Diskriminierung und Mobbing in der Arbeitswelt: Ein verbreitetes Phänomen
Angestellte, die das eigene Führungsteam als vielfältig und divers bezeichnen, sind überdurchschnittlich zufrieden mit ihrem Job
Eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) zeigt, dass ein Drittel der nicht-leitenden Angestellten in Europa Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt hat, während fast ebenso viele (30 Prozent) von Mobbing betroffen waren. Auffällig ist, dass Frauen mit 36 Prozent häufiger Diskriminierung erfahren haben als Männer (31 Prozent) und auch Mobbing öfter erlebten.
Besorgniserregend ist, dass weniger als die Hälfte der Betroffenen diese Vorfälle meldeten, wobei Frauen sich seltener an Vorgesetzte oder entsprechende Stellen im Unternehmen wandten als Männer.
Die Rolle der Unternehmenskultur und Führung
Die Studie legt dar, dass die Erfahrungen von Beschäftigten mit Diskriminierung und Mobbing maßgeblich von der Unternehmenskultur und dem Führungsstil abhängen. Angestellte in Unternehmen, die als divers und inklusiv wahrgenommen werden, berichten seltener von solchen negativen Erfahrungen. Im Gegensatz dazu bewerten leitende Angestellte die Bemühungen ihres Unternehmens in Bezug auf Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (»Diversity, Equity & Inclusion« - DE&I) deutlich positiver als ihre nicht-leitenden Kollegen.
Kluft zwischen Führungsebene und Mitarbeitenden
Die Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen Management und nicht-leitenden Angestellten verdeutlichen eine Diskrepanz in der Einschätzung der Unternehmenskultur, besonders im Hinblick auf DE&I. Fast jede dritte nicht-leitende Fachkraft hat bereits Diskriminierung oder Mobbing erfahren, was laut Ev Bangemann, Managing Partner bei EY, ein klares Zeichen für eine Kluft zwischen der Führungsetage und den Mitarbeitenden ist. Bangemann betont die Notwendigkeit für Unternehmen, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um einen Kulturwandel zu fördern, der alle Mitarbeiter einbezieht.
Unternehmerische Vorteile durch Vielfalt und Inklusion
Bangemann unterstreicht die Vorteile einer vielfältigen Belegschaft und Führung, die eine bessere Repräsentation unterschiedlicher Interessen ermöglicht und so zur Bindung von Mitarbeitern und Kunden beiträgt. Die Studie zeigt, dass Unternehmen mit diversen Teams in der Führungsebene attraktiver für neue Talente sind und bessere Entscheidungen treffen können.
Folgen einer negativen Unternehmenskultur
Eine schlechte Unternehmenskultur hat nicht nur Auswirkungen auf die Motivation und Produktivität der Belegschaft, sondern auch auf deren Arbeitsplatzsicherheit und Zufriedenheit. Insbesondere nicht-leitende Angestellte in Unternehmen ohne diverse Führungsteams bewerten ihre Zufriedenheit und Produktivität signifikant niedriger. Darüber hinaus suchen Angestellte, die Diskriminierung erfahren haben, eher nach neuen Stellen.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Trotz der zunehmenden Anerkennung der Bedeutung von Vielfalt und Inklusion in Unternehmen zeigen die EY-Ergebnisse, dass in der Praxis noch Herausforderungen bestehen, etwa bei der Umsetzung von Blind-Lebensläufen oder DE&I-Schulungen.
Finanzielle Zwänge werden als Hauptbarriere für DE&I-Maßnahmen genannt. Bangemann argumentiert, dass der Verzicht auf inklusive Maßnahmen langfristig nachteilige Folgen für Unternehmen haben kann, sowohl in Bezug auf die Mitarbeiterbindung als auch auf die Produktivität.
Hintergrund
Dies sind Ergebnisse einer europaweiten EY-Studie, für die 1.800 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in neun europäischen Ländern befragt wurden, davon 200 in Deutschland. Zur Hälfte setzten sich die Befragten aus leitenden, zur Hälfte aus nicht-leitenden Angestellten zusammen.
VERWEISE
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