Von der Frührente zum Ruhestand ab 67

(Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten)
AltersuebergangsreprotIAQ-Publikation untersucht 20 Jahre Altersübergang 
 
Länger arbeiten, später in Rente – mit dieser Strategie sollten die Probleme des demografischen Wandels gelöst werden. Dies schafft jedoch neue Probleme: Denn die Renten- und Arbeitsmarktreformen der letzten Jahrzehnte sorgten für ausgeprägte soziale Unterschiede im Altersübergang. Das zeigt eine aktuelle Publikation aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Das Buch resümiert Ergebnisses des langjährigen Forschungsprojektes »Altersübergangs-Monitor – ein Berichtssystem zum Übergang von Erwerbstätigkeit in den Ruhestand«. Dieses wurde von der Hans-Böckler-Stiftung und dem Forschungsnetzwerk Alterssicherung der Deutschen Rentenversicherung Bund gefördert. Die Autoren PD Dr. Martin Brussig, Prof. Dr. Matthias Knuth und Dr. Sarah Mümken zeichnen den Wandel in den letzten 20 Jahren nach: die Abkehr von der Frührente bis zum Anstieg der Alterserwerbsbeteiligung, die – auch im europäischen Vergleich – in Deutschland überraschend zunahm.

Gleichzeitig war das Reformtempo außerordentlich schnell: Sehr viele, aber bei weitem nicht alle Beschäftigten konnten mit der Anhebung der Altersgrenzen später in Rente gehen. Und viele stiegen nicht freiwillig aus dem Beruf aus, sondern wurden durch Arbeitslosigkeit oder nachlassende Leistungsfähigkeit dazu gezwungen.

Bei diesem Wandel haben Renten- und Arbeitsmarktpolitik nicht immer ineinandergegriffen und folgten keinem einheitlichen Konzept, stellen die IAQ-Forscher fest. Arbeitslosigkeit wurde lange als soziales Arrangement einkalkuliert, um früher aus dem Arbeitsleben ausscheiden zu können – von Arbeitgebern, Gewerkschaftlern und Beschäftigten gleichermaßen. Nach Abschaffung der Frührente kümmerte sich die aktive Arbeitsmarktpolitik verstärkt um die älteren Arbeitslosen, allerdings geschah dies zögerlich. Die soziale Sicherung in dieser Phase hat sich deutlich verschlechtert, ohne dass sich die Wiederbeschäftigungsmöglichkeiten verbesserten.

Die Personalmanager in den Betrieben setzen sich mit ihrer alternden Belegschaft bisher noch wenig auseinander – weder bei passenden Arbeitsbedingungen noch bei den Neueinstellungen von Älteren. »Mit dem demografischen Wandel und der Gewöhnung an ältere Beschäftigte – vor allem, wenn jüngere Fachkräfte fehlen – wird sich eine altersgerechte Personalpolitik aber künftig stärker durchsetzen«, hoffen die IAQ-Forscher. Doch selbst dann werden viele nicht bis zur Regelaltersgrenze arbeiten können. Die daraus resultierenden Probleme der sozialen Sicherung sind noch weitgehend ungelöst.

Bibliographie
Brussig, Martin / Knuth, Matthias / Mümken, Sarah
Von der Frühverrentung bis zur Rente mit 67. Der Wandel des Altersübergangs von 1990 bis 2012.
Bielefeld: transcript Verlag 2016
ISBN 978-3-8376-3429-7

 

 

Bildung und Gesundheit beeinflussen Zufriedenheit am Ende des Berufslebens
Arbeitszufriedenheit vor dem Ruhestand: Leichter Rückgang in den letzten Berufsjahren Eine neue Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA), veröffentlicht im European Journal of Ageing, zeigt, dass die Arbeitszufriedenheit in Deutschland...
Mehrheit der Deutschen wünscht frühen Renteneintritt
Eine deutliche Mehrheit von 62,9 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland möchte spätestens mit 63 Jahren oder früher in Rente gehen. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Demographie-Netzwerks ddn hervor. Rund 37,5 Prozent streben sogar...
Fast 20 Millionen Erwerbstätige vor der Rente: Herausforderungen für den Arbeitsmarkt
Zuwanderung und ältere Erwerbstätige als Schlüssel Bis zum Jahr 2036 werden in Deutschland fast 20 Millionen Erwerbstätige das Rentenalter erreichen. Diese Entwicklung betrifft vor allem die geburtenstarken Jahrgänge 1957 bis 1969. Die...

.