Digitalisierung interaktiver Arbeit
Wie können Interessen von Beschäftigten und PatientInnen gestärkt werden?
Digitalisierung gewinnt in den interaktionsintensiven Arbeitskontexten, wie sie beispielsweise im Krankenhaus zu finden sind, rasch an Bedeutung. Arbeitsabläufe auf den Stationen werden derzeit immer mehr von vielfältigen digitalen Technologien durchdrungen, bisher allerdings häufig an technischen Möglichkeiten und ökonomischen Zwecken ausgerichtet. Diese Entwicklung hat bereits heute Auswirkungen auf die Arbeit der Beschäftigten in Pflege, Medizin und anderen Berufsfeldern. »Es ist höchste Zeit, sich mit dieser Thematik systematisch auseinanderzusetzen«, fordert Christoph Bräutigam, Pflegeforscher am Institut Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule).
Bräutigam stellte auf dem 18. Forum Gesundheitswirtschaft in Bielefeld erste Eckpunkte einer entsprechenden Strategie vor, die auf verschiedenen einschlägigen IAT-Projekten basiert. »Entscheidend ist, die Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht nur als Zukunftsthema zu verstehen, sondern auch als Gegenwartsthema«, so der IAT-Forscher. Wichtige Eckpunkte einer Strategie sind:
- Ziel digitaler Strategien sollte sein, diese auf einen konkreten Bedarf sowohl der Beschäftigten als auch der Patientinnen und Patienten zu orientieren.
- Ausgangspunkt sind betriebliche Herausforderungen oder Problemlagen, die mit dem Wissen der Beschäftigten und im Zusammenspiel mit Führungskräften und Interessenvertretungen identifiziert werden können.
- Der Einsatz digitaler Technologien in interaktionsintensiven Arbeitskontexten erfordert die Entwicklung von Instrumenten zur Wirkungsmessung.
- Die Digitalisierung sollte insbesondere von den Beschäftigten der beteiligen Berufe und betrieblichen Interessenvertretungen aktiv zum Thema gemacht und mitgestaltet werden.
- Beispielhafte Lösungen, die dazu beitragen, Versorgungsqualität zu verbessern, Arbeitsbelastungen zu reduzieren und vorhandene Kompetenzen der Beschäftigten besser zu nutzen, sollten verstärkt öffentlich kommuniziert werden.
Die anschließende Diskussion zeigte u.a., dass künftige Forschung differenzierter auf unterschiedliche Technologien bezogen werden sollte, beispielsweise durch Unterscheidung zwischen Auswirkungen patientennaher und patientenferner Technologien auf die Arbeit.
VERWEISE
Oft gelesen
- Meisterausbildung: Europass mit erweitertem Angebot
- IW-Weiterbildungserhebung: Ökologische Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Weiterbildung
- 50 Prozent der Unternehmen in Baden-Württemberg setzen auf Weiterbildung
- Fragmentierte Arbeitstage: Mehr Stress und weniger Erholung
- Mecklenburg-Vorpommern: Zahl der Abschlüsse an beruflichen Schulen leicht gestiegen
- Lehrermangel: Stifterverband analysiert Herausforderungen der Bundesländer
- TIMSS 2023: Ergebnisse im internationalen Vergleich
- Digitalpakt 2.0: Bund und Ländern haben sich geeinigt
- Studierendenzahlen im Wintersemester 2024/25: Stagnation und erste Tendenzen
- Stifterverband: Wirtschaft investiert trotz Konjunkturflaute weiter kräftig in die Forschung