Besonders EU-Arbeitskräfte sind am Job-Standort Deutschland interessiert
Eine neue Analyse zeigt, dass ausländische Jobinteressenten in Deutschland vor allem aus Großbritannien, Österreich und der Schweiz kommen. Berlin, München und Frankfurt sind als Arbeitsorte besonders beliebt. Jobsuchende aus dem Ausland sind vor allem an qualifizierten Jobs interessiert.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem stetigen Aufschwung. In vielen Regionen Deutschlands ist die Arbeitslosigkeit gering, in weiten Teilen der Wirtschaft werden Arbeitskräfte gesucht. Dass die solide wirtschaftliche Situation den Arbeitsstandort Deutschland für Bewerber aus dem Ausland attraktiv macht, zeigen aktuelle Indeed-Zahlen. Demnach kommen 5% aller Jobsuchen in Deutschland aus dem Ausland. Zehn Länder machen dabei mit einem Anteil von 60% die Spitzengruppe aus: Großbritannien, Österreich, Schweiz, USA, Frankreich, Polen, Italien, Niederlande, Spanien und Kroatien. Dies ist das Ergebnis einer Analyse von Annina Hering, Economist bei Indeed. Hierfür wurden die Jobsuchen aus dem Ausland auf der Jobseite Indeed in der Zeit von August 2016 bis September 2017 ausgewertet.
»Die Top-10 Länder, aus denen die meisten Jobsuchen kommen, haben drei Merkmale gemeinsam: die EU-Mitgliedschaft, die geografische Nähe zu Deutschland sowie Kenntnisse der deutschen Sprache. 8 der 10 Länder sind EU-Mitgliedstaaten. Bei der Hälfte der Länder des Top-10-Rankings handelt es sich um Nachbarstaaten Deutschlands. Kenntnisse der deutschen Sprache ist bei mindestens der Hälfte der Länder vorhanden«, sagt Annina Hering.
Berlin, Bayern und Hamburg am beliebtesten
Der Blick auf die 16 Bundesländer sowie die 20 größten deutschen Städte zeigt, wo die attraktivsten Job-Standorte aus Sicht der Fachkräfte aus dem Ausland liegen. Bei den Bundesländern sind demnach Berlin, Bayern und Hamburg am beliebtesten. Berlin liegt dabei mit großem Abstand auf dem ersten Rang. Niedersachsen bildet zusammen mit Thüringen und Sachsen-Anhalt das Schlusslicht des Rankings.
Bei den Städten liegen die Metropolen vorne: Nach Berlin sind München und Frankfurt bei Jobsuchenden aus dem Ausland am beliebtesten. Die letztgenannten zwei Städte sind dabei gefragter als die zugehörigen Bundesländer Bayern und Hessen insgesamt. Umkehrschluss: Viele andere Städte in Bayern und Hessen erfreuen sich somit einer wesentlich geringeren Beliebtheit bei ausländischen Jobinteressenten.
Wie groß die Unterschiede innerhalb der Bundesländer sein können, verdeutlicht ein Blick auf Nordrhein-Westfalen (NRW). In NRW liegen die meisten der 20 größten Städte in Deutschland. Das Rheinland mit Düsseldorf, Köln und Bonn ist mit Abstand die attraktivste Region in Nordrhein-Westfalen für Jobsuchende aus dem Ausland. Im Gegensatz dazu befinden sich die Schlusslichter des Rankings ebenfalls in NRW: Bielefeld, Wuppertal und Bochum.
»Interessant ist, dass gerade die Städte bei Jobinteressenten aus dem Ausland beliebt sind, die auch hohe Besuchs- und Übernachtungszahlen aufweisen. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass ein gutes Stadtmarketing nicht nur mehr Touristen anzieht, sondern auch mehr qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland«, sagt Hering.
Qualifizierte Jobangebote gefragt
In der Analyse wurde auch untersucht, nach welchen Stellen und Fähigkeiten die Jobsuchenden aus den Top-10-Ländern suchen. Interessant dabei: Für die meisten von ihnen sind eine Ausbildung oder ein Studium notwendig. Vier Berufsfelder und Fähigkeiten werden von fast allen ausländischen Jobinteressenten auf dem deutschen Arbeitsmarkt gesucht: Sprachen (Landessprache und Englisch), Marketing, Finance und Controlling sowie Ingenieure. Neben diesen Gemeinsamkeiten finden sich auch länderspezifische Unterschiede.
Im Analysezeitraum schauen sich viele Briten nach Jobs im Bereich Finance und Controlling um. Allerdings ist diese Suche kein Alleinstellungsmerkmal der Jobinteressenten aus Großbritannien. So suchen zum Beispiel die Schweizer verhältnismäßig am häufigsten nach Finance- und Controlling-Jobs in Deutschland. Jede vierte Jobsuche aus den USA zielt auf eine Anstellung als Ingenieur oder Ingenieurin. Die Italiener verstehen etwas von gutem Essen und Mode - diese Klischees spiegeln sich auch in der Suche wieder: Stellen als Pizzabäcker oder im Bereich Fashion stehen hier an der Spitze. Jobinteressenten aus den Niederlanden und Spanien wollen hingegen gern als Sozialpädagogen und Erzieher arbeiten. Eine völlig andere Qualifikationsrichtung zeigen Menschen aus Polen: Interessenten suchen in Deutschland nach Anstellungen als Schweißer, Elektroniker oder Mechaniker sowie als Gesundheits-, Kranken- und Altenpfleger.
»Unsere Analyse verdeutlicht, dass insbesondere die EU-Mitgliedstaaten ein Potenzial an ausländischen Arbeitskräften bieten. Ein Blick auf die gesuchten Jobs und Fähigkeiten verdeutlicht, dass es sich häufig um Berufsfelder handelt, die in vielen Teilen Deutschlands stark nachgefragt werden: etwa Ingenieure, Sozialpädagogen oder Erzieher sowie Gesundheits-, Kranken- und Altenpfleger. Eine Chance, die die deutsche Wirtschaft ergreifen kann, um zukünftig ausreichend Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt zu sichern«, so Hering.
Hintergrund
Die Analysen beziehen sich auf Jobsuchen auf de.indeed.com in der Zeit von August 2016 bis September 2017. Um die 10 am häufigsten gesuchten Jobs und Fähigkeiten zu identifizieren, werden die 50 häufigsten Suchbegriffe ausgewertet und verschiedene Suchbegriffe zu gemeinsamen Kategorien zusammengefasst. Wenn in diesem Beitrag nur die männliche Form einer Jobbezeichnung genannt wird, wie zum Beispiel Ingenieure, sind selbstverständlich Ingenieurinnen und Ingenieure gemeint. Das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland wird im deutschen Sprachgebrauch meistens als Großbritannien bezeichnet. Um eine bessere Lesbarkeit zu erreichen, nutzen wir hier ebenfalls die Bezeichnung Großbritannien, wenn wir das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland meinen.
VERWEISE