Home-Office ist für vier von zehn Arbeitnehmern in Deutschland karriererelevant
Die Sehnsucht nach mehr Selbstbestimmung, was Arbeitszeit und Arbeitsort angeht, hat im vergangenen Jahr weltweit deutlich zugenommen - und Angebote zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung gehören inzwischen vielerorts zum Unternehmensalltag.
Während Unternehmen in anderen Ländern durch Angebote wie bezahlten Urlaub oder die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit an Attraktivität gewinnen, sind es in Deutschland vor allem die Themen Home-Office (39 Prozent) und Gleitzeit (26 Prozent), die Arbeitnehmer bewegen. Das ist ein Ergebnis der Manpower-Studie »Global Candidate Preferences«, für welche 14.000 Berufstätige in 19 Ländern befragt wurden.
Viele Jahre wurde in Unternehmen eine Kultur gelebt, in der die Anwesenheit der Mitarbeiter mehr Bedeutung hatte als die eigentliche Arbeitsleistung. Heute hingegen glauben zwei Drittel (63 Prozent) der Arbeitnehmer nicht mehr, dass sie für ihre Arbeit unbedingt zu festen Zeiten an ihrem Schreibtisch im Unternehmen sitzen müssen.
Dabei sind die persönlichen Gründe für eine flexible Arbeitszeitgestaltung von Land zu Land ganz unterschiedlich. In Indien träumt jeder dritte Berufstätige (35 Prozent) wegen langer Anfahrtszeiten und Staus in den Städten vom Home-Office. In Japan möchte mehr als jeder vierte Arbeitnehmer (28 Prozent) gerne flexibel zwischen Früh- und Spätschichten wählen können. In China wiederum ist der Wunsch nach Sabbaticals oder längeren Berufspausen dreimal so hoch wie anderswo - das rasante Unternehmenswachstum lässt viele Arbeitnehmer im Reich der Mitte nach Ruhe und Entspannung suchen.
Und die Deutschen? Für sie gehören vor allem Gleitzeit (26 Prozent) und Home-Office in Vollzeit (24 Prozent) oder anteilig (15 Prozent) zu den wichtigsten Instrumenten bei der Arbeitszeitflexibilisierung.
Ob Babyboomer oder Millennial - alle wollen flexibel arbeiten
»Der Wunsch nach mehr Arbeitszeitflexibilität ist unabhängig vom Alter und Geschlecht der Mitarbeiter«, sagt Herwarth Brune von der ManpowerGroup Deutschland. »Jede Generation, egal ob Babyboomer oder Millennial, hat aus unterschiedlichen Gründen den Bedarf nach mehr Flexibilität«. Dabei ist zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten Frauen (54 Prozent) und Männern (46 Prozent) in Deutschland mittlerweile fast gleichermaßen wichtig.
Besonders spannend: Der Wunsch nach mehr Flexibilität bei der Arbeit hat inzwischen auch die Chefetagen erfasst. Je höher ein in Vollzeit tätiger Arbeitnehmer in der Hierarchie angesiedelt ist, desto ausgeprägter ist häufig auch sein Wunsch nach Home-Office beziehungsweise nach der Möglichkeit, ortsunabhängig zu arbeiten. 44 Prozent der in Deutschland interviewten Geschäftsführer und Vorstände gaben an, dass es ihnen persönlich sehr wichtig ist, auch von zu Hause aus arbeiten zu können. Zum Vergleich: Nur jeder dritte Abteilungsleiter und gut jede fünfte berufserfahrene Fachkraft zählt zu den Home-Office-Befürwortern.
Flexible Arbeitszeiten sind anderen Nationen wichtiger
Verblüffend ist zudem die Geschwindigkeit, mit der der Wunsch nach flexibleren Arbeitsmodellen gestiegen ist. Im Schnitt benannten 38 Prozent der weltweit Befragten Arbeitszeitflexibilität als eine der drei wichtigsten Motivationsfaktoren für ihre beruflichen Entscheidungen. Dieser Anteil stieg innerhalb von nur einem Jahr in China um 30 Prozentpunkte, in den USA um 29 Prozent und in Australien um 21 Prozent.
Die Wegbereiter flexibler Arbeitsmodelle waren internationale Unternehmen und Technologiefirmen. Mittlerweile haben auch viele andere Arbeitgeber auf die Entwicklung reagiert. Mehr Unternehmen als je zuvor bieten Flexibilisierung an. »Im Wettbewerb um die besten Fachkräfte ist das auch wichtig«, sagt Herwarth Brune. »Die Möglichkeit, seine Arbeitszeit frei einteilen zu können, ist bei Bewerbern mit vergleichbaren Jobangeboten häufig das Zünglein an der Waage, sich für den einen oder den anderen Arbeitgeber zu entscheiden«.
Hintergrund
Die Studie »Global Candidate Preferences« basiert auf den Antworten von fast 14.000 Arbeitnehmern zwischen 18 und 65 Jahren aus 19 Ländern weltweit. Die Studie wurde im Auftrag von ManpowerGroup Solutions im vierten Quartal 2016 durchgeführt.
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