Fachkräftemangel und demografischer Wandel

Anteil der Babyboomer in vielen Mangelberufen überdurchschnittlich hoch

In vielen Berufen verschärft sich die Fachkräftesituation durch die Alterung der geburtenstarken Jahrgänge, die zunehmend das Rentenalter erreichen. Dies betrifft vor allem sogenannte Engpassberufe, in denen bereits heute ein akuter Fachkräftemangel besteht.

Laut Daten des Mikrozensus 2023, die vom Statistischen Bundesamt bereitgestellt wurden, sind beispielsweise 44 % der Bus- und Straßenbahnfahrer*innen mindestens 55 Jahre alt. Dieser Wert liegt deutlich über dem Durchschnitt aller Berufe von 25 %.

Branchen mit hohem Ersatzbedarf

Die Daten zeigen, dass der Ersatzbedarf in einigen Branchen besonders hoch ist:

Grundstücks- und Wohnungswesen
Höchster Anteil an Beschäftigten im Alter von 55 Jahren und älter: 33 %.
Tätigkeiten umfassen Kauf, Verkauf, Vermietung und Verwaltung von Immobilien.

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Anteil der Beschäftigten 55+: 28 %.
Dazu gehören Berufe wie Land- und Forstwirte sowie Fischer.

Verkehr und Lagerei
Ebenfalls 28 % der Beschäftigten gehören zur Altersgruppe 55+.
Darunter fallen Berufskraftfahrer*innen und Tätigkeiten im Transportwesen.

Handel
Anteil der Beschäftigten 55+: 24 %.
Obwohl einige Berufe einen höheren Altersanteil aufweisen, liegt der Branchendurchschnitt leicht unter dem Gesamtdurchschnitt.

Gastgewerbe
Der Anteil älterer Beschäftigter ist mit knapp 20 % vergleichsweise gering.
Hier verschärft die demografische Entwicklung den Fachkräftemangel weniger stark.

Engpassberufe mit überdurchschnittlichem Anteil Älterer

In vielen Berufen, die bereits heute von Fachkräfteengpässen betroffen sind, ist der Anteil älterer Beschäftigter überdurchschnittlich hoch:

Güterverkehr
39 % der Berufskraftfahrer*innen sind mindestens 55 Jahre alt.

Straßen- und Tunnelwärter*innen
33 % gehören der Altersgruppe 55+ an. Diese Berufsgruppe ist für die Verkehrssicherheit, den Winterdienst und die Straßeninstandhaltung zuständig.

Fleischverarbeitung und -verkauf
Im Verkauf von Fleischwaren sind 36 % der Beschäftigten mindestens 55 Jahre alt, in der Verarbeitung sind es 30 %.

Gartenbau und Maurerhandwerk
Anteil älterer Beschäftigter: Gartenbau 34 %, Maurerhandwerk 30 %.

Altenpflege
27 % der Beschäftigten sind 55 Jahre und älter, was den Bedarf in einem ohnehin stark nachgefragten Berufsfeld weiter erhöht.

Zusammenfassung und Handlungsbedarf

Die Daten des Mikrozensus zeigen deutlich, dass der Fachkräftemangel aufgrund der demografischen Entwicklung weiter an Dynamik gewinnen wird. Branchen wie Verkehr, Landwirtschaft, Baugewerbe und Fleischverarbeitung stehen vor einem erheblichen Ersatzbedarf.

Maßnahmen wie gezielte Weiterbildung, bessere Arbeitsbedingungen und die Förderung jüngerer Arbeitskräfte könnten notwendig werden, um den Auswirkungen der Alterung entgegenzuwirken.

Diese Entwicklung macht deutlich, dass der Arbeitsmarkt zunehmend auf Strategien angewiesen ist, die ältere Arbeitnehmer*innen länger im Erwerbsleben halten und gleichzeitig Nachwuchskräfte gezielt fördern.

Zur Methodik
Die Angaben zu den abhängig Beschäftigten stammen aus den Erstergebnissen des Mikrozensus 2023. Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, bei der jährlich rund 1 % der Bevölkerung in Deutschland befragt wird. Alle Angaben beruhen auf Selbstauskünften der Befragten.

Die Ergebnisse beziehen sich auf Berufsuntergruppen nach der Klassifikation der Berufe 2010 (KldB 2010) beziehungsweise Wirtschaftsabschnitte nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ 2008).

Weitere Informationen
Daten und Fakten rund um das Thema Fachkräfte bündelt das Statistische Bundesamt auf einer eigenen Sonderseite (www.destatis.de/fachkraefte). Das Datenangebot umfasst die Bereiche Demografie, Erwerbstätigkeit, Bildung und Zuwanderung. Es reicht von Vorausberechnungen zur künftigen Zahl von Erwerbspersonen über Analysen zum Arbeitskräfteangebot bis hin zu Daten zu Arbeitsmigration und Ausbildungsmarkt.


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