Im Tandem die Ausbildung meistern

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Weichenstellung

Neues Projekt »WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf« mit Studierenden und zugewanderten Jugendlichen in Bayern gestartet 

Rund jede vierte Ausbildung wird in Deutschland vorzeitig abgebrochen. Die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus sowie die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wollen mit dem gemeinsamen Projekt »WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf« neuzugewanderte Jugendliche auf ihrem Weg zu einer erfolgreichen Ausbildung unterstützen: Zwei Jahre begleiten dabei Studierende die Jugendlichen als Mentoren. Gerade auf diese kommen in der Ausbildung oft besonders sprachliche und interkulturelle Herausforderungen zu. Das Projekt ist jetzt mit den ersten 23 Tandempaaren gestartet.

Anlässlich der Auftaktveranstaltung in Nürnberg am Donnerstag betonte Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus: »Wir haben mit unseren Deutsch- und den Berufsintegrationsklassen nach dem Prinzip des Förderns und Forderns für neuzugewanderte Jugendliche eine gute Ausgangsbasis für eine anschließende Berufsausbildung geschaffen. Umso wichtiger ist es, sie auch während ihrer dualen Ausbildung weiter zu fördern, damit ihnen der Übergang in den Beruf gelingt. Das Projekt WEICHENSTELLUNG hat sich die erfolgreiche Integration junger Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in den Arbeitsmarkt als Ziel gesetzt«.

Während der ersten beiden Jahre der dualen Ausbildung treffen sich die Tandempaare einmal wöchentlich für 90 Minuten. In dieser Zeit fördern die Lehramtsstudierenden der FAU die jungen Zuwanderer im Alter zwischen 18 und 22 Jahren in vielerlei Hinsicht: Die Studierenden helfen bei sprachlichen Fragen für Prüfungen, bereiten komplexe Unterrichtsinhalte nach, sind Ansprechpartner bei Konflikten in Schule und Betrieb, bringen ihnen Strategien fürs Lernen sowie zum Lösen von Problemen bei und vermitteln gesellschaftliche und betriebsspezifische Normen und Werte. Darüber hinaus finden monatlich Veranstaltungen für die gesamte Gruppe wie zum Beispiel Theaterbesuche statt, um den sozialen und interkulturellen Austausch, sowie die Integration in das kulturelle Leben in Nürnberg zu unterstützen.

Dr. Tatiana Matthiesen, Leiterin des Förderbereichs Bildung und Erziehung der ZEIT-Stiftung, unterstrich: »Nürnberg macht den Anfang bei WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf. In der zweitgrößten bayerischen Stadt lernen junge Zugewanderte zwischen 18 und 22 Jahren unter anderem Berufe wie Hotelfachmann, Fachinformatiker, Maler und Lackierer, Maschinen- und Anlagenführer, Krankenpfleger, Fachkraft Metalltechnik oder Fachkraft für Lagerlogistik. WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf begleitet die jugendlichen Geflüchteten in der anspruchsvollen Phase der Berufsausbildung. Das Betreuungsverhältnis ist besonders intensiv – jeweils ein Mentor ist für einen Auszubildenden da. Das Konzept von WEICHENSTELLUNG bewährt sich auch hier: Im Gespann von Mentoren und Mentees führt enge Lernbegleitung zum Erfolg. Die ZEIT-Stiftung hat WEICHENSTELLUNG bereits bei Viertklässlern und beim schulischen Übergang von Zugewanderten erprobt. Jetzt gilt es, das berufsbegleitende WEICHENSTELLUNG-Programm erfolgreich zu starten«.

Um auch nach dem Projektstart gemeinsame Bildungserfolge zu ermöglichen, werden die Studierenden während der gesamten Projektlaufzeit durch die FAU begleitet: Zum einen werden sie fachlich mit drei aufeinander aufbauenden Modulen qualifiziert und zum anderen durch das Team am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung, den FAU-Experten auf dem Gebiet der beruflichen Bildung, persönlich betreut. Das bayerische Kultusministerium hat hierfür eigens eine Lehrkraft an den Lehrstuhl abgeordnet. Zudem hat rund die Hälfte der Mentoren vor ihrem Studium selbst einmal eine Ausbildung gemacht – die Praxis in Betrieben und Berufsschulen ist nichts Neues für sie. Alle anderen haben durch Praktika Einblicke in die Arbeitswelt gesammelt. Studierende aller Lehrämter und Fachrichtungen werden als Mentorinnen und Mentoren tätig sein können. Das Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung der FAU (ZfL), von dem auch die Initiative für WEICHENSTELLUNG an der FAU ausging, übernimmt die uniinterne Koordination und gewährleistet zum Beispiel, dass sich alle angehenden Lehrkräfte das Projekt für ihr Studium anrechnen lassen können.

Am Ende sollen alle Seiten profitieren: Die Auszubildenden werden bei ihrem Weg in den Arbeitsmarkt unterstützt; die Studierenden sammeln wichtige Praxiserfahrung; Betriebe und Schulen erhalten eine zusätzliche Förderung für ihre Auszubildenden und können mögliche Probleme frühzeitig erkennen und darauf reagieren.

»Die Studierenden bauen als Mentoren eine ganz andere, nähere Beziehung zu den jungen Frauen und Männern auf als es Ausbildern im Betrieb oder Lehrkräften in der Berufsschule möglich ist. Sie erhalten einen unmittelbaren Einblick, was die Auszubildenden beschäftigt, welche Fragen und auch Probleme auftauchen können. Für die angehenden Lehrkräfte aller Schularten und Fachrichtungen bietet das Projekt die Chance, Erfahrungen zu sammeln und sich Kompetenzen anzueignen, die für ihren späteren Beruf von unschätzbarem Wert sind und die sie so auch später nicht mehr machen können«, erklärte Prof. Dr. Bärbel Kopp, Vizepräsidenten Education der FAU.

Das sieht auch Bernd Sibler so: »Durch die Teilnahme an dem Programm entwickeln die neuzugewanderten Auszubildenden ihre beruflichen und ihre persönlichen Kompetenzen weiter. Auf der anderen Seite ist die Tätigkeit als Mentorinnen und Mentoren aber auch eine Bereicherung für unsere Lehramtsstudierenden. Das ist also ein klarer Gewinn für alle Beteiligten. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit! Nur gemeinsam können wir die Weichen für Bildungs-und Berufserfolge junger Menschen stellen, die hier bei uns eine neue Heimat finden sollen«.

  

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