DGB-Index Gute Arbeit 2016: Digitalisierung braucht Regeln
Studie: Digitalisierung sorgt für Stress - Knapp 50 Prozent der Befragten klagen über höhere Belastung
Wie steht es um die Arbeitsbedingungen in Deutschland? Und wie wirkt sich die Digitalisierung auf den Alltag der Beschäftigten aus? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der zehnten Repräsentativbefragung des DGB-Index Gute Arbeit. An der Befragung für den diesjährigen Index nahmen bundesweit knapp 10.000 Beschäftigte teil.
Die repräsentativen Ergebnisse zeigen, dass bei 82 Prozent aller Beschäftigten die Arbeit durch Digitalisierungsprozesse beeinflusst wird. Bei 60 Prozent aller Befragten trifft dies sogar in hohem oder sehr hohem Maße zu:
Die Vorstellung des neuen DGB-Index Gute Arbeit 2016 kommentierten der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann und der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis, wie folgt:
»Die Digitalisierung verschärft derzeit ein Problem, auf das die Gewerkschaften seit langem hinweisen: die zunehmende Arbeitsintensität und der damit einhergehende Druck und Stress«, sagte DGB-Vorsitzender Hoffmann. »Rund 82 Prozent der Befragten gaben bei unserer Umfrage an, dass die Digitalisierung ihren Berufsalltag prägt – durch E-Mails, Smartphones, computergesteuerte Produktions- und Terminplanung. Und fast jeder Zweite gab an, dass dadurch die Arbeitsbelastung zugenommen hat. Grund dafür dürfte auch sein, dass sie selten mitbestimmen dürfen, wann und wie neue Technologien eingesetzt werden. Diese Ergebnisse bestätigen unseren Handlungsauftrag: Die Digitalisierung braucht Regeln, damit die Technik dem Menschen dient und nicht der Mensch der Technik. Eine umfassende Arbeitszeiterfassung gehört dazu, ebenso wie ein Mitbestimmungsrecht des Beschäftigten über seine Arbeitszeit. Es wird höchste Zeit, neue Regeln zu finden. Denn sonst verspielen die Arbeitgeber einen großen Vertrauensvorschuss, den die Umfrage ebenfalls gezeigt hat: Eine deutliche Mehrheit der Beschäftigten sieht die eigene Arbeit als wichtigen Beitrag für den Betrieb und die Gesellschaft, 86 Prozent identifizieren sich mit ihren Aufgaben«.
»Die Menschen verlangen faire Teilhabe an den Vorteilen der Digitalisierung. Aber wir sehen: Von allein kommt das nicht«, sagte Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE. »Natürlich ist es unser Interesse, dass die Unternehmen die Chancen nutzen, die Industrie 4.0 bietet. Zum Beispiel Chancen, die aus mehr Flexibilität in Produktion, Forschung und Entwicklung sowie Verwaltung entstehen. Aber wenn dieser technische Fortschritt zum Anlass für sozialen Rückschritt wird, wenn die Leute immer weiter ausgepresst werden wie eine Zitrone, sind wir alarmiert. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben bereits das Gefühl, ohnmächtig den großen Trends Digitalisierung und Globalisierung ausgeliefert zu sein. Und wenn das so ist, dann ziehen sie sich zurück und verweigern sich irgendwann. Deshalb müssen insbesondere die Chancen einer nochmals flexibleren Produktion auch den Beschäftigten zugutekommen. Darüber wollen wir mit den Arbeitgebern und mit der Politik eine grundsätzliche Verständigung erreichen. Wir wollen ein neues Verständnis der Arbeitszeit. Eine tarifvertraglich gesicherte und gestaltete Arbeitszeit, die Rahmenbedingungen schafft für mehr persönliche Wahlfreiheit. Warum sollte es für Schichtarbeiter beispielsweise nicht auch Teilzeit geben?«
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