Mehr als ein Viertel der Studierenden will in den öffentlichen Dienst

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Büro Menschen

Bei der Jobsuche gehen die Studierenden in Deutschland in der Corona-Krise auf Nummer sicher: Der öffentliche Dienst ist für 26 Prozent die attraktivste Branche für ihre persönlichen beruflichen Pläne.

Erst mit Abstand folgen die IT- und Softwarebranche (20 Prozent), das Gesundheitswesen bzw. die Pharmabranche sowie die Wissenschaft (jeweils 18 Prozent).

Dabei sind in den Augen der Studierenden eigentlich andere Branchen viel attraktiver als ein Job bei Bund, Ländern oder Kommunen: Die IT- und Softwarebranche bietet aus Sicht von 56 Prozent Berufseinsteigern die besten Chancen die Wissenschaft wird von 40 Prozent als sehr attraktiv bezeichnet und die Pharmabranche von 36 Prozent. Auch der Maschinenbau, die Automobilbranche und Prüfungs- und Beratungsunternehmen stehen bei den Studierenden im Ansehen über dem öffentlichen Dienst, den nur 22 Prozent sehr attraktiv finden.

Doch der Sicherheitsgedanke überwiegt offenbar bei den Studierenden: 67 Prozent sagen, dass ihnen die Jobsicherheit bei der Arbeitgeberwahl am wichtigsten ist. Das ist eine Zunahme um zehn Prozentpunkte im Vergleich zur Vorgängerbefragung 2018.

Das sind Ergebnisse einer EY-Studie (Ernst & Young). Für die Studie wurden mehr als 2.000 Studentinnen und Studenten befragt.

»Der Staat steht als Arbeitgeber in der Gunst der Studierenden ganz vorn«, erläutert Oliver Simon, Leiter der Personalabteilung von EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. »Sie erwarten im öffentlichen Dienst einen sicheren Job, attraktive Arbeitszeiten und oft auch eine ausgewogene Work-Life-Balance. Eine Liebesbeziehung ist dies aber nicht unbedingt: Andere Branchen werden allgemein viel attraktiver eingeschätzt. Gerade in Krisenzeiten steht bei der Jobsuche jedoch die Sicherheit an erster Stelle. Daher dürften Studierende während der Corona-Krise eher rational ihren Arbeitgeber aussuchen.«

Frauen zieht es in den öffentlichen Dienst – Männer in die IT-Branche

Insbesondere Frauen zieht es zu Vater Staat: 34 Prozent von ihnen finden den öffentlichen Dienst für ihre eigenen Berufseinstiegspläne besonders attraktiv, bei den Männern sind es nur 19 Prozent. Männer streben in erster Linie in die IT- und Softwarebranche, die von 30 Prozent als besonders attraktiv angesehen wird. Bei den Studentinnen können sich dagegen nur acht Prozent dafür begeistern.

So sehr die Bewertungen auch in Bezug auf die persönliche Karriere auseinandergehen, so einig sind sich beide Geschlechter darin, welche Branchen generell – also unabhängig von persönlichen Vorlieben – Hochschulabsolventen die besten Chancen bieten: Die IT-Branche, die Wissenschaft und das Gesundheitswesen werden von Männern und Frauen gleichermaßen als am attraktivsten empfunden.

Männer zieht es in erster Linie zu größeren mittelständischen Unternehmen (39 Prozent) oder Großkonzernen (30 Prozent). 37 Prozent der Frauen wollen dagegen nicht in die Privatwirtschaft, sondern möchten einen Arbeitgeber aus den Bereichen öffentlicher Dienst, Kultur oder Wissenschaft. Großkonzerne finden nur 18 Prozent von ihnen attraktiv.

»Bei der Arbeitgebersuche unterscheiden sich die Wünsche von männlichen und weiblichen Studierenden immer noch erheblich«, stellt Oliver Simon fest. »Dabei bewerten beide Geschlechter die Attraktivität der Top-Branchen fast gleich. Dennoch streben nach wie vor viel zu wenige Frauen in die IT-Branche – obwohl die erfolgreichsten Unternehmen der vergangenen Jahre vielfach aus diesem Bereich kommen. Auch wenn es in den vergangenen Jahren vielfältige Initiativen gab, Frauen stärker für MINT-Berufe zu begeistern, schlagen vergleichsweise wenige Studentinnen diesen Karriereweg ein. Offenbar müssen von Arbeitgebern und auch der Politik noch größere Anstrengungen unternommen werden, damit es gelingt, dies zu ändern.«

Mehr Studierende wollen gründen

Auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint es, dass mehr Studierende gründen wollen, als noch vor zwei Jahren: 16 Prozent wollen nach dem Studium selbständig sein – in der Vorgängerbefragung wollten dies nur sieben Prozent. Mit 84 Prozent will der Großteil aber nach wie vor angestellt arbeiten.

Fragt man die Studierenden nach ihren beruflichen Plänen in zehn Jahren, wollen sogar 38 Prozent selbständig sein. Nur noch 62 Prozent wollen nach diesem Zeitraum in einem Angestelltenverhältnis tätig sein. Insbesondere Mediziner (56 Prozent), Juristen (41 Prozent) und Ingenieurwissenschaftler beziehungsweise Informatiker wollen in zehn Jahren ein Unternehmen gegründet haben.

»Der größere Wunsch nach Selbständigkeit kommt etwas überraschend, wenn man bedenkt, dass insbesondere viele Selbständige durch die Corona-Maßnahmen schwer getroffen werden«, sagt Simon. »Allerdings reden wir in diesem Fall eher von Gründungen in Bereichen, die hohes Zukunftspotenzial haben. Gründungen im Tech- und Healthbereich beispielsweise haben in den vergangenen Jahren großen Auftrieb bekommen. Für mich zeigen die Zahlen aber auch, dass die Anerkennung für Start-ups in Deutschland in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Wir haben ein immer besser funktionierendes Start-up-Ökosystem und dadurch einige Erfolgsstorys in jüngster Zeit, wodurch Gründer eher als Vorbilder wahrgenommen werden. Das ist eine sehr gute Entwicklung.«

 

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