Eltern streben nach mehr Familienzeit

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Studie weist auf neues Verständnis von Partnerschaft und Aufgabenteilung hin 

Viele Eltern schätzen Mutter- und Vatertag vor allem aus einem Grund: Sie haben dann Zeit für die Familie – jenseits des stressigen Alltags zwischen Job, Kindergarten und Flötenunterricht. Wie wichtig Paaren gemeinsame Familienzeit ist, macht eine gerade veröffentlichte Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) deutlich.

Das Ergebnis klingt zunächst paradox: Engagieren sich Väter stärker in der Kinderbetreuung, folgt daraus keineswegs ein Zeitgewinn für die Mütter. Die Ursache ist ein neues Verständnis von Elternschaft und Aufgabenteilung.

Frauen und Männer wollen den Familienalltag gemeinsam gestalten

Die DJI-Wissenschaftlerinnen Sabine Walper und Shih-cheng Lien werteten Tagebuchprotokolle von 665 Paarhaushalten mit mindestens einem Kind unter 10 Jahren aus. Als Grundlage dienten die Daten der {tip title="Was ist eine Zeitverwendungserhebung?" content="Zeitverwendungs­erhebungen geben Aufschluss darüber, wie Personen in unterschiedlichen Bevölkerungs­gruppen und Haushalts­konstellationen ihre Zeit für verschiedene Lebensbereiche einteilen. Dem Umfang unbezahlter Arbeit, wie zum Beispiel Hausarbeit, Kinder­betreuung, Ehrenamt und freiwilligem Engagement gilt hierbei besonderes Interesse. Aber auch Informationen über die Dauer von Bildungs- oder Freizeit­aktivitäten werden erhoben. Das Daten­material bietet sich vor allem als Grundlage für frauen- und familien­politische Diskussionen und wissenschaftliche Untersuchungen an. Da der vollständige Tagesablauf über 24 Stunden erfasst wird, liefern Zeitverwendungs­erhebungen aber auch Erkenntnisse zu einer Vielzahl anderer Themen­schwerpunkte wie beispielsweise zur Zeitverwendung älterer Menschen, zu Mobilität oder Arbeitszeit­arrangements. Quelle: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/EinkommenKonsumLebensbedingungen/Methoden/Zeitverwendungserhebung.html"}Zeitverwendungserhebung{/tip} des Statistischen Bundesamts aus den Jahren 2012/2013. »Die empirischen Analysen zeigen, dass in Familien mit aktiven Vätern die Partnerinnen nicht weniger, sondern ebenfalls mehr Zeit für die Kinderbetreuung aufbringen«, sagt DJI-Forschungsdirektorin Walper. Die Betreuungszeiten der Männer werden vor allem als gemeinsame Zeit genutzt. Die Studienergebnisse entsprechen dem Trend einer Intensivierung von Elternschaft: Väter wie Mütter verwenden heute durchschnittlich mehr Zeit für die Kinderbetreuung, obwohl die Kinderzahl in den Familien im vergangenen Jahrzehnt gesunken ist und die Dauer zugenommen hat, die Kinder in Kita oder Schule verbringen.

Die DJI-Studie bestätigt Ergebnisse internationaler Zeitbudgetstudien. Demnach verändern sich in den meisten hoch entwickelten Industrieländern, auch den nordeuropäischen mit guter Infrastruktur für Kinder, Zeitbedarf und Zeitaufwand für Mütter weder durch zusätzliche Kinderbetreuungsangebote noch durch ein verstärktes Engagement der Väter. Vielmehr offenbart sich ein veränderter Anspruch an Familienleben und Partnerschaft: Während im traditionellen Familienmodell die Aufgaben von Mutter und Vater funktional aufgeteilt waren, wollen Frauen und Männer heute den Familienalltag gemeinsam gestalten. Partnerschaft bedeutet für sie auch, sich gemeinschaftlich um die Kinder zu kümmern.

Nötig sind bessere Möglichkeiten für Eltern, vollzeitnah in Teilzeit zu arbeiten

Die Ergebnisse der DJI-Studie machen deutlich, dass familienpolitische Maßnahmen, die sich alleine auf die Entlastung der Eltern von Betreuungsaufgaben konzentrieren, nicht ausreichen, um sie bei der Verwirklichung ihrer Vorstellung von Familie zu unterstützen. Denn mehr Betreuungsangebote ermöglichen ihnen nicht mehr Familienzeit. Wichtig sind auch bessere Möglichkeiten für Eltern, vollzeitnah in Teilzeit zu arbeiten – ohne dass sie ökonomische Einschnitte und Karrierenachteile in Kauf nehmen müssen.

Die Studienergebnisse sind 2018 unter dem Titel »Routinebetreuung und interaktive „Quality Time“: Was beeinflusst, wie viel Zeit Väter wie mit ihren Kindern verbringen?« in der Zeitschrift für Familienforschung (Heft 1) erschienen.

  

 

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