Auswirkungen der Corona-Krise auf die Arbeitssituation von Menschen im mittleren und höheren Erwerbsalter
Ältere Erwerbstätige ab 55 Jahren arbeiten während der Corona-Krise seltener im Homeoffice als Personen im mittleren Erwerbsalter
Die Heimarbeit von Erwerbstätigen im mittleren und höheren Erwerbsalter hat während der Corona-Krise stark zugenommen. Neue Daten aus dem Deutschen Alterssurvey zeigen: Erwerbstätige ab 46 Jahren haben in den ersten Monaten der Corona-Krise ihre Arbeitsstunden im Homeoffice verdoppelt. Dabei zeigen sich Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Erwerbstätige ab 55 Jahren waren seltener von der Arbeitsverlagerung ins Homeoffice betroffen als 46- bis 54-Jährige.
Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben für viele Erwerbstätige zu erheblichen Veränderungen der Arbeitssituation geführt. Eine Befragung im Rahmen des Deutschen Alterssurveys (DEAS) im Juni und Juli zeichnet Veränderungen in der Erwerbsarbeit für Personen im mittleren (von 46 bis 54 Jahren) und höheren Erwerbsalter (ab 55 Jahren) nach.
Insgesamt verdoppelte sich die im Durchschnitt aller Erwerbstätigen ab 46 Jahren zuhause geleistete Arbeitszeit von 3,9 auf 8,6 Wochenstunden, mehr als ein Viertel (26,7 Prozent) verlagerte einen Teil der Arbeit ins Homeoffice oder erhöhte die Heimarbeitszeit.
Die älteren Arbeitskräfte ab 55 Jahren haben seltener neu mit Heimarbeit begonnen oder diese ausgeweitet als die im mittleren Alter befindlichen Erwerbstätigen (46- bis 54-Jährige):
- Im Juni/Juli arbeiteten 36,1 Prozent von den Erwerbstätigen ab 55 Jahren teilweise oder ganz im Homeoffice gegenüber 41,1 Prozent der 46- bis 54-Jährigen.
- Der Zuwachs an wöchentlichen Stunden im Homeoffice bei den älteren Erwerbstätigen ab 55 Jahren fiel schwächer aus (von 4,2 auf 8,0 Stunden) als bei den 46- bis 54-Jährigen (von 3,6 auf 9,2 Stunden).
Dieses Ergebnis überrascht, da zu erwarten gewesen wäre, dass zum Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus insbesondere ältere Arbeitskräfte verstärkt in die Heimarbeit wechseln. Nach Einschätzung von Heribert Engstler, einem der AutorInnen, kann es verschiedene Gründe dafür geben, dass Ältere ihre Heimarbeit nicht stärker ausgeweitet haben. Die ab 55-Jährigen arbeiten beispielsweise etwas häufiger als die 46- bis 54-Jährigen im Öffentlichen Dienst und in systemrelevanten Berufen, beides Bereiche mit unterdurchschnittlicher Heimarbeitsquote. Möglicherweise sehen die älteren Arbeitskräfte für sich aber auch kein höheres Risiko durch eine Corona-Infektion als die Beschäftigten mittleren Alters - und daher auch nicht häufiger die Notwendigkeit, ihre Arbeit ins Homeoffice zu verlagern.
Längerfristig, d.h. über die Zeit der Pandemie hinaus, könnte sich die Ermöglichung von Heimarbeit (auch durch den Wegfall von Wegezeiten) positiv auf die Vereinbarkeit der Erwerbstätigkeit mit familiären Sorgetätigkeiten, wie die Pflege von Angehörigen, auswirken. Auch könnte die Ausweitung des Arbeitens im Homeoffice ältere Beschäftigte dazu ermutigen, länger im Erwerbsleben zu bleiben.
Hintergrund
Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. An der schriftlich-postalischen Befragung im Juni und Juli 2020 haben 4.762 Personen im Alter von 46 bis 90 Jahren teilgenommen. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
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