Berufsbildungsbericht 2020 in der Diskussion
Der Berufsbildungsbericht 2020 war am 28.10.2020 Thema im Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung.
Thoma Rachel (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, machte deutlich, dass sich die Zahlen im Bericht auf die Zeit vor der Corona-Pandemie beziehen würden, die Aussagen im Bericht teilweise überholt seien. Eine Zeit lang seien Schulen geschlossen, Abschlussprüfungen verschoben worden und Ausbildungsmessen hätten nicht stattfinden können. Dennoch könne man feststellen, dass der Ausbildungsmarkt nicht so dramatisch geschrumpft sei wie befürchtet. Allerdings sei die demografische Entwicklung auch auf dem Ausbildungsmarkt angekommen. Nachfrage und Angebot seien 2019 in der dualen Ausbildung leicht zurückgegangen; die Nachfrage um 1,1 Prozent, die Vertragsabschlüsse um 1,2 Prozent und die gemeldeten Stellen um 1,8 Prozent. Statistisch habe es auf 105 Angebote 100 Bewerber gegeben. Gleichwohl sei schon vor der Corona-Krise die duale Ausbildung rückläufig gewesen, führte Rachel aus. Das liege einerseits an der demografischen Entwicklung und andererseits auch an einer Konjunktureintrübung, die schon vor der Pandemie erkennbar gewesen sei. "Wir nehmen die rückläufigen Zahlen sehr ernst", sagte Rachel und nannte Maßnahmen, um die duale Ausbildung zu stärken. Dazu gehöre auch die zum 1. Januar 2020 vollzogene Verabschiedung der Modernisierung des Berufsbildungsgesetzes.
Der Vertreter der AfD-Fraktion machte deutlich, dass er die Bemühungen der Bundesregierung in der Berufsbildung gerade angesichts der Corona-Pandemie für nicht ausreichend hält. Zudem führte er an, dass verglichen zum Berufsbildungsbericht 2009 die Anzahl der Ausbildungsverträge um 15 Prozent gesunken sei: "Das ist eine Dimension, die man sicher nicht mit demografischen Veränderung erklären kann, zumal ja die Bevölkerung insgesamt nicht geschrumpft ist. Im Gegenteil: In diesem Zeitraum sind viele junge Menschen zu uns gekommen." In der aktuellen Lage stünden zudem viele der rund 400.000 Ausbildungsbetriebe kurz vor dem Ruin. Es habe sich bereits in der Finanzkrise gezeigt, dass Betriebe, die zunächst nur vorübergehend nicht ausbilden auf lange Sicht oft ganz aus der beruflichen Ausbildung herausfallen würden. Das sei mit Blick auf die Zukunft ein Problem. Der AfD-Vertreter forderte, Ausbildungsbetriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern dauerhaft finanziell zu entlasten, um so die berufliche Ausbildung zu stärken.
Der Vertreter der FDP-Fraktion machte darauf aufmerksam, dass zwei Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ungelernt ins Arbeitsleben starten würden. Viele Probleme auf dem Ausbildungs- und Berufsbildungsmarkt seien schon vor der Corona-Pandemie existent gewesen, die Krise habe sie allerdings sichtbarer gemacht. Als Beispiel nannte er die mangelnde Digitalisierung. Der Abgeordnete forderte ein Corona-Sofortprogramm, das unter anderem die vorübergehende Gewährung von Kurzarbeitergeld für Auszubildende beinhaltet. Insgesamt sei klar, dass sich die Ausbildungslage nur dann erholen würde, wenn die Betriebe wieder Umsatzperspektiven haben. Er sagte: "Wir werden nicht auf Dauer Ausbildung mit staatlichen Subventionen finanzieren können."
Die Vertreterin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unterstrich, dass zwar kein Grund zur Panik bestehe, aber der Fachkräftemangel für die Zukunft gedeckt werden müsse. Man könne nicht immer weiter auf Zuwanderung hoffen und gleichzeitig annehmen, dass die Zuwanderer sogleich die nötigen Fähigkeiten mitbringen. Auch sei es nicht sinnvoll, den Nachbarländern ihre gut ausgebildeten jungen Leute abzuwerben. Die Abgeordnete forderte eine Ausbildungsgarantie, die allen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz garantiert.
Der Vertreter der CDU/CSU-Fraktion sagte, dass ein Zuwachs der Ausbildungsgänge im Gesundheits- und Erziehungswesen um 3, 9 Prozent zu verzeichnen sei. Zudem wies er darauf hin, dass die Vertragslösungsquote von 26,5 Prozent im Allgemein nur negativ dargestellt werde. Betrachte man diese Zahl genau, zeige sich, dass 60 Prozent derjenigen, die einen Ausbildungsvertrag lösen, eine andere Ausbildung fortführen und weitere anschließend zur Schule oder Universität gehen würden.
Die Vertreterin der Linksfraktion machte deutlich, dass die Corona-Krise die Situation auf dem Ausbildungsmarkt noch einmal verschärft habe, allerdings nicht für alle jungen Menschen im gleichen Maße. Gerade die außerbetrieblichen Ausbildungen seien zurückgegangen, was besonders junge Menschen mit und ohne Hauptschulabschluss, darunter viele junge Migrantinnen und Migranten, betreffe. Auch sie forderte ein Recht auf Ausbildung.
Die Vertreterin der SPD-Fraktion stellte die Frage, ob angesichts des Anstiegs der Zahl junger Menschen ohne Berufsabschluss gerade angesichts der Corona-Pandemie erneut verstärkte Bemühungen durch die Bundesregierung erfolgen müssten, was die Vermittlung und Orientierung hin zu einem Beruf angeht.
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