Corona: Lange Fehlzeiten von Beschäftigten nach Krankenhausbehandlung
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die wegen einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten, haben während eines Zeitraums von neun Monaten seit ihrer Klinikaufnahme im Durchschnitt mehr als zwei Monate an ihrem Arbeitsplatz gefehlt.
Das zeigt eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Basis der Krankmeldungen der 14,7 Millionen AOK-versicherten Erwerbstätigen. Die etwa 2.600 AOK-versicherten Arbeitnehmer*innen, die in die Langzeit-Auswertung einbezogen wurden, hatten innerhalb der betrachteten neun Monate seit der Krankenhausbehandlung wegen Covid-19 durchschnittlich 61,4 krankheitsbedingte Fehltage - und damit viermal so viele wie der Durchschnitt der Erwerbstätigen mit 15 Fehltagen.
»Die Ergebnisse zeigen, dass eine schwere Covid-19-Erkrankung auch mittel- und längerfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten haben kann und dass diese Beschäftigten auch im weiteren zeitlichen Verlauf noch überdurchschnittlich lange an ihrem Arbeitsplatz fehlen. Angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante gilt es, weiterhin vorsichtig zu bleiben und die Gesundheit der Beschäftigten durch entsprechende Maßnahmen in den Betrieben zu schützen«, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.
Von den 14,7 Millionen AOK-versicherten Beschäftigten erhielten im Zeitraum von März 2020 bis März 2021 mehr als 241.000 Beschäftige (1,6 Prozent) eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aufgrund eines dokumentierten Nachweises des SARS-CoV-2-Virus (ICD-10 GM: U07.1!). Knapp 21.000 (8,7 Prozent) der dieser Beschäftigten, die vom Arzt wegen einer Infektion krankgeschrieben wurden, mussten wegen eines besonders schweren Verlaufs der Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden. Auch wenn nur vergleichsweise wenige Beschäftigte davon betroffen sind, zeigen sich in der aktuellen Auswertung des WIdO schwerwiegende Auswirkungen von Covid-19 auf die Gesundheit der erwerbstätigen Bevölkerung.
Dazu wurden die betroffenen Beschäftigten hinsichtlich ihrer Fehltage innerhalb von drei, sechs und neun Monaten verglichen. Ein kürzerer Betrachtungszeitraum geht dabei mit einer größeren Anzahl an AOK-versicherten Erwerbstätigen einher, die analysiert werden konnten: Bei neun Monaten konnten 2.600 Betroffene, bei sechs Monaten knapp 5.000 und bei drei Monaten mehr als 12.000 Betroffene einbezogen werden. Die um Alters- und Geschlechtseffekte bereinigten Ergebnisse zeigen, dass Beschäftigte, die wegen Covid-19 stationär behandelt werden mussten, in allen drei betrachteten Zeiträumen deutlich längere Fehlzeiten aufwiesen als der Durchschnitt aller Beschäftigten.
So hatte die Gruppe, die aufgrund einer Covid-19-Infektion stationär behandelt werden musste, im neunmonatigen Beobachtungszeitraum 61,4 Fehltage; der Durchschnitt aller Beschäftigten fehlte während dieser 273 Tage nur 15 Tage im Betrieb. In einem sechsmonatigen Zeitraum fehlten die AOK-versicherten Erwerbstätigen mit stationärer Behandlung wegen Covid-19 45,9 Tage krankheitsbedingt im Betrieb - und damit ebenfalls mehr als viermal so lange wie der Durchschnitt aller Beschäftigten (10,1 Tage). Wenn drei Monate nachbeobachtet werden, zeigt sich ein ähnliches Ergebnis (31,0 versus 5,1 Fehltage).
Erkrankung des Atmungssystems häufiger Grund für die hohe Zahl der Fehltage
Ursache für die Fehlzeiten bei den Erwerbstätigen, die zuvor wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt wurden, waren vor allem Atemwegserkrankungen. Innerhalb des neunmonatigen Beobachtungszeitraums entfallen im Durchschnitt 27,1 Fehltage auf diese Diagnosegruppe. In der Vergleichsgruppe der AOK-versicherten Beschäftigten mit mindestens einer Krankschreibung in diesem Zeitraum sind es nach Angleichung der Alters- und Geschlechtsunterschiede zwischen den Gruppen lediglich 5,0 Fehltage. Weitere relevante Diagnosegruppen sind infektiöse und parasitäre Krankheiten (9,6 Fehltage), Herz- und Kreislauferkrankungen (9,5 Fehltage), psychische Erkrankungen (7,7 Fehltage), Erkrankungen des Nervensystems (6,8 Fehltage), Stoffwechselerkrankungen (5,6 Fehltage) und Erkrankungen des Verdauungssystems (3,3 Fehltage). Bei allen genannten Diagnosegruppen liegen die Fehlzeiten deutlich über dem Vergleichswert aller Beschäftigten mit mindestens einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.
Beschäftigte mit schweren Covid-19-Verläufen auch schon mehr Fehlzeiten vor der Pandemie
Beschäftigte, die im Jahr 2020 mit einer Covid-19-Infektion stationär behandelt werden mussten, hatten auch schon vor der Pandemie überdurchschnittlich hohe Fehlzeiten. Mit 24,5 Fehltagen (alters- und geschlechtsstandardisiert) lag ihr Wert bereits im Jahr 2019 deutlich über dem Durchschnitt aller AOK-versicherten Erwerbstätigen (20,1 Fehltage). »Das zeigt, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem besonderen Risiko für einen schweren Verlauf der Covid-19-Erkrankung auch bei den eventuell anstehenden Auffrischungsimpfungen priorisiert werden sollten«, so Schröder.
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