Prekäre Jobs eindämmen

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Wenn die Sozialpartner neue Wege gehen  

Mit dem deutschen »Beschäftigungswunder« hat für viele Menschen das Risiko des sozialen Abstiegs zugenommen: Mehr als 1,3 Millionen (rund 36 %) der seit 2004 zusätzlich geschaffenen Arbeitsplätze sind keine regulären Jobs, sondern unsichere Beschäftigungsverhältnisse – befristete Verträge, Leiharbeit, Minijobs oder kurze Teilzeit. Wie die Sozialpartner gemeinsam prekäre Arbeit eindämmen können, hat das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) in einem aktuellen Report untersucht.

An Beispielen wie der Arbeitnehmerentsendung in der Fleischindustrie, Minijobs im Dienstleistungssektor, dem Outsourcing öffentlicher Aufträge oder Subunternehmen in der Stahlindustrie haben die Wissenschaftler ausgelotet, ob jüngere Initiativen des sozialen Dialogs geeignet sind, Schutzlücken zu schließen. Ein Ergebnis der Fallstudien: Eine enge Zusammenarbeit aller Akteure – Tarifpartner, betriebliche Akteure und staatliche Instanzen – kann die Prekarität deutlich verringern.

Dabei ging es bei den untersuchten Initiativen im Wesentlichen darum, universelle Mindestbedingungen für Arbeit und Beschäftigung festzulegen, – und, was noch viel wichtiger ist, diese durchzusetzen. Das betrifft etwa die Einhaltung von Arbeitszeitgesetzen, die Zahlung von Branchen-Mindestlöhnen, oder auch grundlegende Maßnahmen zur Vermeidung von Arbeitsunfällen. Denn in weiten Teilen der deutschen Wirtschaft sind nicht einmal diese Minimalststandards gesichert, und erheblicher Aufwand ist erforderlich, um sie zu erreichen.

Aber nur eine Minderheit der Beschäftigten in der Privatwirtschaft ist überhaupt noch durch einen Tarifvertrag und einen Betriebsrat gedeckt (34 % im Westen und 25 % im Osten). Auf viele prekäre Arbeitsplätze haben Gewerkschaften und betriebliche Interessenvertreter keinen Einfluss; ihre organisatorischen Zuständigkeiten sind infolge von Outsourcing, Rückgriff auf Leiharbeit und Solo-Selbständige zerstückelt. Selbst viele Normalarbeitnehmer vor allem in kleinen Betrieben haben keinen kollektiven Schutz, falls ihre Ansprüche verletzt werden. »Die Arbeitsstandards für sie sind ebenfalls unter Druck geraten, so dass es auch hier eine Spaltung in vergleichsweise gut und schlecht geschützte Beschäftigungsverhältnisse gibt«, stellt die IAQ-Forscherin Dr. Karen Jaehrling fest.

Eine der größten Herausforderungen sieht sie derzeit darin, den sozialen Dialog über Organisationsgrenzen hinweg zu führen. »Die Arbeitsmarktspaltung lässt sich verringern, gerade dort, wo Ressourcen und Verfahren der Arbeitsbeziehungen noch vergleichsweise gut erhalten sind«. Weiterhin bedürfe es jedoch auch direkter gesetzlicher Eingriffe, um Unternehmensstrategien gegen Prekarität zu ‚fordern und fördern‘.

 

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