Wissensintensive Arbeit lernförderlich gestalten
Lernen in und durch Arbeit ist heute mehr denn je ein Erfordernis für alle Arbeitsplätze, erst recht für qualifizierte, selbstverantwortliche Arbeit. Doch dazu ergeben sich die Gelegenheiten nicht von selbst. Das Forschungs- und Gestaltungsprojekt LerndA – Erfahrungsgeleitetes Lernen durch Arbeit erforscht seit zweieinhalb Jahren, wie wissensintensive Arbeit lernförderlich gestaltet werden kann. Gemeinsam mit Unternehmen wie Audi und Siemens entwickelt und begleitet es exemplarische Gestaltungsmodelle für ein integriertes Lernen und Arbeiten. Am 9. November 2017 werden in der IHK-Akademie München die Ergebnisse vorgestellt.
Seit 2015 erforschen WissenschaftlerInnen des ISF München und der GAB München, wie qualifizierte Arbeit lernförderlich gestaltet werden kann. Denn Seminare oder Schulungen, die getrennt von der täglichen Arbeit stattfinden, reichen gerade unter den Bedingungen schnell wechselnder Technologien und Marktlagen nicht aus. Lernen in der Arbeit und durch die Arbeit wird daher zunehmend ein entscheidender Teil der Weiterbildung in Unternehmen.
Oft wird angenommen, dass gerade qualifizierte, wissensintensive Tätigkeiten bereits von sich aus ausreichend Gelegenheiten und Anreize zum Lernen bieten. Doch LerndA hat gezeigt, dass das so pauschal nicht zutrifft. Das Lernen kann gehemmt werden. Zum Beispiel dadurch, dass IngenieurInnen wenig Möglichkeiten zum Kontakt mit den Fertigungsbeschäftigten haben, die mit den von ihnen entwickelten Systemen praktisch arbeiten. Zum Beispiel dadurch, dass der persönliche Kontakt durch Vermittlung über IT-Systeme eingeschränkt wird. Zum Beispiel dadurch, dass Ausprobieren wegen einer strikten Null-Fehler-Politik des Unternehmens kaum möglich ist.
LerndA erforscht nicht nur solche Lernhemmnisse, LerndA entwickelt und testet auch selbst Modelle lernförderlicher Arbeitsgestaltung. So etwa Arbeitsstrukturen für erfahrungsgeleitetes Lernen in technischen Entwicklungsprojekten in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftspartnern Audi und Siemens und Arbeitsstrukturen für erfahrungsgeleitetes Lernen bei der Bewältigung individueller Aufgabenstellungen in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftspartner Audi. Schließlich entwickelt LerndA, gemeinsam mit Unternehmen wie der rh11 Unternehmensberatung und der mittelständischen Druckerei Der Dersch, auch Lösungen, die spezifisch für kleine und mittlere Unternehmen geeignet sind.
Zudem zieht LerndA Konsequenzen für die Bildungspolitik. Denn das Lernen in und durch Arbeit, das das Thema des Projekts ist, hat auf allen Ebenen des Bildungs- und Beschäftigungssystems große Bedeutung. Eine integrale Berücksichtigung dieses Lernens in der beruflichen Bildung und Weiterbildung ist eine bedeutsame Zukunftsaufgabe, und dafür entwickelt das Projekt anhand seiner Forschungs- und Gestaltungsergebnisse Grundsätze.
Die Abschlusstagung wird konkrete Ergebnisse des Forschungs- und Gestaltungsprojekts vorstellen. Dazu zählen Erkenntnisse zu den Anforderungen an das Lernen von IngenieurInnen, zur Bedeutung von Erfahrungswissen und erfahrungsgeleitetem Lernen und zu förderlichen und hemmenden Faktoren. Aber auch konkrete Gestaltungsergebnisse mit Beteiligung von Audi- und Siemens-Vertretern, Ausblicke auf das erfahrungsgeleitete Lernen im Kontext der Digitalisierung, Konsequenzen für die Bildungspolitik und schließlich Stellungnahmen von Experten aus der IG Metall und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.
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