EU-Arbeitsmarkt hat sich weitgehend erholt
Weltweites Allzeithoch der Erwerbslosigkeit im Jahr 2009 * Höhepunkt der europäischen Arbeitsmarktkrise war 2013, Erwerbslosigkeit inzwischen deutlich gesunken * Arbeitsmarkt in Deutschland blieb von der Krise weitgehend unberührt * Erwerbslosigkeit war in Deutschland 2005 am höchsten, 2019 auf tiefstem Stand seit der Wiedervereinigung
Vor zehn Jahren – am 26. Januar 2010 – verkündete die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) für das Jahr 2009 ein Allzeithoch der Erwerbslosigkeit im Zuge der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise. Weltweit waren damals laut ILO 212 Millionen Menschen erwerbslos. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, erreichte die Arbeitsmarktkrise in der Europäischen Union (EU) im Jahr 2013 ihren Höhepunkt, als EU-weit rund 26,3 Millionen Personen erwerbslos waren.
Auf dem deutschen Arbeitsmarkt machte sich die Krise nur kurzzeitig mit einem leichten Anstieg der Erwerbslosigkeit im Jahr 2009 bemerkbar. Im weiteren Verlauf wirkte sie sich jedoch kaum erkennbar auf die Erwerbslosenzahl in Deutschland aus. Im Jahresdurchschnitt 2019 war sie nach vorläufigen Schätzungen mit 1,4 Millionen Personen so niedrig wie noch nie seit der Wiedervereinigung, und auch der Arbeitsmarkt in der EU hat sich weitgehend erholt. Global betrachtet ist die Erwerbslosenzahl ebenfalls gesunken: In ihrem jüngsten Bericht vom 20. Januar 2020 zählt die ILO für das Jahr 2019 weltweit 188 Millionen Erwerbslose.
Griechenland und Spanien mit EU-weit höchsten Erwerbslosenquoten 2019
EU-weit sinkt die Erwerbslosigkeit dank der besseren Konjunktur seit mehreren Jahren wieder. In einigen Staaten sind die Krisenfolgen aber noch immer zu beobachten. Schwierig ist die Arbeitssuche nach wie vor in Griechenland und Spanien, wo die Erwerbslosenquoten seit Jahren im zweistelligen Bereich liegen. So waren nach den Daten des europäischen Statistikamtes Eurostat im September 2019 – dem aktuellsten Monat, für den die Erwerbslosenquoten für alle 28 EU-Staaten vorliegen – in Griechenland rund 16,8 % Erwerbspersonen ohne Job, in Spanien 14,2 %. Auch in Italien (9,9 %) und Frankreich (8,5 %) waren die Erwerbslosenquoten vergleichsweise hoch. Der EU-Durchschnitt lag bei 6,3 % und hatte somit das Vorkrisenniveau unterschritten (September 2007: 7,1 %). Damit waren im September 2019 EU-weit insgesamt 15,6 Millionen Menschen erwerbslos. Niedriger als in Deutschland (3,1 %) war die Erwerbslosenquote im EU-Vergleich nur in Tschechien mit 2,1 %.
Erwerbslosigkeit in Deutschland 2019 um zwei Drittel niedriger als 2005
In Deutschland hatte die Erwerbslosigkeit im Jahr 2005 mit 4,5 Millionen Erwerbslosen und einer Erwerbslosenquote von 10,3 % ihren Höchststand. Seither hat sich die Zahl der Erwerbslosen um mehr als zwei Drittel auf knapp 1,4 Millionen Personen im Jahr 2019 reduziert. Profitiert haben Erwerbspersonen aller Qualifikationsniveaus, wenn auch das Risiko von Erwerbslosigkeit mit höherem Bildungsabschluss abnimmt: Dieser Zusammenhang ist zuletzt immer deutlicher geworden, für Männer noch stärker als für Frauen. So lag 2018 die Erwerbslosenquote geringqualifizierter Männer (Real- oder Hauptschulabschluss ohne abgeschlossene vollwertige Berufsausbildung) bei 10,2 %. Unter den Hochqualifizierten (Hochschul-, Meister-, Techniker-, und vergleichbare Abschlüsse) betrug sie hingegen nur 1,8 %. Bei den Frauen lag die Erwerbslosenquote der Geringqualifizierten bei 7,1 %, unter den Hochqualifizierten dagegen bei nur 1,9 %.
Eine Zeitreihe der jahresdurchschnittlichen Erwerbslosenquoten in der EU sowie Monatsdaten sind in der Eurostat-Datenbank verfügbar.
Hintergrund
Erwerbstätige und Erwerbslose werden nach dem Erwerbstatuskonzept der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gezählt. Die ausgewiesene Erwerbslosigkeit darf deswegen nicht mit der registrierten Arbeitslosigkeit verwechselt werden, die von der Bundesagentur für Arbeit entsprechend dem Sozialgesetzbuch veröffentlicht wird. Für die Berechnung der Erwerbslosenquoten werden im Europäischen Statistischen System einheitlich die Ergebnisse der Arbeitskräfteerhebung zugrunde gelegt.
VERWEISE
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