DIHK-Fachkräftereport 2023
Fachkräfteengpässe gefährden Erfolg in wichtigen Schlüsseltechnologien
Trotz wirtschaftlicher Stagnation kann jeder zweite Betrieb hierzulande offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen. In wichtigen Zukunftsbranchen ist die Personalnot dabei besonders groß.
Das ergibt der aktulle Fachkräftereport der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).
»Viele Unternehmen blicken mit Sorge in die Zukunft«, sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks bei der Vorstellung der Umfrage, an der sich mehr als 22.000 Betriebe beteiligt haben, am 29. November in Berlin. »Die Fachkräftesituation bleibt sehr kritisch. Das gilt nicht nur für die direkt betroffenen Betriebe, sondern auch für unseren Wirtschaftsstandort insgesamt.«
Die Personalengpässe beträfen die Breite der Wirtschaft und zögen sich mittlerweile durch nahezu alle Branchen und Berufe, berichtete er.
Bezogen nur auf die Unternehmen, die aktuell tatsächlich Arbeitskräfte suchen, zeigen sich die Engpässe besonders deutlich: Nur ein Fünftel der suchenden Betriebe hat laut Dercks kein Problem, offene Stellen zu besetzen. »Das bedeutet im Umkehrschluss, dass acht von zehn Betrieben bei der akuten Rekrutierung von Mitarbeitern mehr oder weniger große Herausforderungen bewältigen müssen oder sogar erfolgslos bleiben.«
Am häufigsten, auch das zeigt der DIHK-Fachkräftereport, fehlen auf dem Arbeitsmarkt beruflich Qualifizierte mit dualer Ausbildung: 55 Prozent der Unternehmen, die vergeblich nach Beschäftigten suchen, würden gern dual ausgebildete Praktikerinnen und Praktiker einstellen.
Mit gravierenden Folgen: 82 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten negative Folgen für ihr eigenes Unternehmen. 40 Prozent müssen ihr Angebot einschränken und verlieren Aufträge; und auch reduzierte Öffnungszeiten, lange Wartezeiten auf Termine oder Einbußen beim Service sind keine Seltenheit mehr.
Fachkräftemangel wird zum Standortrisiko
16 Prozent der Unternehmen können eigenen Angaben zufolge aufgrund des Arbeits- und Fachkräftemangels weniger in Deutschland investieren. Das betrifft allen voran die Industrie (22 Prozent), insbesondere den Werkzeugmaschinenbau (32 Prozent) und den Kraftfahrzeugbau (31 Prozent), aber auch Medizintechnik (27 Prozent) und die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen (22 Prozent).
Bereits mehr als jedes vierte Industrieunternehmen (27 Prozent) befürchtet aufgrund der Personalengpässe einen Verlust von Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit.
Bei der Zuwanderung richtigen Rahmen setzen
Um gegensteuern zu können, benötigen die Betriebe nach Dercks' Worten passende Rahmenbedingungen. Zu den Optionen zählen die Intensivierung der Aus- und Weiterbildung, mehr Beschäftigung von Frauen und Älteren, die Integration von Arbeitslosen, innovative und flexible Arbeitszeitmodelle sowie Produktivitätssteigerungen und Automatisierung.
Ein wichtiger Pfeiler ist auch die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland. Mit der Weiterentwicklung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes – erste Änderungen traten am 18. November 2023 in Kraft, weitere folgen bis Juni 2024 – möchte die Bundesregierung den Zuzug aus Nicht-EU-Staaten vereinfachen.
Für 55 Prozent der Umfrageteilnehmer kommt die Einstellung von Menschen aus Drittstaaten in Betracht. Dabei wünschen sich 62 Prozent dieser Unternehmen, dass die Spracherwerbsangebote im In- und Ausland ausgebaut werden; 54 Prozent hoffen auf eine Vereinfachung und Beschleunigung der Verwaltungsverfahren.
QUELLE: Nach einer Meldung des DIHK