III/2020: Geringfügige Abnahme der Erwerbstätigkeit gegenüber Vorquartal

(Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten)

Rückgang der Beschäftigung schwächt sich ab 

Im 3. Quartal 2020 waren rund 44,7 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ging die Erwerbstätigenzahl im Vergleich zum 2. Quartal 2020 saisonbereinigt um 48.000 Personen oder 0,1 Prozent zurück.                                                 

Damit hat sich der Rückgang der Beschäftigung nach dem außerordentlich starken Rückgang im 2. Quartal 2020 (-627.000 Personen; -1,4 %) deutlich abgeschwächt. Im Vergleich zum 4. Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, ging die Zahl der Erwerbstätigen im 3. Quartal 2020 saisonbereinigt um 1,5 % oder 688.000 Personen zurück.

Ohne Saisonbereinigung stieg die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorquartal um 66.000 oder 0,1 %. Üblicherweise steigt die Zahl der Erwerbstätigen im 3. Quartal eines Jahres an. Im Zuge der Corona-Pandemie fällt der Zuwachs in diesem Jahr jedoch deutlich schwächer aus als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre in einem 3. Quartal (+240.000 Personen; +0,5 %).

 

Erwerbstätigkeit nach Wirtschaftsbereichen III 2020

 

Rückgang der Erwerbstätigkeit um 1,4 % gegenüber dem Vorjahresquartal

Verglichen mit dem 3. Quartal 2019 sank die Zahl der Erwerbstätigen um 1,4 % (654.000 Personen). Im 2. Quartal 2020 hatte die Vorjahresveränderungsrate bei -1,3 % gelegen. In den vorherigen Quartalen waren die Beschäftigtenzahlen noch gestiegen.

Es ist zu beachten, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch zu einer erhöhten Unsicherheit bei der Schätzung der Erwerbstätigenzahlen führen. Die massiv gestiegene Kurzarbeit wirkt sich dabei allerdings nicht auf die Erwerbstätigenzahlen aus, da Kurzarbeitende unabhängig vom Ausmaß der Kurzarbeit nach den Konzepten der Erwerbstätigenrechnung zu den Erwerbstätigen zählen und nicht als Erwerbslose.

Dienstleistungsbereiche erneut mit stärkstem Rückgang

Im 3. Quartal 2020 trugen überwiegend die Dienstleistungsbereiche zum Rückgang der Gesamterwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal bei (‑419.000 Personen; -1,2 %). Die größten absoluten Beschäftigungsverluste verzeichneten dabei der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit -260.000 Personen (-2,5 %) sowie die Unternehmensdienstleister, zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehört (-190.000 Personen; -3,1 %). Auch bei den Sonstigen Dienstleistungen ging die Zahl der Erwerbstätigen stark zurück (-90.000 Personen; -3,0 %), während sich bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern der bereits seit Jahren bestehende Abwärtstrend weiter fortsetzte (-14.000 Personen; -1,3 %). Beschäftigungsgewinne waren hingegen bei den Öffentlichen Dienstleistern, Erziehung, Gesundheit mit +129.000 Personen (+1,1 %), sowie im Bereich Information und Kommunikation (+10.000 Personen; +0,7 %) zu verzeichnen.

Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) setzte sich der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen im 3. Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr verstärkt fort (-236.000 Personen; -2,8 %). Im Baugewerbe konnten hingegen weiterhin Beschäftigungsgewinne erzielt werden (+21.000 Personen; +0,8 %). In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sank die Zahl der Erwerbstätigen um 20.000 Personen (-3,2 %).

Weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, weniger Selbstständige

Der Rückgang der Erwerbstätigkeit geht zu fast drei Vierteln auf die sinkende Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zurück, die sich im 3. Quartal 2020 im Vergleich zum 3. Quartal 2019 um 486.000 (-1,2 %) auf 40,74 Millionen Personen verringerte. Diese Entwicklung basierte sowohl auf Rückgängen bei der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten als auch der Beschäftigten mit ausschließlich marginalen Tätigkeiten (geringfügig entlohnte und kurzfristig Beschäftigte sowie Personen in Arbeitsgelegenheiten). Die Verringerung selbstständiger Tätigkeit setzte sich im 3. Quartal 2020 verstärkt fort: Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 168.000 Personen (-4,1 %) auf 3,98 Millionen.

Arbeitsvolumen sinkt um 4,0 %

Die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je erwerbstätige Person verringerte sich nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit im 3. Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,6 % auf 344,9 Stunden. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also das Produkt aus Erwerbstätigenzahl und geleisteten Stunden je erwerbstätige Person – sank im gleichen Zeitraum um 4,0 % auf 15,4 Milliarden Stunden. Hier zeigt sich insbesondere der Effekt der Inanspruchnahme von Kurzarbeit ab der zweiten Märzhälfte, der sich zwar nicht in der Zahl der Erwerbstätigen, aber in der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden niederschlägt.

Erwerbstätigenzahlen in der EU

Nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat vom 13. November 2020 sank im 3. Quartal 2020 in den 27 Ländern der Europäischen Union (EU) und im Euroraum die Erwerbstätigkeit gegenüber dem Vorjahresquartal stärker als in Deutschland. So betrug der Rückgang in der EU 1,8 % und im Euroraum 2,0 %.

 

Methodische Hinweise
In allen Meldungen zu Konjunkturindikatoren sind die unterschiedlichen Vergleichszeiträume zu beachten. Im Fokus der Konjunkturbeobachtung steht der Vergleich zum Vormonat/Vorquartal. Hieraus lässt sich der kurzfristige Trend der konjunkturellen Entwicklung ablesen. Der Vorjahresvergleich dient einem längerfristigen Niveauvergleich und ist von saisonalen Schwankungen unabhängig. In der aktuellen Corona-Krise kann es durch die starken Rückgänge insbesondere im März/April 2020 und die sich seitdem langsam wiedereinstellende Erholung zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen im Vormonats-/Vorquartalsvergleich und Vorjahresvergleich kommen. Wichtig sind beide Betrachtungsweisen: Wie ist der konjunkturelle Trend gemessen am Vormonats-/Vorquartalsvergleich, und wie weit ist der Aufholprozess im Vergleich zum Vorjahresniveau? Um zusätzlich einen direkten Vergleich zum Vorkrisenniveau zu ermöglichen, wird ab sofort in allen Pressemitteilungen zu Konjunkturindikatoren, die saisonbereinigt vorliegen, ein Vergleich zum Februar 2020 beziehungsweise zum 4. Quartal 2019 dargestellt.

 

  VERWEISE  
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