EU-Arbeitskräfteerhebung 2015: Über 11 Millionen als »Stille Reserve«
10 Millionen Teilzeitkräfte in der EU hätten gern mehr gearbeitet - Zwei Drittel davon Frauen.
Von der Bevölkerung im Alter von 15 bis 74 Jahren in der Europäischen Union (EU) waren im Jahr 2015 220 Millionen Personen erwerbstätig, 23 Millionen erwerbslos und 136 Millionen zählten zu den Nichterwerbspersonen.
Etwa 8 von 10 Beschäftigten in der EU arbeiteten Vollzeit und 2 von 10 Teilzeit. Von den 44,7 Millionen Personen in der Europäischen Union (EU), die 2015 einer Teilzeitbeschäftigung nachgingen, waren 10,0 Millionen unterbeschäftigt, d. h. sie wollten zusätzliche Arbeitsstunden leisten und hätten dafür auch zur Verfügung gestanden. Das entspricht einem Anteil von mehr als einem Fünftel (22,4%) aller Teilzeitkräfte und von 4,6% an der Gesamtbeschäftigung in der EU im Jahr 2015. Zwei Drittel dieser unterbeschäftigten Teilzeitkräfte waren Frauen (66%).
Neben den Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose) hatten 2015 11,4 Millionen Nichterwerbspersonen im Alter von 15 bis 74 Jahren in der EU eine gewisse Bindung an den Arbeitsmarkt und konnten als stille Reserve betrachtet werden, was 4,7% der EU-Erwerbsbevölkerung entspricht. Davon standen 9,3 Millionen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung, suchten jedoch keine Arbeit, wie zum Beispiel entmutigte Arbeitsuchende, während 2,2 Millionen eine Arbeit suchten, aber dem Arbeitsmarkt nicht direkt zur Verfügung standen, wie beispielsweise Studierende, die einen Arbeitsplatz für die Zeit nach ihrem Abschluss suchen. Die Mehrheit dieser stillen Reserve in der EU waren 2015 ebenfalls Frauen (56,7%).
Höchste Anteile unterbeschäftigter Teilzeitkräfte in Griechenland, Zypern und Spanien
Im Jahr 2015 war der Anteil unterbeschäftigter Teilzeitkräfte an allen Teilzeitkräften in den EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. In Griechenland (71,8%), Zypern (68,0%) und Spanien (54,2%) wollte die Mehrheit der Teilzeitkräfte im Alter von 15 bis 74 Jahren zusätzliche Arbeitsstunden leisten und wäre dafür auch verfügbar gewesen, dicht gefolgt von Portugal (46,4%). Am anderen Ende der Skala meldeten Dänemark (9,5%), die Tschechische Republik (9,6%), Estland (12,0%), Luxemburg (13,2%), die Niederlande (13,4%), und Deutschland (14,0%) die geringsten Anteile unterbeschäftigter Teilzeitkräfte. Auf EU-Ebene waren 2015 22,4% der Teilzeitkräfte unterbeschäftigt.
Es sei darauf hingewiesen, dass unterbeschäftigte Teilzeitkräfte in allen EU-Mitgliedstaaten mit Ausnahme von Rumänien vorwiegend Frauen waren.
Weitaus größte stille Reserve in Italien
Auch der Umfang der stillen Reserve war in den Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich, wobei Italien bei Weitem den höchsten Anteil meldete (mehr als 3,5 Millionen Personen, was 14,0% der Erwerbsbevölkerung entspricht), gefolgt von Kroatien (9,2%), Luxemburg (7,8%), Finnland (7,7%) und Bulgarien (7,1%). Dabei umfasste die stille Reserve in jedem EU-Mitgliedstaat in erster Linie Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung standen, aber keine Arbeit suchten. In der überwiegenden Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten, mit der Ausnahme von Irland, Bulgarien, Litauen, Dänemark, Finnland, Ungarn und Österreich, stellten Frauen den größten Anteil an der stillen Reserve.
Auf EU-Ebene entsprach die stille Reserve, die zu 57% aus Frauen bestand, 4,7% der gesamten Erwerbsbevölkerung.
Hintergrund
Diese Informationen stammen aus einem Artikel, der von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, veröffentlicht wurde und auf detaillierten Ergebnissen der Europäischen Arbeitskräfteerhebung für das Jahr 2015 basiert.
Geografische Informationen
Zur Europäischen Union (EU) gehören Belgien, Bulgarien, die Tschechische Republik, Dänemark, Deutschland, Estland, Irland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Kroatien, Italien, Zypern, Lettland, Litauen, Luxemburg, Ungarn, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, die Slowakei, Finnland, Schweden und das Vereinigte Königreich.
Methoden und Definitionen
Bei der Arbeitskräfteerhebung (AKE) handelt es sich um eine umfassende Haushaltsstichprobenerhebung. Die Daten der AKE beziehen sich auf die Wohnbevölkerung und deren Ergebnisse, somit auf das Wohnsitzland der Erwerbstätigen und nicht auf das Land, in dem diese Personen beschäftigt sind. Dieser Unterschied kann in Ländern mit hohen Zahlen von grenzüberschreitenden Pendlern erheblich sein.
Die in dieser Meldung enthaltenen Jahresergebnisse werden als Durchschnitt der vierteljährlichen Ergebnisse berechnet.
Erwerbspersonen, auch als Erwerbsbevölkerung bezeichnet, sind Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren, die entweder erwerbstätig oder erwerbslos sind. Entsprechend umfasst die Nichterwerbsbevölkerung Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren, die weder erwerbstätig noch erwerbslos sind.
Unterbeschäftigte Teilzeitkräfte sind Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren, die in Teilzeit arbeiten, zusätzliche Arbeitsstunden leisten möchten und dafür zur Verfügung stehen. Teilzeitbeschäftigung wird durch Eigenangabe der Personen erfasst.
Personen, die für eine Arbeit zur Verfügung stehen, jedoch nicht nach Arbeit suchen, sind Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren, die weder erwerbstätig noch erwerbslos sind und arbeiten wollen, in den nächsten zwei Wochen eine Arbeit aufnehmen könnten, jedoch nicht nach Arbeit suchen.
Personen, die Arbeit suchen, jedoch dem Arbeitsmarkt nicht kurzfristig zur Verfügung stehen, sind Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren, die weder erwerbstätig noch erwerbslos sind und die in den vergangenen vier Wochen aktiv nach Arbeit gesucht haben, jedoch in den nächsten zwei Wochen keine Arbeit aufnehmen können. Zur Vervollständigung umfasst diese Kategorie drei kleinere Personengruppen: diejenigen, die eine Arbeit gefunden haben, welche sie in weniger als drei Monaten aufnehmen werden, und in den nächsten zwei Wochen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen; diejenigen, die eine Arbeit gefunden haben und diese in drei Monaten oder später aufnehmen werden; diejenigen, die in den letzten vier Wochen passiv Arbeit gesucht haben und in den nächsten zwei Wochen eine Arbeit aufnehmen könnten. Passive Arbeitssuche liegt beispielsweise vor, wenn auf das Ergebnis eines Vorstellungsgespräches gewartet wird.
Zusammen bilden die Personen, die für eine Arbeit zur Verfügung stehen, jedoch nicht nach Arbeit suchen und die Personen, die Arbeit suchen, jedoch dem Arbeitsmarkt nicht kurzfristig zur Verfügung stehen, die stille Reserve.
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