Was bedeutet die Corona-Krise für die Berufsbildung?

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Duales System kommt nachhaltig unter Druck 

Die Zahl der Ausbildungsverträge im dualen System könnte in den kommenden Jahren auf bis zu 435.000 im Jahr 2027 absinken, das sind 90.000 oder 16 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. In diesem Jahr ist mit rund 475.000 Verträgen zu rechnen. Dieser Rückgang führt zu einem Anstieg der Einmündungen in das Übergangssystem.

Dies sind die Kernergebnisse einer aktuellen Analyse des FiBS, die verschiedene Szenarien für die zukünftige Entwicklung des Berufsbildungssystems in Deutschland unter Rückgriff auf die Entwicklungen nach der Wirtschafts- und Finanzkrise vor zehn Jahren aufbereitet. Der sich für das laufende Jahr abzeichnende Rückgang um rund acht Prozent entspricht dabei dem Rückgang im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr.

Zwischenzeitlich 100.000 Ausbildungsverträge weniger als 2008

Der Blick in die Entwicklungen seit der Wirtschafts- und Finanzkrise ist auch deshalb wichtig, weil er zeigt, dass sich die Zahl der Ausbildungsverträge nicht nur einmalig, sondern nachhaltig verringert hat. Wurden im Jahr 2008 noch über 607.000 Ausbildungsverträge neu unterschrieben, waren es in den Folgejahren zunächst jeweils rund 560.000. Ab 2012 kam es jedoch zu einem weiteren Absinken auf bis zu 504.000 im Jahr 2016; erst anschließend zeigt sich ein stärkerer Wiederanstieg. Ursächlich für diesen Rückgang ist im Übrigen nicht der angebliche Akademisierungswahn, sondern ein Absinken des Ausbildungsplatzangebots von Seiten der Unternehmen. Allein zwischen 2007 und 2009 sank die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze um zehn Prozent von 644.000 auf 582.000. Junge Menschen mussten sich also verstärkt nach Alternativen zur dualen Ausbildung umsehen.

Die vorgelegte Studie überträgt diese Entwicklung in ein Zukunftsszenario und kommt zu den beschriebenen Ergebnissen.

In einem zweiten Szenario, das unterstellt, dass es zu einem stärkeren Rückgang bei den Ausbildungsverträgen in diesem Jahr kommt, könnte sogar zu einem Rückgang auf bis zu 410.000 Ausbildungsplätzen führen. Dies entspricht einem Rückgang um ein Fünftel. In beiden Szenarien kommt es in den nächsten Jahren mit einem deutlichen Anstieg der Einmündungen in das Übergangssystem auf bis zu 410.000 oder gar 455.000 im Jahr 2027. Dieses »Horrorszenario« könnte dann abgewendet werden, wenn es gelingt, das schulische Ausbildungssystem auszubauen - derzeit deuten die Szenarien nur ein langsames Wachstum an.

Digitalisierung und Restrukturierung führen zum Abbau von Ausbildungsplätzen

»Unsere Studie zeigt sehr deutlich, dass für die Zukunft mit einem nachhaltigen Abbau von Ausbildungsplätzen zu rechnen ist,« fasst Dr. Dieter Dohmen, der FiBS-Direktor, die Ergebnisse zusammen. »Die Corona-Krise erscheint zwar zunächst wie ein kurzfristiger Schock für das Wirtschafts- und Ausbildungssystem. Wie schon in der Vergangenheit gibt eine Krise auch den Anstoß für eine weitergehende Beschleunigung der Restrukturierung der Unternehmen - was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert,« ergänzt Dohmen. »Daraus ergibt sich ein Personalab- und -umbau, der zwangsläufig auch zur Reduktion des Ausbildungsplatzangebots führen wird. Im Gegenzug steigt die Nachfrage nach Hochschulabsolvent*innen«.

 

 

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