Betriebliche Vorbehalte gegenüber Langzeitarbeitslosen sinken leicht in Krisenzeiten

(Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten)
IAB5

Persönliche Empfehlungen steigern die Bereitschaft der Betriebe, Langzeitarbeitslose einzustellen

Persönliche Empfehlungen bauen betriebliche Vorbehalte gegenüber Langzeitarbeitslosen ab. In wirtschaftlichen Krisenzeiten profitieren Langzeitarbeitslose im Einstellungsprozess von geringeren Vorbehalten. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Der Anteil der Betriebe, für die eine Besetzung offener Stellen mit Langzeitarbeitslosen generell nicht infrage kommt, lag im Jahr 2021 bei 54 Prozent. Rund die Hälfte dieser Betriebe wäre aber im Falle einer persönlichen Empfehlung dazu bereit, Bewerbungen dieser Personengruppe eine Chance zu geben.

»Die Bedeutung sozialer Kontakte zeigt, dass die Unsicherheit der Betriebe hinsichtlich des Leistungsvermögens und der Motivation Langzeitarbeitsloser ein wichtiges Einstellungshemmnis darstellt. Die damit verbundenen Vorbehalte und Stigmatisierung können über persönliche Empfehlungen abgebaut werden«, erklärt Nicole Gürtzgen, Leiterin des Forschungsbereichs »Arbeitsmarktprozesse und Institutionen«.

»In Rezessionen wird Langzeitarbeitslosigkeit etwas stärker als Ergebnis der nachteiligen wirtschaftlichen Lage gesehen und weniger als Ergebnis eines geringeren Leistungsvermögens«, ergänzt IAB-Forscher Martin Popp. So stieg der Anteil an Betrieben, die Bewerbungen Langzeitarbeitsloser im Einstellungsprozess berücksichtigen, im Krisenjahr 2020 um rund einen Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr. »Wir können zumindest weitestgehend ausschließen, dass in konjunkturell schwachen Phasen für ein gegebenes Stellenangebot ein geringerer Anteil von Betrieben Langzeitarbeitslosen eine Chance gibt«, so Popp.

Der Anteil der Betriebe, die grundsätzlich dazu bereit wären, Bewerbungen Langzeitarbeitsloser zu berücksichtigen, lag im Jahr 2021 bei rund 39 Prozent. 38 Prozent der Betriebe gaben an, nur diejenigen arbeitslosen Bewerberinnen und Bewerber zu berücksichtigen, die maximal bis zu einem Jahr arbeitslos waren. 16 Prozent der Betriebe waren nicht bereit, Bewerbungen arbeitsloser Personen im Einstellungsprozess zu berücksichtigen.

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen stieg im Jahr 2021 auf rund 39 Prozent an, während er im Vorkrisenjahr 2019 im Schnitt bei 32 Prozent lag. In einem durchschnittlichen Monat des Jahres 2021 gingen knapp 2 Prozent der Langzeitarbeitslosen in Erwerbstätigkeit über.

Hintergrund
Die Studie beruht auf Daten der IAB-Stellenerhebung, einer repräsentativen Befragung von Betrieben in Deutschland, an der sich jährlich zwischen 11.500 und 20.000 Betriebe und Verwaltungen beteiligen.

 


  VERWEISE  

IAB-Stellenerhebung III/2024: Zahl der offenen Stellen geht zum siebten Mal in Folge zurück
Ergebnisse der IAB-Stellenerhebung für das dritte Quartal 2024: Deutlicher Rückgang der offenen Stellen Im dritten Quartal 2024 gab es bundesweit 1,28 Millionen offene Stellen Die Zahl der offenen Stellen in Deutschland ist im dritten Quartal...
IAB-Stellenerhebung II/2024: Starker Rückgang offener Stellen im zweiten Quartal 2024
Ergebnisse der IAB-Stellenerhebung für das zweite Quartal 2024 Im zweiten Quartal 2024 gab es bundesweit 1,34 Millionen offene Stellen Die Zahl der offenen Stellen ist im zweiten Quartal 2024 deutlich gesunken. Im Vergleich zum Vorquartal lag sie...
IAB-Stellenerhebung I/2024: 10 Prozent weniger offene Stellen als vor einem Jahr
Ergebnisse der IAB-Stellenerhebung für das erste Quartal 2024 Im ersten Quartal 2024 gab es bundesweit 1,57 Millionen offene Stellen Dies entspricht einem Rückgang von rund 158.000 Stellen oder 9 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Im Vergleich zum...

.