IAB-Arbeitsmarktbarometer 8/22: Fällt zum vierten Mal in Folge
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer lag im August 2022 bei 101,3 Punkten und ist im Vergleich zum Juli um weitere 0,6 Punkte zurückgegangen
Dennoch befindet sich der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) weiterhin über der neutralen Marke von 100, was positive Aussichten signalisiert.
Auch auf europäischer Ebene haben sich die Aussichten zwar erneut verschlechtert, bleiben aber ebenfalls im positiven Bereich. »Der Krieg in der Ukraine zieht die Konjunktur nach unten, es ist mit zähen Auswirkungen zu rechnen«, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs »Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen«. Zusätzliche Risiken durch eine mögliche Verschärfung der Energiekrise bleiben weiterhin bestehen.
Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers ist im August im Vergleich zum Juli mit einem Rückgang von 1,3 Punkten deutlich gesunken, befindet sich mit 104,5 Punkten aber immer noch auf gutem Niveau. Die Arbeitsagenturen rechnen weiterhin mit einem Wachstum der Beschäftigung, auch wenn dieses nicht mehr so stark ausfallen dürfte wie noch zu Beginn des Jahres.
Der Arbeitskräfteknappheitsindex des IAB, der Schwierigkeiten bei Stellenbesetzungen widerspiegelt, erreicht im August einen neuen Höchststand. Das deutet darauf hin, dass es immer schwieriger wird, passende Arbeitskräfte zu finden, was auch das Beschäftigungswachstum hemmt. Laut einer Sonderfrage im August erwarten die Agenturen aufgrund dieser Knappheit meist keine negativen Beschäftigungseffekte der Mindestlohnerhöhung zum 1. Oktober.
»Der boomende Arbeitsmarkt bekommt einen Dämpfer, aber der Bedarf an Arbeitskräften bleibt enorm«, erklärt Weber. »Erholung von der Corona-Krise, Energiewende, demographischer Wandel - all das führt zu drängenden Engpässen.«
Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit ist im August nach drei Rückgängen in Folge um 0,1 Punkte gestiegen und liegt aktuell bei einem Wert von 98,1 Punkten. Damit bleibt die Komponente Arbeitslosigkeit unter der neutralen Marke von 100, was auf eine steigende Arbeitslosigkeit hinweist. Der wesentliche Grund dafür liegt darin, dass weiterhin ukrainische Geflüchtete in den Arbeitsmarkt eintreten und bei Arbeitslosigkeit in den entsprechenden Statistiken erfasst werden. Damit liegen die Beschäftigungsaussichten weiterhin über den Erwartungen für die Arbeitslosigkeit.
Der Stand des European Labour Market Barometer hat sich im August ebenfalls verschlechtert. Im Vergleich zum Juli ist der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB um 0,8 Punkte gesunken, liegt mit 100,9 Punkten aber weiterhin über der neutralen Marke. »Die europäischen Arbeitsmärkte halten sich nach wie vor gut, aber die Auswirkungen des Krieges sind auch hier deutlich spürbar«, so Weber.
Hintergrund
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.
Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, die Schweiz, Tschechien und Zypern.
Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten »Arbeitslosigkeit« und »Beschäftigung« bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).