IAB: Branchenwechsel nahmen während der Coronakrise ab

(Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten)
IAB5

Beschäftigte haben in der Coronakrise nicht vermehrt die Branchen gewechselt.

Das zeigt das neue IAB-LinkedIn-Branchenwechsel-Radar, das am Montag vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erstmals veröffentlicht wurde. Zu Beginn der Pandemie wechselten Beschäftigte kurzzeitig häufiger die Branche. Ab Frühling 2020 war das zunehmend seltener der Fall, entgegen dem Trend von vor der Pandemie.

»Im deutschen Arbeitsmarkt gab es während der Pandemie eher große Ruhe statt Great Resignation«, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs »Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen«.

Aktuell liegt das IAB-LinkedIn-Branchenwechsel-Radar bei 56,4 Punkten. Damit erholt es sich leicht vom niedrigsten Wert im Mai 2023, liegt aber rund einen Punkt unter dem vor-Corona-Niveau von 2019. Enzo Weber berichtet: »Derzeit wechseln weniger Beschäftigte die Branche als in den vergangenen Jahren. Aber die Bewerbungen zwischen den Branchen haben seit 2022 angezogen. Nach der Corona- und der Energiekrise ist daher wieder mit mehr Wechseln zu rechnen«

»Die Arbeitswelt befindet sich in kontinuierlichem Wandel – um den sich ständig verändernden Herausforderungen begegnen zu können, ist es wichtig, Trends und Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt frühzeitig zu erkennen«, so Kristin Keveloh, Arbeitsmarkt-Expertin bei LinkedIn.

Mit dem IAB-LinkedIn-Branchenwechsel-Radar kann mithilfe von zwei Komponenten nahezu in Echtzeit die Wechseldynamik am Arbeitsmarkt beobachtet werden. Als Basis dienen die Jobangaben in den Nutzerprofilen auf LinkedIn, dem weltweit größten beruflichen Netzwerk.

Die Komponente »Wechsel heute« misst, wie viel Prozent aller Neueinstellungen darauf zurückgehen, dass Beschäftigte zwischen den Branchen wechseln. Zuletzt waren das 40,6 Prozent.

Die Komponente »Wechsel morgen« misst den Anteil der Bewerbungen aus anderen Branchen, die auf LinkedIn verschickt werden, an allen Bewerbungen auf LinkedIn – zuletzt 72,3 Prozent. Diese Komponente dient als Frühindikator:

Während übliche Arbeitsmarktstatistiken nur Auskunft über abgeschlossene Prozesse geben, ermöglichen die aktuellen Bewerbungsdaten von LinkedIn einen Ausblick auf das künftige Arbeitsmarktgeschehen. Wenn die Bewerbungsquote steigt, steigt zeitversetzt auch die Wechselquote – am stärksten nach acht Monaten. Das IAB-LinkedIn-Branchenwechsel-Radar entspricht dem Mittelwert der beiden Komponenten.

Künftig wird das IAB-LinkedIn-Branchenwechsel-Radar halbjährlich aktualisiert.


  VERWEISE  

Pendeln oder Umziehen: Wie sich Menschen bei einem Arbeitsplatzwechsel entscheiden
Jobwechsel: Wie familiäre Bindungen und Entfernung die Wahl beeinflussen Bei einem Arbeitsplatzwechsel in eine andere Region stehen viele Menschen vor der Frage, ob sie umziehen oder pendeln sollen. Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für...
Jobstudie: Wechselbereitschaft auf Rekordniveau
Junge Angestellte sind eher geneigt zu kündigen als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen Beschäftigte in Deutschland sind auf dem Sprung, die Wechselbereitschaft unter Arbeitnehmer*innen ist aktuell so hoch wie noch nie: Derzeit sucht mehr als...
Berufswechsel zu Beginn der Covid-19-Pandemie
Nur geringe Auswirkungen auf Erwerbsverläufe Berufswechsel gingen während der Covid-19-Pandemie 2020 häufiger als 2019 mit vorübergehender Arbeits­losigkeit sowie mit Einbußen bei der Qualität der Beschäftigung einher. Dies zeigt eine Studie...

.