Die Zukunft des Berufsausbildungssystems
Auch wenn die duale Berufsausbildung immer wieder in Frage gestellt werde, sei die Bilanz insgesamt positiv. Das sagte Professor Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) am 27. Juni 2018 vor dem Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung in Berlin. Gleichwohl stünde das System vor großen Herausforderungen, da es gerade für Kleinst- und Kleinbetriebe große Probleme gebe, Auszubildende zu finden.
Die Besetzung angebotener Stellen in kleinen Betrieben bleibe daher immer häufiger aus. Es werde immer schwieriger, gerade Kleinbetriebe als Ausbildungsbetriebe zu gewinnen oder zu halten. Bestimmte Berufe im Handwerk hätten zudem nicht so ein attraktives Image bei den Bewerbern. Ferner gebe es grundsätzlich einen starken Trend zu höheren Schulabschlüssen mit anschließendem Studium. »Dies stellt die Betriebe bei der Sicherung ihres Fachkräftenachwuchses vor große Herausforderungen«, sagte Esser.
Insgesamt wies der Präsident des BIBB darauf hin, dass, nachdem die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge seit 2011 kontinuierlich gesunken war, 2017 mit 523.300 Ausbildungsverträgen erstmals wieder ein leichtes Plus von 0,6 Prozent bei den neu abgeschlossen Ausbildungsverträgen verzeichnet wurde. Gleichzeitig habe die Zahl der unbesetzten Stellen auf 48.900 Stellen zugenommen.
Zunehmend kämen nun auch Bewerber mit Fluchthintergrund auf dem Ausbildungsstellenmarkt an. Die Zahl habe sich von 2016 auf 2017 mehr als verdoppelt und lag 2017 bei 26.400. Von diesen Bewerbern mündeten 9.500 (35,9 Prozent) in eine duale Berufsausbildung. Die Zahlen machten deutlich, dass es nach wie vor große Unterschiede zwischen Bewerben mit und ohne Fluchthintergrund gebe.
Ferner zählte Esser auf, dass 2016 knapp 26 Prozent der Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst worden seien, was einem leichten Anstieg um 0,9 Prozent zum Vorjahr entspreche. Vorzeitige Vertragslösungen gingen häufig mit einem Wechsel des Ausbildungsbetriebs oder des Ausbildungsberufs einher, sodass sie nicht zwingend einen endgültigen Ausbildungsabbruch bedeuteten, betonte Esser.
Der Präsident unterstrich, dass ein modernes und leistungsfähiges Berufsausbildungssystem von seiner Qualität und seiner Ausbildungsordnungen lebe. Seit 2008 seien insgesamt 126 Ausbildungsberufe neu geordnet und modernisiert worden, 2017 seien zwölf neue Ausbildungsberufe hinzugekommen, um den veränderten Qualifikationsanforderungen durch die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt nachzukommen. Die Fachkräftesicherung sei zentral für den Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Zukünftig würden im Besonderen höher qualifizierte berufliche Fachkräfte benötigt werden. In Deutschland sei der Fachkräfteengpass in vielen Branchen bereits Realität. Ziel müsse es daher sein, die Berufsbildung im zunehmenden Wettbewerb mit den Hochschulen um junge, leistungsbereite Nachwuchskräfte zu stärken, um alle Fachkräftepotenziale in Deutschland zu erschließen.
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