All Hands In: Making Diversity Work for All
Krisen treffen gesellschaftliche Minderheiten oft überproportional hart, die aktuelle COVID-19-Pandemie zeugt davon. So sind etwa ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen erhöhten Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Aber auch Migrant*innen sind stärker gefährdet – denn sie haben oft einen schlechteren Zugang zum Gesundheitssystem und arbeiten bzw. leben in beengten Wohnverhältnissen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko.
Die OECD-Studie All Hands In: Making Diversity Work for All untersucht insgesamt fünf gesellschaftliche Gruppen, die besonderen Benachteiligungen ausgesetzt sind: Immigranten, ihre Angehörigen und ethnische Minderheiten, LGBTI-Personen, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und Frauen. Zwar ist die Studie vor Ausbruch der aktuellen Krise entstanden, beschäftigt sich aber in vieler Hinsicht mit genau den Ungleichheiten, die die Krise noch verschärft.
So konnte schon vor der Pandemie eine verstärkte Polarisierung in der Haltung gegenüber Migrant*innen bzw. ethnischen Minderheiten beobachtet werden. Vieles deutet darauf hin, dass die Pandemie deren vergleichsweise schwache soziale Position noch verschärft hat, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt.
Die Studie beschreibt aber auch positive Entwicklungen, die einen Abbau von Ungleichheiten anzeigen. So ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Arbeitnehmern in den vergangenen zehn Jahren fast überall gestiegen. Auch haben sich die Einstellungen in der Bevölkerung gegenüber LGBTI-Personen in den meisten Ländern verbessert.
Für Deutschland verzeichnet die Studie im vergangenen Jahrzehnt besonders große Fortschritte bei der Akzeptanz und Arbeitsmarkintegration von Minderheiten. Allerdings ist trotz Fortschritten die Arbeitsmarktintegration von Migrant*innen nach wie vor unterhalb des OECD-Schnitts. Zudem ist Kenntnis über Diskriminierungsschutz vergleichsweise gering.
Österreich verbesserte sich maßgeblich bei der gesellschaftlichen Akzeptanz von Minderheiten. Hier gehörte Österreich 2008 eher zu den Schlusslichtern im OECD-Vergleich und liegt jetzt im Mittelfeld. Allerdings ist Österreich nach wie vor Schlusslicht in Europa bei der Kenntnis über den Diskriminierungsschutz.
Die Schweiz verzeichnet Fortschritte sowohl bei der Akzeptanz als auch bei der Integration der untersuchten Gruppen, mit Ausnahme der Akzeptanz und Arbeitsmarktintegration von Migrant*innen.
Die Studie kritisiert, dass politische Maßnahmen zur besseren Integration von Minderheiten häufig denjenigen zugutekommen, die innerhalb ihrer Gruppe sowieso zu den Privilegierten gehören. Die Autoren empfehlen, den Fokus weit stärker als bisher auf diejenigen zu legen, die am stärksten unter Benachteiligung und Diskriminierung zu leiden haben.
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