Deutschland weltweit unter den Ländern mit höchstem Wohlbefinden der Bevölkerung
Wohlergehens-Index SEDA der Boston Consulting Group vergleicht Lebensqualität von 143 Ländern * Deutschland schafft Platz zwölf – kein Land mit mehr Einwohnern liegt weiter vorn * Dennoch Verbesserungsbedarf vor allem bei Infrastruktur und Bildung vorhanden
Deutschland geht es gut: Die Bundesrepublik belegt weltweit den zwölften Platz der Länder mit dem höchsten Wohlbefinden der Bevölkerung. Das zeigt die BCG-Studie »Measure Well-Being to Improve It. The 2019 Sustainable Economic Development Assessment (SEDA)«. Sie vergleicht anhand von 40 Indikatoren – unterteilt nach den Dimensionen Wirtschaft, Investition und Nachhaltigkeit – wie es um das Wohlergehen der Menschen in 143 Ländern bestellt ist.
»Deutschland liegt in allen Bereichen über dem EU-Schnitt«, sagt Matthias Tauber von BCG. Deutschland erzielte in den vergangenen zehn Jahren immer über 81 Punkte und war damit jeweils das bevölkerungsreichste Land unter den Top 15. »Um das Niveau langfristig zu halten, bedarf es jedoch weiterer Anstrengungen», ergänzt Tauber.
Im Zehnjahresvergleich hat sich Deutschland im SEDA-Index um einen Platz verschlechtert, auch wenn das Land generell gut dasteht, ist hier ein leichter Abwärtstrend zu erkennen. Vor allem kleinere europäische Länder wie etwa die Schweiz haben sich in diesem Zeitraum dynamischer entwickelt. Grundsätzlich befinden sich alle europäischen Länder bereits auf einem hohen Ausgangsniveau; sie verbessern sich aber langsamer als beispielsweise China, Indien oder die Türkei.
Das Ranking wird von Norwegen angeführt, die Schweiz liegt auf Platz zwei gefolgt von Island, Dänemark, Schweden und Finnland. Die skandinavischen Länder zeichnen sich durch relativ gleichberechtigte Gesellschaften und hohe Bildungsstandards aus. Die Schweiz hat sich in den vergangenen zehn Jahren in allen Bereichen gut entwickelt.
Deutschland holt bei Einkommen, Arbeitskraft und Umwelt auf
Die SEDA-Analyse attestiert Deutschland in den Bereichen Einkommen und Arbeitsmarkt eine stark positive Entwicklung. Sowohl das Bruttoinlandsprodukt als auch Bruttosozialprodukt pro Kopf sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, während die Arbeitslosenzahlen gefallen sind und aktuell nahezu Vollbeschäftigung herrscht. Deutschland punktet zudem im Bereich Umwelt. Trotz aktueller Kritik an Effizienz und Vorankommen der Energiewende machen erneuerbare Energien mittlerweile einen Anteil von rund 35 Prozent der Stromerzeugung aus. Hinzu kommen eine verbesserte Luftqualität und starker Naturschutz. So kletterte Deutschland im SEDA-Ranking um 38 Plätze auf Gesamtposition elf in der Kategorie Umwelt.
Negativ ist die Entwicklung hingegen im Bereich Infrastruktur. Hierzu zählt neben Straßen, Schienen oder Stromtrassen auch der für die digitale Transformation unerlässliche flächendeckende Ausbau von Breitband- und Mobilfunknetzen. Beim Punkt Bildung rutscht die Bundesrepublik zwei Plätze ab und droht mit Rang 19 die Spitze aus den Augen zu verlieren. »Die schlechte Entwicklung im Bildungsbereich äußert sich schon heute im Fachkräftemangel. Hier braucht es einen gemeinsamen Kraftakt von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, damit Deutschland in Zukunft nicht auf die besten Köpfe verzichten muss«, erläutert Tauber.
Deutschland habe eine erfolgreiche Dekade hinter sich, resümiert Tauber, appelliert aber auch: »Wir dürfen uns nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen und müssen gerade beim Klimaschutz ambitioniert vorangehen. Denn mit der digitalen Transformation, unsicheren geopolitischen Zeiten und einer fragileren Entwicklung der Weltwirtschaft stehen uns große Herausforderungen bevor. Hierfür müssen wir vor allem in den Bereichen Infrastruktur und Bildung aufholen. Nur so ist es möglich, das Wohlergehen für die gesamte Gesellschaft sowie die wirtschaftliche Performance zu erhöhen«, so Tauber.
Hintergrund
Die SEDA-Analyse der Boston Consulting Group errechnet ein relatives Maß für die sozioökonomische Entwicklung eines Landes, basierend auf 40 Indikatoren, unterteilt nach den Kriterien Wirtschaft, Investition und Nachhaltigkeit. Zur Wirtschaft gehören die Bereiche Einkommen, volkswirtschaftliche Stabilität und Beschäftigung. Unter Investitionen werden die Lage bei Gesundheit, Bildung und Infrastruktur zusammengefasst. Zur Nachhaltigkeit gehören Umwelt, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Einkommensverteilung. Der SEDA-Index vergleicht in der vorliegenden Edition die Ergebnisse von 143 Ländern erstmals langfristig über den Zeitraum 2008 bis 2019.
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