»Work-Life-Blending ist nur eine Sub-Form von Work-Life-Balance«

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Mentalität aus Vertrauen führt zu guten Ergebnissen und zufriedenen Mitarbeitern  

Wo hört Arbeit auf, wo fängt Leben an? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Work-Life-Blending hat die Work-Life-Balance in vielen Betrieben bereits abgelöst: Berufs- und Privatleben verschmelzen zunehmend. Bei der Arbeit mal eben kurz zwei, drei private Nachrichten beantworten, nach Feierabend noch mit einem Geschäftspartner telefonieren und die Präsentation fertig machen: Was lange Zeit nur auf Führungsebene Usus war, ist inzwischen – besonders in jungen Unternehmen – auf allen Ebenen angekommen. Nicht so bei kursfinder.de. Bei der Weiterbildungssuchmaschine wird auch im Sinne des Unternehmens auf eine Balance geachtet. Dass es jedoch gar nicht immer so leicht ist, diese zu finden, weiß das Führungsteam aus Berit Moßbrugger und Ingmar Bertram nur zu gut.

»Geregelte Arbeitszeiten als Basis für Deine Work-Life-Balance« – schon in den Stellenausschreibungen des jungen Unternehmens wird auf die gesunde Balance hingewiesen. »Man ist nur kreativ und erfolgreich und hat die Energie für Herausforderungen im Job, wenn es eine Balance gibt«, geht Berit Moßbrugger auf die Arbeitskultur bei kursfinder.de ein. Diese ist stark vom schwedischen Mutterunternehmen EMG geprägt. Wer dort Überstunden macht, wird nicht unbedingt als Arbeitstier wahrgenommen. Näher liegt es für die Skandinavier, dass er ein Problem mit seinem Zeitmanagement hat. »Während in vielen deutschen Unternehmen noch immer Anwesenheitswettbewerbe stattfinden, dafür aber gerne mal zwei Stunden am Nachmittag unproduktiv gesurft oder in der Kaffee-Ecke getratscht wird, ist der Schwede oft schon peinlich genau um 8 Uhr an seinem Schreibtisch und verlässt ihn um Punkt 17 Uhr wieder. Aber seine Arbeitszeit ist produktiv«, berichtet die Geschäftsführerin.

»Situatives Springen ist in Führungsrollen wichtig«

Eine Mentalität, die auf Vertrauen basiert. Vertrauen, dass jeder Kollege seine Arbeit gerne und aus freien Stücken macht. Alles andere macht für Berit Moßbrugger keinen Sinn: »Ein Kollege, der seine Ressourcen ausbeutet, wird irgendwann verbissen und ausbrennen – das schadet am Ende dem Ergebnis, niemandem ist damit geholfen.« Ein gesundes Maß an Balance ist der 36-Jährigen auch in ihrer Führungsposition wichtig. Sie sieht in Work-Life-Blending nur eine Sub-Form von Work-Life-Balance. »In Führungsrollen ist ein situatives Springen wichtig. Ich kann nicht alles zeitlich planen und takten«, hat sie sich ein sinnvolles Orientieren an Prioritäten und vorhandenen Ressourcen angewöhnt. Eine Flexibilität, die Berit Moßbrugger auch außerhalb ihrer Arbeitszeit begleitet. »Ich bin übers Wochenende privat in Berlin? Natürlich treffe ich einen wichtigen Kunden, wenn es sich einrichten lässt. Die Wochenplanung?! Die geht an einem regnerischen Sonntagnachmittag ziemlich leicht von der Hand. Das Gespräch mit dem Steuerberater für eine knifflige private Steuererklärung am Abend machen? Puh, da werde ich mich nicht mehr gut konzentrieren können, das klappt am Nachmittag viel besser«, nennt sie Beispiele aus ihrem Alltag.

Vom Blending zurück zu mehr Balance

Bei ihrem Kollegen Ingmar Bertram sieht es ein wenig anders aus. Die ständige Erreichbarkeit – egal ob nach Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub – hat dem Chefredakteur zu schaffen gemacht. Abschalten war für ihn kaum noch möglich. »Viele meiner Aufgaben sind sehr technisch und erfordern Detailarbeit, in der man sich leicht verlieren kann. Ich hörte teilweise nicht mehr auf zu arbeiten. Hier noch ein bisschen, da noch was vorm Schlafengehen«, erinnert er sich, wie es ihm häufig ging. Ja, er nimmt nach wie vor Arbeit mit nach Hause, die er auch außerhalb der Arbeitszeiten der anderen erledigt. Aufgaben, die komplex sind und hohe Konzentration verlangen, die bei ständigen Meetings, Anrufen oder persönlichen Ansprachen im Büro oft nicht aufrecht zu erhalten ist. Aber für solche Aufgaben plant er sich feste Blöcke zu Hause ein. Danach ist Schluss.

Denn die permanente Erreichbarkeit, die mit Work-Life-Blending einhergeht, hat er für sich abgestellt: Zwischen 20 und 7 Uhr sendet ihm sein Smartphone keine Benachrichtigungen. Nachts ist es ausgeschaltet. Sein Schlafzimmer hat er zur elektronikfreien Zone erklärt. »Auch die Wochenenden halte ich mir mittlerweile komplett arbeitsfrei und während meines Urlaubs bin ich immer für einen gewissen Zeitraum für die Arbeit überhaupt nicht erreichbar«, berichtet Ingmar Bertram.

Gegenseitige Akzeptanz der Nicht-Erreichbarkeit

Was für den Mittdreißiger früher undenkbar war, funktioniert heute ganz gut. Er ist bereit, für das Unternehmen 100 Prozent und mehr zu geben, sofern das Privatleben nicht auf der Strecke bleibt und ein Abschalten möglich ist. »Zwischen Berit und mir gibt es ein gemeinsames Verständnis, dass wir die Nicht-Erreichbarkeit des anderen unter allen Umständen akzeptieren. Über die Jahre habe ich allmählich begriffen, dass die Welt nicht untergeht, auch wenn der andere mal ein paar Tage auf eine Antwort warten muss«, weiß Ingmar Bertram inzwischen.

Wo hört Arbeit auf, wo fängt Freizeit an? Auf diese Frage gibt es eigentlich nur eine Antwort: Die Dosis macht das Gift. Job und Freizeit müssen nicht komplett voneinander gekoppelt werden, solange Work-Life-Blending nicht zu einer Mogelpackung für den Arbeitnehmer wird: Etwa dann, wenn flexibles ortsunabhängiges Arbeiten angeboten wird, um räumliche Kapazitäten einzusparen und die Kosten zu senken. Wenn zeitunabhängiges Arbeiten proklamiert wird, um arbeitszeitliche Regelungen und Arbeitnehmerrechte auszuhebeln. Wenn Cloud-Systeme betrieben werden, um auf kurz oder lang Dienstleister leichter einzubinden und Stellen zu kürzen. Oder wenn das Wort Vertrauensarbeitszeit letztendlich mit Selbstausbeutung gleichzusetzen ist. Der Job hört da auf und die Freizeit fängt dann an, wenn es letztendlich jedem selbst überlassen ist, ob er produktiver arbeitet, wenn er klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zieht, oder entspannter arbeitet, wenn die Bereiche zu einem gesunden Maß miteinander verschmelzen. Bei kursfinder.de funktioniert beides – mit einer gesunden Balance.

   

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