Eine Frage der Arbeitszeit
Aktuelle Arbeitsmarktstudie: Berufsstarter wünschen sich flexible Arbeitszeiten, aber nur zu ihren Gunsten
Für deutsche Berufsstarter sind flexible Arbeitszeiten ein eindimensionales Thema. Zwar präferieren 81 Prozent von ihnen derartige Modelle, schränken aber ein, dass sie zu ihren Gunsten gestaltet sein müssen. Das ist eines der Ergebnisse des aktuellen GenY-Barometers, den das Karrierenetzwerk ABSOLVENTA gemeinsam mit dem Beratungs- und Marktforschungsunternehmen trendence sowie in Kooperation mit der Hochschule Koblenz erhebt. Demnach ergibt sich ein interessanter Widerspruch in der Erwartungshaltung der Berufsanfänger. Denn bei der Frage nach den bevorzugten Kernarbeitszeiten bevorzugen sie 7 bis 16 Uhr beziehungsweise 8 bis 17 Uhr. Dafür sprachen sich insgesamt drei Viertel der Befragten aus. Zudem liegt die bevorzugte Zahl der Wochenstunden im Schnitt bei etwas mehr als 36 Stunden. Wirkliche Flexibilität sieht anders aus.
Flexibilität nur zur Planungssicherheit
Flexible Arbeitszeiten werden aus Sicht der meisten Berufsstarter vor allem dann positiv bewertet, wenn sie mit einer Aufwertung der eigenen Freizeit und Unabhängigkeit verbunden sind. Beispiel: 96 Prozent ihrer Befürworter verbinden damit mehr Selbstbestimmung. Angebote in diese Richtung sind daher gewünscht. Ein Stundenkonto zum Wohle eines Sabbaticals etwa halten 87 Prozent für attraktiv. Die Bereitschaft, an Wochenenden oder Feiertagen zu arbeiten, ist andererseits verhalten. Ebenso gering ausgeprägt: der Wille, in den Abendstunden zu arbeiten. Das lehnen 58 Prozent der Befragten ab.
Hauptargumente für die Forderung nach flexiblen Arbeitszeiten sind dementsprechend Kriterien, die mit einer besseren Work-Life-Balance einhergehen. An erster Stelle steht dabei die Planungssicherheit für private Termine mit 55 Prozent, gefolgt von dem Argument mit gutem Gewissen nach Hause gehen zu können (25 Prozent) sowie der Annahme, dass die eventuell entstehenden Überstunden bezahlt oder abgefeiert werden (13 Prozent). Die Forderung nach flexibler Arbeitszeit geht indes nicht einher mit dem Wunsch zur Abschaffung von Zeitvorgaben und Zeiterfassungen. 42 Prozent befürchten, in diesem Fall mehr arbeiten zu müssen.
»Das Votum der Berufsstarter ist ein klares Statement für flexible und gegen fixe Arbeitszeiten und zwar über Geschlechter und Karrierephasen hinweg. Allerdings zeigt sich in unserer Studie erneut die auffallend hohe Anforderungshaltung dieser Generation. Denn Flexibilität ist hier eine Einbahnstraße. Sie ist nur dann gewünscht, wenn sie nutzt, und eben nicht, wenn sie Einschränkung im Arbeitsalltag bedeutet. Zudem: Wer in einem Atemzug Flexibilität und einen ‚Nine-to-five-Job‘ fordert, reduziert flexible Arbeitszeitmodelle auf schlichte Gleitzeit«, so Prof. Dr. Christoph Beck von der Fachhochschule Koblenz zu den Ergebnissen.
Widerspruch: Mehr Aufklärung bei Top-Attraktivitätsmerkmal gefragt
Der Begriff der flexiblen Arbeitszeiten ist bei weiten Teilen der Berufsstarter mit einem erheblichen Informationsdefizit verbunden. Nur gut sieben Prozent der Befragten fühlen sich ausreichend informiert. Mehr als die Hälfte wünscht sich beispielsweise in Stellenanzeigen eine genauere Umschreibung des Begriffes, weitere 41 Prozent immerhin von Fall zu Fall.
Trotz dieser offensichtlichen Unklarheit in der Begriffsdefinition sind flexible Arbeitszeiten eines der Top-Attraktivitätsattribute für Arbeitgeber. Immerhin würden bei einem Job-Angebot mit überzeugenden Modellen in diese Richtung 63 Prozent einen Jobwechsel in Betracht ziehen. Fast ein Viertel würde sich bei Fehlen des Themas in einer Stellenanzeige erst gar nicht bewerben.
Home Office ist wichtig, aber kein entscheidendes Kriterium
In modernen Arbeitswelten geht mit der Flexibilisierung von Arbeitszeiten auch die des Arbeitsortes einher. Home Office ist für 56,5 Prozent der Berufsstarter daher ebenfalls wichtig – wenn auch kein entscheidendes Argument bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber, was nur sieben Prozent angaben. Die Frage nach der Produktivität im Home Office wird überraschend ausgewogen beantwortet: 35 Prozent geben zu, im Home Office unproduktiver zu sein, 30 Prozent glauben produktiver zu sein und 34 Prozent sind unabhängig vom Arbeitsort gleich produktiv.
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