EU-Bericht: Zuwanderer der zweiten Generation sind in der Regel gut in den Arbeitsmarkt integriert und besitzen ein hohes Bildungsniveau

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Wie gut schneiden die Zuwanderer der zweiten Generation auf dem Arbeitsmarkt und im Bildungsvergleich der Europäischen Union (EU) ab? Wie sind die Leistungen der im Inland geborenen Nachkommen von Zuwanderern im Verhältnis zur Leistung ihrer Altersgenossen mit im Inland geborenen Eltern? Wie entwickeln sie sich im Vergleich zu Zuwanderern der ersten Generation? Beeinflusst die Herkunft ihrer im Ausland geborenen Eltern ihre Leistung? Antworten auf diese und andere Fragen finden sich in der Reihe von »Statistics Explained«-Artikeln zum Thema Zuwanderer der zweiten Generation, die jüngst von Eurostat veröffentlicht wurden.

Im Jahr 2014 betrug der Anteil der im Inland geborenen Personen ohne Migrationshintergrund in der Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen 82,4% der EU-Bevölkerung (251,7 Millionen Personen). 11,5% (36,5 Millionen) waren im Ausland geboren und 6,1% (18,4 Millionen) galten als Zuwanderer der zweiten Generation, da 4,4% (13,3 Millionen) mindestens ein in der EU geborenes Elternteil hatten und bei 1,7% (5,1 Millionen) beide Elternteile außerhalb der EU geboren waren.

Die höchsten Anteile von Zuwanderern der zweiten Generation an der gesamten Wohnbevölkerung verzeichneten von den EU-Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen, Estland (21,4%), Lettland (19,1%), Luxemburg (16,2%), Frankreich (14,3%), Schweden (11,2%), Belgien (11,0%), Slowenien (10,6%) und Kroatien (10,3%).

 

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Zuwanderer der zweiten Generation erzielen bessere Bildungsergebnisse auf EU-Ebene...

Im Jahr 2014 war die Quote der tertiären Bildungsabschlüsse auf EU-Ebene in der Altersgruppe der 25- bis 54- Jährigen bei Zuwanderern der zweiten Generation mit EU- sowie mit Nicht-EU-Hintergrund höher (38,5% bzw. 36,2%) als bei ihren Altersgenossen ohne Migrationshintergrund (30,9%). Die Quote war bei ihnen auch höher als bei Zuwanderern der ersten Generation, die in einem anderen EU-Mitgliedstaat (33,3%) oder einem Drittstaat (29,4%) geboren wurden.


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... zwischen den Mitgliedstaaten gibt es jedoch große Unterschiede

Von diesem Muster auf EU-Ebene ist jedoch keinesfalls auf die Situation in den Mitgliedstaaten zu schließen, wo teils große quantitative Unterschiede bestehen oder sich die Lage genau entgegengesetzt darstellt. So waren in Portugal, Zypern, Malta, Ungarn, dem Vereinigten Königreich und Italien die Anteile von Personen mit einem hohen Bildungsniveau bei Zuwanderern der zweiten Generation fünf oder mehr Prozentpunkte höher als bei Personen ohne Migrationshintergrund. In Belgien, Luxemburg, Lettland, der Tschechischen Republik und Finnland hingegen lag der Anteil von Zuwanderern der zweiten Generation mit tertiärem Bildungsabschluss mindestens fünf Prozentpunkte unter dem Anteil hochqualifizierter Altersgenossen ohne Migrationshintergrund.

Beim Vergleich der Zuwanderer der zweiten Generation mit den Zuwanderern der ersten Generation in Bezug auf die Anteile von Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss in der Gruppe der 25- bis 54-Jährigen zeigten sich die größten Unterschiede (zehn Prozentpunkte oder mehr zugunsten der zweiten Generation) in Zypern, Slowenien, Griechenland, Spanien, Portugal und Italien. Ein vollkommen entgegengesetztes Bild ergab sich jedoch in Luxemburg, Polen und der Tschechischen Republik: Dort blieben Zuwanderer der zweiten Generation in Bezug auf die Quote der tertiären Bildungsabschlüsse mit mindestens zehn Prozentpunkten hinter den Zuwanderern der ersten Generation zurück.

Beschäftigungsquote von Zuwanderern der zweiten Generation in der EU ähnlich der von im Inland Geborenen ohne Migrationshintergrund

Im Jahr 2014 waren auf EU-Ebene 81,1% der Zuwanderer der zweiten Generation zwischen 25 und 54 Jahren mit mindestens einem in der EU geborenen Elternteil in Beschäftigung. Dieser Anteil war etwas höher als bei den im Inland geborenen Personen ohne Migrationshintergrund (78,6%, ein Unterschied von 2,5 Prozentpunkten, Pp.) und 7,1 Pp. höher als bei Zuwanderern der zweiten Generation mit zwei außerhalb der EU geborenen Elternteilen (74,0%). Zudem war die Beschäftigungsquote bei den Zuwanderern der zweiten Generation mit EU-Hintergrund höher als bei Zuwanderern der ersten Generation, die in einem anderen EU-Mitgliedstaat (Unterschied von 4,0 Pp.) oder in einem Drittstaat (15,6 Pp.) geboren wurden.

Beschäftigungsquoten von Zuwanderern der zweiten Generation in Bulgarien, Luxemburg, Portugal und Ungarn höher als von im Inland geborenen Personen ohne Migrationshintergrund

Im Jahr 2014 war in den Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen, die Beschäftigungsquote von Zuwanderern der zweiten Generation in Bulgarien, Luxemburg, Portugal, Ungarn, Finnland und Polen genauso hoch wie bei Personen ohne Migrationshintergrund oder sogar höher. In Belgien, Kroatien, Lettland, Malta, Slowenien, Österreich und Deutschland war das Gegenteil der Fall; dort lag sie mindestens fünf Prozentpunkte darunter.

Beim Vergleich der Beschäftigungsquoten von Zuwanderern der zweiten Generation in der Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen mit der von Zuwanderern der ersten Generation ergaben sich anteilsmäßig die größten Unterschiede (zehn Prozentpunkte und mehr zugunsten der Zuwanderer der zweiten Generation) in Frankreich, Schweden, Finnland, Bulgarien und Österreich. In Lettland und Litauen war die Beschäftigungsquote von Zuwanderern der zweiten Generation jedoch mindestens fünf Prozentpunkte niedriger als die Beschäftigungsquote von Zuwanderern der ersten Generation.

 

 

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