetzen zu können. Ein wichtiger Faktor, der diese Situation verschärft,...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • Migrationsgeschichte prägt zunehmend Schülerlandschaft in NRW

    Im Schuljahr 2023/24 hat der Anteil der Schüler*innen mit Zuwanderungsgeschichte in Nordrhein-Westfalen mit 43 Prozent einen neuen Höchststand erreicht. Insbesondere in städtischen Gebieten wie Wuppertal (58 %), Duisburg (56 %) und Gelsenkirchen...

.