Renteneintrittsalter steigt stetig an
Altersrentenzugang in Deutschland: Betrachtung nach Geburtskohorten zeigt kontinuierlichen Anstieg des Renteneintrittsalters
Anders als in der Öffentlichkeit vielfach debattiert, ist beim Rentenzugangsalter keine Stagnation, sondern ein kontinuierlicher Anstieg zu beobachten. Dies zeigt der aktuelle Altersübergangs-Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen, der die jährlichen Daten der Deutschen Rentenversicherung zu Kohortenanalysen nach Geburtsjahr zusammenfasst.
Mit Hilfe dieses Ansatzes kann gezeigt werden, dass sich die Anhebung der Regelaltersrente sowie die Schließung vorzeitig beziehbarer Rentenarten (insb. Altersrente wegen Arbeitslosigkeit; Altersrente für Frauen) aufgrund der Rentenreformen insbesondere in den jüngeren Kohorten deutlich auswirkt.
Basierend auf Daten der Deutschen Rentenversicherung analysiert IAQ-Forscher Prof. Dr. Martin Brussig Rentenzugänge im Vergleich von Geburtskohorten der Jahre 1943 bis 1954: »Das durchschnittliche Alter beim Zugang in Altersrenten ist bei den Männern von 63,3 Jahren in der Kohorte der 1943 Geborenen auf 64,5 Jahre in der Kohorte der 1954 Geborenen gestiegen, d. h. um etwa ein Jahr. Bei den Frauen stieg das durchschnittliche Rentenzugangsalter im selben Zeitraum von 62,9 auf 64,5 Jahre und damit sogar über 1,5 Jahre an. […] Zugleich haben bei Männern und Frauen die Zugänge in Altersrenten nach der Vollendung des 65. Lebensjahres deutlich zugenommen. Hier schlägt sich der Anstieg der Regelaltersgrenze deutlich nieder, der für jede nachfolgende Kohorte […] einen stetig wachsenden Teil der Rentenzugänge ab 65 Jahren nach sich zieht.«
Trotz der Anhebung der Regelaltersgrenze besteht weiterhin ein anhaltendes Interesse an einem frühzeitigen Rentenbeginn. Allerdings haben die jüngeren Kohorten aufgrund der erhöhten frühestmöglichen Altersgrenzen keine Möglichkeit mehr, mit 60 Jahren in Altersrente zu gehen. Das Altersspektrum, in dem die Mehrheit der Renteneintritte stattfindet, hat sich somit deutlich eingeengt und liegt nun zwischen 63 und 66 Jahren. Innerhalb dieses Spektrums bleibt das Verhältnis zwischen frühen und späten Renteneintritten nahezu konstant.
Die flexiblen Rentenzugangsmöglichkeiten werden vor allem für einen frühen Rentenbeginn genutzt, anstatt den Rentenbeginn aufzuschieben (»Flexibilisierung nach unten«). »Soll die Flexibilisierung auch nach oben, das heißt hin zu einem späteren Renteneintritt, erfolgen, müssen sich die Arbeitsbedingungen für ältere Menschen ganz erheblich verbessern«, so Arbeitsmarktexperte Prof. Dr. Martin Brussig.
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