Hartz IV: Langer Leistungsbezug ist nicht gleich Langzeitarbeitslosigkeit

(Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten)
IAB

Nur etwa jeder vierte erwerbsfähige Langzeitleistungsbezieher von Hartz IV ist auch langzeitarbeitslos. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Langzeitleistungsbezieher können beispielsweise erwerbstätig und dabei auf aufstockende Hartz-IV-Leistungen angewiesen sein. Andere sind nicht als arbeitslos registriert, weil sie dem Arbeitsmarkt zum Beispiel aufgrund von Krankheit oder Versorgung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen nicht zur Verfügung stehen. Wiederum andere sind kürzer als ein Jahr arbeitslos, waren aber bereits zuvor auf Hartz IV angewiesen, beispielsweise als Aufstocker.

Insgesamt beziehen 6,1 Millionen Menschen Hartz IV. Darunter sind 1,7 Millionen nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte, vor allem Kinder unter 15 Jahren. Unter den 4,4 Millionen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sind 3,1 Millionen Langzeitleistungsbezieher, die innerhalb von 24 Monaten mindestens 21 Monate auf Hartz IV angewiesen waren.

Fast 1,2 Millionen Personen bezogen zwischen Anfang 2005 und Ende 2013 durchgehend Hartz-IV-Leistungen. Dabei sind die nicht erwerbsfähigen Leistungsberechtigten mitgerechnet, also auch Kinder unter 15.

Während keineswegs alle Hartz-IV-Empfänger langzeitarbeitslos sind, gilt gleichzeitig: Von den Langzeitarbeitslosen beziehen rund 90 Prozent Hartz IV. Die verbleibenden zehn Prozent haben entweder Ansprüche auf Arbeitslosengeld, weil sie über 50 sind und sie daher länger als ein Jahr Arbeitslosengeld bekommen, oder sie haben keinen Anspruch auf Hartz IV, weil beispielsweise ihr Partner gut verdient oder sie über Vermögen oberhalb der Freigrenzen verfügen.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen verharrt seit 2010 bei rund einer Million, etwa jeder dritte Arbeitslose ist schon mindestens ein Jahr arbeitslos. Unter den Langzeitarbeitslosen ist der Anteil an Personen, deren Chancen am Arbeitsmarkt eher ungünstig sind, zwischen 2010 und 2014 gestiegen. Im Jahr 2010 hatten beispielsweise 47 Prozent der Langzeitarbeitslosen keinen Berufsabschluss, vier Jahre später 51 Prozent. 2010 waren 21 Prozent der Langzeitarbeitslosen über 55 Jahre alt, vier Jahre später 26 Prozent.

Durchschnittlich 1,5 Prozent der Langzeitarbeitslosen wechseln pro Monat in eine ungeförderte Beschäftigung. Für Arbeitslose mit einer Arbeitslosigkeitsdauer von unter einem Jahr ist die Wahrscheinlichkeit etwa sechsmal höher.

Gleichzeitig betonen die IAB-Forscher, dass mehr als zwei Drittel der erwerbsfähigen Leistungsbezieher in einem Zeitraum von sechs Jahren zumindest kurzfristige Phasen der Erwerbstätigkeit aufweisen. Bei der Hälfte der erwerbsfähigen Leistungsbezieher dauerte die Erwerbstätigkeit insgesamt mindestens ein Jahr.

 

 

  LINKS  

 

Kritik des Bundesrates am Entwurf des SGB-III-Modernisierungsgesetzes
SGB-III-Modernisierung: Parallele Strukturen oder bessere Kooperation? Der Bundesrat hat im Zusammenhang mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung der Arbeitslosenversicherung und Arbeitsförderung (SGB III-Modernisierungsgesetz)...
Entwurf des SGB-III-Modernisierungsgesetzes vorgelegt
Ausbildungsgarantie und Jugendmobilität: Schwerpunkte im SGB-III-Modernisierungsgesetz Der am 19. August 2024 vom Bundeskabinett beschlossene Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung des SGB III markiert einen wichtigen Schritt zur...
Effektive Förderung durch das Teilhabechancengesetz
IAB-Evaluation bestätigt positive Impulse für Langzeitarbeitslose Das Teilhabechancengesetz, ein zentrales Instrument in der Arbeitsförderung, zeigt signifikante Erfolge in der Integration von langzeitarbeitslosen Personen in den Arbeitsmarkt....

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

.