Weichenstellungen für die Aufgabenverteilung in Familie und Beruf

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IfD Allensbach

Wie Mütter und Väter die Arbeit in Beruf und Familie teilen

Die alte Formel »der Mann verdient das Geld, die Frau kümmert sich um Kinder und Haushalt« mit ihrer klaren Trennung der Zuständigkeiten gilt schon lange nicht mehr. Aber wie entwickelt sich die Aufteilung der Berufs- und der Familienarbeit von Elternpaaren? Und welche Faktoren beeinflussen die Weichenstellungen bei der Aufteilung?

Diese Fragen untersuchte das INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH im Auftrag des BMFSFJ mit einer umfangreichen Repräsentativbefragung von 1.189 Müttern und Vätern, die in Paarbeziehungen leben und Kinder unter 16 Jahren haben. Die Analyse der Befragung aus dem Jahr 2022, die sich an eine erste Weichenstellungsstudie 2014 anschließt, wurde am 20. März 2023 veröffentlicht.

Seit Langem nehmen Berufstätigkeit und Arbeitsumfang von Müttern stetig zu. Allerdings dominiert noch immer die Teilzeitbeschäftigung: Vor der Geburt des ersten Kindes sind die angehenden Elternteile mit großer Mehrheit noch beide vollzeitberufstätig.

Nach der Geburt ändern sich die Erwerbskonstellationen dann erheblich. Mütter nutzen zunächst in der Regel eine Elternzeit von durchschnittlich ein bis anderthalb Jahren und kehren anschließend mehrheitlich in kürzerer oder längerer Teilzeit in den Beruf zurück. Von den Vätern gehen über 40 Prozent inzwischen ebenfalls in Elternzeit (41 Prozent der Väter mit Kindern unter 6 Jahren), die meist nur etwa zwei Monate dauert. Mehr als neun von zehn Vätern arbeiten in den Folgejahren in Vollzeit.

Noch immer gibt es dabei größere Unterschiede zwischen Ostdeutschland, wo Mütter nach eher kürzeren Elternzeiten meist in Vollzeit oder vollzeitnaher Teilzeit zurückkehren, und Westdeutschland, wo Mütter in den Jahren nach der Berufsrückkehr häufiger in kürzerer Teilzeit tätig sind. Diese Erwerbsverhältnisse verändern sich im Anschluss über längere Zeit nur wenig. Von daher entscheidet sich viel in der weichenstellenden Phase der ersten Elternzeit. Erst um das Ende der Grundschulzeit des jüngsten Kindes wechseln viele Mütter wieder in längere Teilzeit oder Vollzeit.

Dabei wird der Großteil der familiären Kinderbetreuung auch heute noch von den Müttern übernommen. In 48 Prozent der Paarfamilien schultert die Mutter die gesamte Kinderbetreuung oder den größten Teil. Hierbei ergibt sich eine beträchtliche Kluft zwischen Ideal und Realität: Von den Eltern selbst wünschen sich nur 19 Prozent eine solche Aufteilung. 44 Prozent fänden eine exakt hälftige Teilung ideal, die heute erst von 17 Prozent praktiziert wird, 77 Prozent würden eine zumindest etwa hälftige Teilung bevorzugen, bei der kein Elternteil deutlich weniger als die Hälfte übernimmt.

Kluft zwischen realer und gewünschter Aufteilung der Kinderbetreuung


Zwar beteiligen sich die Väter heute signifikant häufiger an der Hausarbeit als noch 2014; nur noch 37 Prozent überlassen sie ganz oder zum größten Teil den Müttern (2014 noch 45 Prozent). Aber noch immer berichten 38 Prozent der Mütter, dass an ihnen viel mehr Arbeit in der Familie hängenbleibt, als ursprünglich ausgemacht war.

Auch bei der Berufsarbeit wünschen sich viele eine partnerschaftliche Aufteilung. Damit bestätigen sich die Befunde einer Befragung von 2019, bei der sich 46 Prozent der Eltern am liebsten eine gleiche Aufteilung der Aufgaben in Beruf und Familie wünschten. Schon jetzt würden 25 Prozent der Mütter ihre Erwerbstätigkeit gern ausweiten oder eine Arbeit aufnehmen. Von den Vätern würden aktuell 19 Prozent ihren Arbeitsumfang gern reduzieren, vor allem um mehr Zeit für die Familie zu erhalten.

Hinter solchen Wünschen stehen signifikante Einstellungsveränderungen. Vor allem nehmen die Wünsche nach finanzieller Unabhängigkeit und Berufstätigkeit beider Elternteile zu: 2014 war es 66 Prozent der Mütter wichtig, ein eigenes Einkommen zu haben; heute legen bereits 72 Prozent Wert darauf. Eine gute berufliche Perspektive für beide Elternteile hielten damals 53 Prozent der Eltern für bedeutsam, heute tun das 66 Prozent. Und auch die Vorstellung, dass Vater wie Mutter zum Familieneinkommen beitragen sollten, weitete sich von 44 auf 53 Prozent aus (Basis für die Zeitvergleiche: Eltern mit Kindern unter 6 Jahren).

Für die gleiche Aufteilung werden viele Voraussetzungen erkennbar, vor allem wirtschaftliche Sicherheit, familienfreundliche Arbeitsbedingungen und ausreichende Betreuungsmöglichkeiten. Von Müttern, die mit wenigstens 25 Stunden berufstätig sind, haben 90 Prozent ihre Kinder in der Betreuung oder in der Schule, 60 Prozent nutzen Angebote zur Ganztagsbetreuung.

Als ebenso wichtig erweist sich in dieser Befragung die partnerschaftliche gegenseitige Unterstützung der Elternteile. Wo sie fehlt – häufig, weil auch Väter Familie und Beruf nicht gut miteinander vereinbaren können –, führt die zunehmende Berufstätigkeit der Mütter leicht zu einer übermäßigen Doppelbelastung durch Berufs- und Familienarbeit.

Am ehesten gelingt die gleiche Aufteilung in Familien, in denen Vater wie Mutter Elternzeit genutzt haben. In diesen Familien erklären 67 Prozent: »Die Elternzeit hat uns als Familie enger zusammengebracht« und 70 Prozent berichten, der Vater habe durch die Elternzeit eine engere Bindung zum Kind entwickelt. Zudem kommt es in diesen Familien später deutlich seltener zu einer ganz einseitigen Übernahme von Kinderbetreuung und Hausarbeit durch die Mutter.

Dort, wo eine gleiche Aufgabenteilung gewählt wird, sind die Eltern häufiger mit ihrem Familienleben zufrieden als in anderen Familien.  

Hintergrund
Die Weichenstellungsstudie dient auch als Datenquelle für das Familienbarometer des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das zeitgleich veröffentlicht wird.


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