Befragung: »Arbeitnehmer sollten so viel Einfluss haben wie Arbeitgeber«

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hans boeckler stiftung

Arbeitnehmer sollten im Betrieb mitbestimmen – davon ist die große Mehrheit der Erwerbstätigen überzeugt, wie eine Analyse von Prof. Dr. Werner Nienhüser, Esther Glück und Dr. Heiko Hoßfeld von der Universität Duisburg-Essen zeigt. Die Forscher haben rund 1.900 Erwerbstätige – Arbeitnehmer und Arbeitgeber – nach ihren Einstellungen zur Mitsprache am Arbeitsplatz gefragt.

In seiner von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Untersuchung ging das Team um den BWL-Professor Nienhüser zweigleisig vor, um besonders valide Antworten zu bekommen: Neben Antworten auf direkte Fragen erbaten die Forscher auch Assoziationen zu Schlüsselbegriffen der Mitbestimmung, weil diese Einblick in tiefer liegende Einstellungen zum Thema zulassen. Die genannten Assoziationen ließen die Wissenschaftler von den Befragten selbst als positiv, neutral oder negativ bewerten.

Der Anteil derjenigen, die finden, dass Arbeitnehmer mindestens gleich viel Einfluss haben sollten wie Arbeitgeber, liegt in der Befragung bei 65 Prozent. Noch deutlicher fällt die Gegenprobe aus: Der Aussage, dass Mitbestimmung falsch sei, stimmten nur 13 Prozent der Befragten zu. Dabei wurde nicht unterschieden zwischen betrieblicher Mitbestimmung und der Mitsprache in Aufsichtsräten. Die Auswertung der Assoziationen stützt das Ergebnis: Beim Stichwort »Mitbestimmung« lag der Anteil positiver Assoziationen bei gut 67 Prozent, bei »Betriebsrat« kamen sogar knapp 69 Prozent positive Nennungen.

Die Befürworter der Mitbestimmung sind in fast allen untersuchten Gruppen in der Mehrheit, unabhängig von Qualifikation oder Erwerbsposition. Unter Arbeitern und Angestellten liegt die Zustimmung zwischen 76 und 67 Prozent. Auch unter den leitenden Angestellten und selbst bei Selbständigen und Freiberuflern findet eine klare Mehrheit, dass die Arbeitnehmer gleich viel Einfluss haben sollten. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Arbeitgeber, die mindestens fünf Beschäftigte haben und deren Betriebe damit betriebsratsfähig sind, halten offenbar wenig davon, ihre Mitarbeiter mitentscheiden zu lassen. Auf die Frage, ob Arbeitnehmer gleich viel Einfluss haben sollten, zeigt sich in dieser Gruppe »eine deutliche Ablehnung«, schreiben die Wissenschaftler in der neuen Ausgabe der Fachzeitschrift WSI-Mitteilungen. Nur ein Drittel wünscht sich gleichberechtigte Beschäftigte.

Gleichzeitig äußern die befragten Arbeitgeber aber überwiegend positive Assoziationen zu den Begriffen Mitbestimmung und Betriebsrat – und weisen damit eine grundsätzlich aufgeschlossene Haltung auf. Die Wissenschaftler interpretieren dies so: Generell könnten sich Arbeitgeber durchaus mit Mitbestimmung und Arbeitnehmervertretern arrangieren, nur nicht dann, wenn sie ihre Verfügungsrechte bedroht sehen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen aus Sicht der Wissenschaftler zweierlei: Zum einen spricht einiges dafür, »dass Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Denken der Mehrheit zu einer positiv bewerteten Institution geworden ist«, schreiben die Wissenschaftler. Je mehr Erfahrungen die Menschen mit Mitbestimmung gemacht haben, desto positiver sei ihre Einstellung. Zum anderen besteht nach wie vor »Konfliktpotenzial zwischen einer machtvollen Minderheit, zu der vor allem die Arbeitgeber betriebsratsfähiger Betriebe gehören, und den in den anderen sozialen Gruppen zu findenden Mitbestimmungsbefürwortern«.

Angesichts der bestehenden Interessengegensätze zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sei es nicht verwunderlich, dass die Meinungen beim Thema Mitbestimmung auseinandergehen. Die Forscher werten dies als »gutes Zeichen«. Schließlich wären »Mitbestimmungsinstitutionen, die von allen akzeptiert oder gar begrüßt würden, vermutlich solche ohne Verteilungswirkung und damit zahnlos«.

 

 

 

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