Was hält ältere Beschäftigte länger auf dem Arbeitsmarkt?

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Ältere Arbeitskräfte im demografischen Wandel: Beschäftigungspotenziale im internationalen Vergleich

Das Ziel des Forschungsberichts, der durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vorgelegt wurde, ist es, die Erwerbstätigkeit älterer Menschen im internationalen Vergleich zu analysieren, um Faktoren zu identifizieren, die zu hohen Beschäftigungsquoten in anderen Ländern beitragen. Diese Erkenntnisse sollen dazu dienen, Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, die die Beschäftigungssituation älterer Menschen in Deutschland weiter verbessern können.

In zahlreichen westlichen Ländern, darunter auch Deutschland, ist eine Zunahme der Bevölkerungsgruppe der über 65-Jährigen zu verzeichnen, die auf die geburtenstarken Jahrgänge der vergangenen Jahrzehnte zurückzuführen ist. Gleichzeitig erfolgt ein Rückgang der Anzahl junger Arbeitskräfte, was zu einer Verringerung des Arbeitskräftepotenzials führt.

Diese Entwicklung konfrontiert die Rentensysteme mit signifikanten Herausforderungen, da die Anzahl der Personen, die in die Altersvorsorge einzahlen, sinkt, während die Anzahl der Rentenempfänger steigt. In Anbetracht dessen erfährt die Erwerbsbeteiligung älterer Menschen eine gesteigerte Relevanz.

Internationale Vergleichsstudie

Im Rahmen einer internationalen Vergleichsstudie wird in dem Forschungsbericht die Erwerbstätigkeit älterer Menschen im internationalen Kontext analysiert und es werden Länder mit besonders hohen Erwerbsquoten beleuchtet.

Das Ziel besteht in der Identifikation von Faktoren, welche die hohen Beschäftigungsraten begünstigen, um daraus Ansätze zur Verbesserung der Situation in Deutschland abzuleiten.

Erwerbstätigkeit Älterer in Deutschland

In den vergangenen Jahrzehnten konnte Deutschland erhebliche Fortschritte bei der Beschäftigung älterer Menschen, insbesondere der 50- bis 64-Jährigen, verzeichnen.

Im Vergleich zu den führenden Ländern besteht lediglich ein geringer Abstand. Bei der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen besteht jedoch ein größerer Rückstand.

Zukünftige Reformen, wie beispielsweise die schrittweise Einführung der Rente mit 67, könnten dazu beitragen, den Rückstand zu verringern, während die »Rente mit 63« einen bremsenden Effekt haben könnte.

Erfolgsfaktoren für hohe Erwerbsquoten

Ein Blick auf Länder wie Island, Schweden, Norwegen, Neuseeland und Japan zeigt, dass hohe Erwerbsquoten älterer Menschen oft auf spezifischen Faktoren basieren:

  • Das Bildungsniveau sowie die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen sind von entscheidender Bedeutung für die Analyse der Erwerbsbeteiligung. In Island, Schweden und Norwegen resultiert eine hohe Erwerbsbeteiligung aus einem hohen Bildungsniveau sowie kontinuierlichen Weiterbildungsmöglichkeiten.
  • Die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt ist ein weiterer Aspekt, der in diesem Kontext Beachtung findet. Eine hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen wirkt sich positiv auf die Erwerbsquoten älterer Menschen aus.
  • Ein geringer Lohnunterschied zwischen älteren und jüngeren Arbeitnehmern ist in Neuseeland zu verzeichnen, was die Wiederbeschäftigung Älterer erleichtert.
  • Die Förderung der Beschäftigung älterer Menschen in Neuseeland wird durch Öffentlichkeitsarbeit und Antidiskriminierungsmaßnahmen gewährleistet.
  • In Japan besteht aufgrund des demografischen Drucks und des Einkommensbedarfs für viele ältere Menschen die Notwendigkeit, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten. Die gute Gesundheit vieler Japaner ermöglicht es ihnen, länger aktiv zu bleiben.

Institutionelle Rahmenbedingungen und Empfehlungen

Der Bericht empfiehlt, die gesetzliche Regelaltersgrenze flexibel zu gestalten, um individuellen Ruhestandsentscheidungen Rechnung zu tragen.

Des Weiteren wird eine Flexibilisierung von Abschlägen und Zuschlägen vorgeschlagen. Ausnahmeregelungen für Härtefälle sind zu berücksichtigen.

Empfohlen wird darüber hinaus die Schaffung demografiefester Regelungen im Arbeitsrecht und in der Arbeitsmarktpolitik zur Förderung flexibler Beschäftigungsmöglichkeiten für Ältere.

Zusammenfassung

Es lässt sich feststellen, dass Deutschland bei der Beschäftigung älterer Menschen bedeutende Fortschritte erzielt hat. Im Vergleich zu Ländern wie Island, Schweden und Japan, die in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle einnehmen, steht Deutschland jedoch noch vor Herausforderungen.

Die Förderung der Erwerbsbeteiligung älterer Menschen kann von internationalen Beispielen lernen. Dazu gehören Verbesserungen in der Bildung und Weiterbildung, Maßnahmen zur Reduzierung des Lohnunterschieds sowie eine verstärkte Antidiskriminierungspolitik.

Flexibilität im Renteneintritt und eine gezielte Arbeitsmarktpolitik sind entscheidende Faktoren, um die Beschäftigung älterer Menschen nachhaltig zu sichern.

Bibliographie
Walwei, Ulrich (2024): Ältere Arbeitskräfte im demografischen Wandel: Beschäftigungspotenziale im internationalen Vergleich. (IAB-Forschungsbericht 14/2024), Nürnberg, 26 S. DOI:10.48720/IAB.FB.2414


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