Unternehmen erkennen KI-Potenzial - zögern aber bei Geschäftsmodellen
Die meisten deutschen Unternehmen laufen Gefahr, das Momentum im Bereich KI zu verpassen.
Auch wenn sie die Potenziale von Künstlicher Intelligenz (KI) erkannt haben und als große Chance begreifen. Die Mehrheit der Unternehmen geht nicht davon aus, dass sie ihr Geschäftsmodell ändern muss.
Das geht aus zwei aktuellen Befragungen hervor - einer Mitgliederbefragung und einer Civey-Befragung des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V.
Laut der vom BVDW durchgeführten Mitgliederbefragung nutzen bereits 80 Prozent der Unternehmen Künstliche Intelligenz. Mehr als ein Drittel investiert seit mehr als einem Jahr in KI-Technologien. 65 Prozent glauben, dass KI die internen Arbeitsprozesse verbessern wird, um Mitarbeitende von repetitiven Aufgaben zu entlasten. Trotz dieser Erkenntnisse plant nur jedes dritte befragte Unternehmen sein Geschäftsmodell aufgrund von KI anzupassen. Ein weiteres Drittel trifft hierzu noch keine Aussage.
Eine Civey-Befragung im Auftrag des BVDW zeigt eine ähnliche Tendenz: Von den befragten privatwirtschaftlichen Entscheider*innen in Deutschland werden nur 13 Prozent ihr Geschäftsmodell ändern. Fast drei Viertel stimmen dieser Aussage eher oder eindeutig nicht zu.
Der europäische AI Act ist kaum bekannt
Die rechtlichen Rahmenbedingungen, die im europäischen AI Act gerade in Brüssel verhandelt werden, sind deutschen Unternehmen unbekannt. Dem überwiegenden Teil der Unternehmen ist der AI Act gar nicht oder nur im Groben bekannt. Laut der Civey-Befragung kennt ein Drittel der befragten privatwirtschaftlichen Entscheider*innen in Deutschland den AI Act gar nicht. Dabei wird dieser die Grundlage für die Nutzung von AI in zahlreichen Geschäftsmodellen legen.
»Das mögliche Ausmaß des AI Acts auf die deutsche und europäische Wirtschaft wird noch immer verkannt. Unsere Befragungen zeigen, dass die politischen Entscheider*innen in Brüssel noch immer nicht mit, sondern über die Köpfe der Wirtschaft hinweg Industriepolitik betreiben«, beklagt Dirk Freytag vom BVDW und führt weiter aus: »Die deutsche Politik muss die Konsequenzen des AI Acts für Deutschland klar und deutlich kommunizieren. Die Wirtschaft muss außerdem in die Diskussionen stärker einbezogen werden. Wenn wir dies jetzt versäumen, verpassen wir in Europa die Chance, in der KI-Nutzung eine führende Rolle einzunehmen.«
Im BVDW beschäftigen sich Expert*innen der Digitalen Wirtschaft im Ressort KI neben den Auswirkungen auf Geschäftsmodelle und die Wertschöpfungskette auch mit der damit verbundenen Verantwortung und begleiten die Entwicklung eng.
Laut der Mitgliederbefragung sieht ein erheblicher Teil der Unternehmen den verantwortungsvollen Umgang mit KI als gemeinsame Aufgabe von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Verbänden.
Die Mitgliederbefragung zeigt außerdem, dass rechtliche Herausforderungen und der Fachkräftemangel Gründe dafür sind, dass Unternehmen KI aktuell nicht einsetzen. Mehr als die Hälfte von ihnen sieht in der Aus- und Weiterbildung von Fachpersonal den Schlüssel zum Erfolg im Bereich KI.
- Empfehlung(en) zum Artikel:
KI-Verordnung: Verlässliche Rahmenbedingungen nötigDer Digitalausschuss des Bundestags hat in einer öffentlichen Sitzung am Mittwochnachmittag über den Stand der Verhandlungen zur gesetzlichen Regulierung von generativer Künstlicher Intelligenz (...KI ist ein zentraler Wettbewerbsfaktor – sieben Thesen für die digitale WirtschaftKünstliche Intelligenz stellt kein Novum dar. Sie ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die neue Technologie verändert bereits heute viele Branchen und Lebenswelten nachhaltig. KI ist ein...