Zeitarbeit geht auf die Gesundheit: Fehlzeiten fast eine Woche länger
Fast eine Million Menschen in Deutschland sind derzeit laut einer aktuellen Antwort der Bundesregierung in Leiharbeit beschäftigt - 4,4 Prozent mehr als 2015. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) geht Zeitarbeit nicht nur mit unsicheren Lebensverhältnissen einher, sondern auch mit erhöhten Fehlzeiten. Danach waren Zeitarbeiter in Deutschland im vergangenen Jahr durchschnittlich 20,3 Tage und damit 5,6 Tage mehr krankgeschrieben als die Beschäftigten der übrigen Branchen mit 14,7 Tagen.
Vor allem von psychischen Erkrankungen (3,4 in der Zeitarbeit zu 2,4 Tagen bundesweit) und Muskel-Skelett-Erkrankungen (4,5 zu 2,8 Tagen) sind Zeitarbeiter überdurchschnittlich betroffen, so die TK.
Zeitarbeit oft in Jobs mit hohen Fehlzeiten
Der relativ hohe Krankenstand liegt jedoch nicht nur in dem Beschäftigungsverhältnis Zeitarbeit begründet, sondern auch darin, dass die in der Zeitarbeitsbranche vermittelten Tätigkeiten zu einem großen Teil körperlich schwere Arbeiten sind. Viele Zeitarbeiter sind im Lager- und Transportbereich, als Installateure, Monteure oder Hilfsarbeiter tätig, in Berufsfeldern, die erfahrungsgemäß überdurchschnittlich hohe Fehlzeiten aufweisen. Deshalb sei die Diskrepanz zu den Beschäftigten anderer Branchen im Bereich der Muskel-Skelett-Erkrankungen besonders hoch.
»Wir wissen aber aus früheren Befragungen, dass etwa ein Drittel der beobachteten Fehlzeitendifferenzen der Zuordnung zur Zeitarbeitsbranche zuzuschreiben sind«, erklärt Albrecht Wehner, bei der TK verantwortlich für die Gesundheitsberichterstattung. »Die Beschäftigten empfinden vor allem eine Arbeitsplatzunsicherheit und ihre begrenzten beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen als Belastung. Sie leiden unter der teilweise großen Diskrepanz zwischen ihrer fachlichen Qualifikation und dem Aufgabenfeld, in dem sie eingesetzt sind. Viele empfinden ihre Einkommenssituation als belastend. Auch deshalb liegen die psychisch bedingten Fehlzeiten bei Zeitarbeitern höher«.
Zeitarbeit bietet die Chance auf einen Arbeitsplatz, der möglicherweise ohne die Zeitarbeit nicht geschaffen worden wäre. Doch der Wechsel der Einsatzorte und -bereiche sowie eine relativ hohe Arbeitsunsicherheit der Zeitarbeitnehmer und die schlechten Jobperspektiven führen auch zu einer erhöhten Belastung im Vergleich zu konventionell Beschäftigten.
Betriebliches Gesundheitsmanagement auch für Zeitarbeiter
»Aufgrund der meist kurzen Beschäftigungsdauer von ein paar Monaten greift die betriebliche Gesundheitsförderung bei den Zeitarbeitern kaum«, so der TK-Experte. »Deshalb sind hier auch die Zeitarbeitsfirmen selbst gefordert, Angebote zu machen, die sich den Belastungen widmen, die sich aus der Zeitarbeit ergeben.
Hintergrund
Mit dem Begriff »Zeitarbeit« wird allgemein die Tätigkeit eines Arbeitnehmers im Rahmen einer befristeten Überlassung (durch ein Zeitarbeitsunternehmen bzw. einen Verleihbetrieb) an einen anderen Arbeitgeber (den Entleiher) bezeichnet. Synonym kann dabei auch, wie in den zugehörigen Gesetzestexten üblich, von »Leiharbeit« gesprochen werden. Nach Angaben der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken sind derzeit in Deutschland 993.000 Zeitarbeitnehmer beschäftigt.
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