Herausforderung Fachkräftemangel: Die Ära gesicherten Wachstums ist vorbei

KfW 2

Zeitenwende durch Fachkräftemangel

Über 70 Jahre lang konnte wirtschaftliches Wachstum in Deutschland als sicher gelten. Diese Zeiten sind vorbei. Das liegt maßgeblich auch am schwachen Produktivitäts­wachstum.

Wollte Deutschland allein durch steigende Erwerbs­beteiligung oder Zuwanderung das BIP je Einwohner bis zum Jahr 2035 konstant halten, müsste dafür entweder die Erwerbs­beteiligung weit stärker als bisher steigen oder die Netto-Zuwanderung auf weit mehr als 1,3 Mio. Menschen im Erwerbs­alter zunehmen. Wohlstands­sicherung und weiteres Wohlstands­wachstum bedürfen deshalb eines umfassenden Mix an Maßnahmen, die auch eine stärkere Erhöhung der Arbeits­produktivität bewirken.

Das Fehlen von Fachkräften behindert bereits die Geschäftstätigkeit von jedem zweiten Unternehmen. Das liegt maßgeblich mit am schwachen Produktivitätswachstum: Die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigem erhöhte sich seit dem Jahr 2012 um magere 0,3 % pro Jahr. Bleibt das Produktivitätswachstum derart schwach und verstärkt sich gleichzeitig der Rückgang des inländischen Fachkräfteangebots, bedeutet dies eine Zeitenwende: Deutschland träte noch in diesem Jahrzehnt in eine Ära anhaltend stagnierenden, womöglich schleichend schrumpfenden Wohlstands ein.

Andauernde Wohlstandsverluste ließen zunehmende Verteilungskonflikte und eine verstärkte Nutzungskonkurrenz um knappe Ressourcen erwarten. Schon in der aktuellen Krise zeigt sich, dass langfristige Ziele in Energiepolitik und Klimaschutz vorübergehend hintenangestellt werden, wenn es gilt, Wohlstandseinschränkungen und wirtschaftliche Verluste in der Gegenwart zu verhindern.

In der vorliegenden Studie wird mithilfe von Szenarien untersucht, welchen Beitrag unterschiedliche Stellgrößen zur Erhöhung des Fachkräfteangebots oder Senkung des Fachkräftebedarfs leisten müssten, um den demografisch bedingten Rückgang des inländischen Fachkräfteangebots auszugleichen. Dies würde einen Rückgang des Pro-Kopf-BIP, also des gesamtwirtschaftlichen Wohlstands verhindern. Die betrachteten Stellgrößen sind höhere Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung, Zuwanderung und eine Steigerung der Arbeitsproduktivität.

Dieser Beitrag der KfW-Research zeigt anhand von Szenarien die Notwen­digkeiten auf und beleuchtet mögliche Gegen­maßnahmen.


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