Öffentlicher Dienst ist die Top-Adresse für Studierende

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 Schule, Bildung, Karriere, Erfolg

Jeden Vierten zieht es zu Vater Staat

Ein gutes Gehalt – und das mit Sicherheit: das ist Studierenden am wichtigsten, wenn es um die Wahl ihres zukünftigen Arbeitgebers geht. Mehr als jeder Zweite (53 Prozent) gibt die Bezahlung sowie mögliche Gehaltssteigerungen als ausschlaggebend bei der Auswahl seines Arbeitgebers an.

Knapp dahinter folgt der Wunsch nach Jobsicherheit (52 Prozent). Damit nennt zwar noch mehr als jeder zweite Studierende dies als wichtigen Faktor – vor zwei Jahren waren es allerdings noch zwei Drittel der Befragten (67 Prozent).

Wo sich die Wünsche verwirklichen lassen, formulieren die Studierenden auch klar: Mehr als jeder vierte Absolvent (27 Prozent) deutscher Hochschulen hält den öffentlichen Dienst für eine besonders attraktive Branche für die eigenen Berufspläne.

Vor allem Studentinnen können sich eine berufliche Zukunft im öffentlichen Dienst sehr gut vorstellen – dies sagen 34 Prozent. Bei den Studenten sind es dagegen nur 20 Prozent. Insgesamt stieg der Anteil der Befragten, die in den öffentlichen Dienst gehen wollen, im Vergleich zur letzten Befragung im Jahr 2020 leicht – um ein Prozent.

Mit deutlichem Abstand folgen dahinter Gesundheitswesen und Pharmabranche sowie Wissenschaft (jeweils 18 Prozent). Eingebüßt hat die IT-Branche: 17 Prozent sagen aktuell, dass dieses Berufsfeld für ihre Zukunft besonders attraktiv ist. Vor zwei Jahren waren es noch drei Prozentpunkte mehr.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Für die Studie wurden mehr als 2.000 Studentinnen und Studenten befragt.

Jan-Rainer Hinz, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Personal bei EY: »Die Mehrheit der Studierenden sehnt sich nach Sicherheit, wenn es um die Wahl des zukünftigen Arbeitgebers geht. Staatliche Institutionen wirken für die aktuelle Akademikergeneration offenbar wie ein Fels in der Brandung der Berufswelt. Dabei hat sich in der freien Wirtschaft in den vergangenen Jahren viel getan: Konzerne stellen sich heutzutage stärker auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden ein – zumal sie gegenüber öffentlichen Arbeitgebern den Vorteil haben, häufig deutlich flexibler agieren zu können.«

Wichtig sei es, dass sich Absolventen beim Berufseinstieg deshalb nicht auf Branchen-Klischees verlassen, so Hinz: »Absolventen sollten gezielt und genau vergleichen, welcher Arbeitgeber ihnen wirklich das beste Gesamtpaket bieten kann, um so gemeinsam erfolgreich zu arbeiten.«

Studentinnen zieht es eher zum öffentlichen Dienst als Studenten

Hinz gibt aber auch zu bedenken, dass sich die Hochschülerinnen und -schüler, trotz des in einigen Branchen herrschenden akuten Fachkräftemangels, keinen Illusionen hingeben sollten: »Große Sicherheit und gleichzeitig ein hohes Gehalt – das ist eine Kombination, die so schwer zu finden ist.«

Der Wunsch nach (vermeintlicher) Sicherheit durch eine Anstellung im öffentlichen Dienst ist bei Jahrgangsbesten, hier sagen es 23 Prozent der Befragten, und bei Studierenden mit schwächeren Noten (24 Prozent) gleichermaßen stark vertreten. Bei beiden Gruppen ist der öffentliche Dienst für die eigenen beruflichen Pläne die Top-Branche. Bei Frauen ist diese Tendenz allerdings deutlich ausgeprägter als bei Männern: Befragt, welche Art von Unternehmen besonders attraktiv für sie sind, stuft mehr als jede dritte Studentin (36 Prozent) den Öffentlichen Dienst als attraktiv ein. Von Großkonzernen sagen dies dagegen nur 18 Prozent. Bei den männlichen Kommilitonen ist es genau andersherum: Rund ein Drittel (32 Prozent) sagt, dass Großkonzerne für sie besonders ansprechende Arbeitgeber sind, vom Öffentlichen Dienst glauben dies hingegen 21 Prozent der Studenten.

Hinz: »Die Ergebnisse der Befragungen zeigen, dass vor allem Frauen davon ausgehen, dass sich die Kombination aus Karrierezielen auf der einen und Familienplanung auf der anderen Seite im öffentlichen Dienst am besten verwirklichen lassen. Dabei ist fraglich, ob Konzerne hier tatsächlich hinterherhinken. Ganz im Gegenteil: Unternehmen – aber auch der Gesetzgeber – haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen ergriffen, damit Arbeitnehmer ihr Privat- und Berufsleben besser in Einklang bringen können.«

Dazu zählten etwa Elternzeit für Väter und Mütter, Homeoffice mit flexiblen Arbeitszeiten oder bessere Kinderbetreuung – also genau das, was sich die Studierenden wünschen. Für Unternehmen bleibe es eine Herausforderung, gerade Studentinnen passgenaue Angebote zu machen und spannende Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen – ohne dass dies auf Kosten der erwünschten Jobsicherheit gehe, so Hinz.

Vor allem bei der Vereinbarkeit von Job und Familie zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Studentinnen und Studenten. So hat der Wunsch nach der Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben deutlich zugenommen: Mehr als jeder zweite Befragte (51 Prozent) gibt an, dass dies einer der Top-Faktoren bei der Wahl des zukünftigen Arbeitgebers ist. Das sind zwölf Prozentpunkte mehr als bei der letzten Befragung im Jahr 2020.

Allerdings wünschen sich dies deutlich mehr Frauen (64 Prozent) als Männer (38 Prozent) von ihrem zukünftigen Arbeitgeber. Auch der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten (44 Prozent) hat zugenommen: Der Anteil der Befragten, für die dieser Faktor wichtig ist, stieg insgesamt um zehn Prozentpunkte. Auch hier sind es die Studentinnen (45 Prozent), denen dieses Thema wichtiger ist als den Studenten (42 Prozent).

Wunsch nach Selbstständigkeit auf Höchststand

Was auf den ersten Blick verwundert: Während sich die Mehrheit der Studierenden vor allem Sicherheit wünscht, ist der Anteil der Befragten, die sich selbständig machen oder eigene Unternehmen gründen wollen, noch nie so groß gewesen wie in diesem Jahr. Und das, obwohl viele Selbständige hart von den Corona-Maßnahmen getroffen wurden. Fast jeder fünfte Studierende (18 Prozent) kann sich unmittelbar nach seinem Abschluss den Schritt in die Selbstständigkeit vorstellen. Das sind zwei Prozent mehr als im Jahr 2020 und elf Prozent mehr als 2018. Auf lange Sicht sind es sogar noch mehr: 38 Prozent der Befragten sagt, dass sie zehn Jahre nach ihrem Hochschulabschluss ein eigenes Unternehmen gegründet haben wollen oder vorhaben, selbstständig zu sein.

Hinz: »Was auf den ersten Blick überraschend wirkt, ist bei genauerer Betrachtung nur konsequent. Flexible Arbeitszeiten, Work-Life-Balance – viele Wünsche der angehenden Arbeitnehmer lassen sich in der Selbstständigkeit zumindest auf den ersten Blick am besten verwirklichen – auch wenn die Realität vielfach anders aussieht. Grundsätzlich ist der zunehmende unternehmerische Mut der Studierenden aber ein positives Signal für den Wirtschaftsstandort Deutschland.«

 


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