Berufsorientierung an Schulen: Hohe Bildung, wenig Information

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 Bild zeigt Lehrerin bei der Berufsberatung

Abiturient*innen vermissen am häufigsten Unterstützung bei der Berufsorientierung

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass Jugendliche mit hohem Schulabschluss häufiger Unterstützung bei der Berufsorientierung und Ausbildungsplatzsuche vermissen als Gleichaltrige mit niedrigem oder mittlerem Schulabschluss.

Informationsdefizite bei Jugendlichen mit hoher Schulbildung

Laut Befragung fühlen sich 43 Prozent der Jugendlichen mit hoher Schulbildung von ihrer Schule nicht ausreichend über Ausbildungsberufe informiert. Bei den Befragten mit mittlerem Schulabschluss sind es 32 Prozent und bei denen mit niedrigem Schulabschluss nur 19 Prozent.

Zudem gaben 41 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten die eine Ausbildung suchen oder gesucht haben, dass sie sich mehr Unterstützung gewünscht hätten. Bei den Jugendlichen mit mittlerem Schulabschluss sind es 36 Prozent, bei den Hauptschulabsolventen nur 24 Prozent.

Clemens Wieland, Bildungsexperte der Bertelsmann Stiftung, sieht hier deutlichen Nachbesserungsbedarf. 44 Prozent der Gymnasiasten sind noch unentschlossen, ob sie nach dem Abitur eine Ausbildung beginnen wollen. Wieland betont, dass sich viele Gymnasiasten sich nicht ausreichend über Ausbildung und Studium informiert fühlen. Sie brauchen mehr Beratung und Unterstützung, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Schwierigkeiten für Jugendliche mit niedrigem Schulabschluss

Obwohl sich Hauptschüler besser über Ausbildungsmöglichkeiten informiert fühlen als Gymnasiasten, schätzen sie ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt pessimistischer ein. 22 Prozent der Befragten mit niedriger Schulbildung schätzen ihre Aussichten auf dem Ausbildungsmarkt als schlecht oder eher schlecht ein, im Vergleich zu 12 Prozent der Befragten mit hoher Schulbildung.

Wieland weist darauf hin, dass viele Hauptschülerinnen und Hauptschüler trotz vieler unbesetzter Ausbildungsstellen kaum Chancen sehen.

Daten aus dem neuen Berufsbildungsbericht belegen dies: 2022 hatten 2,86 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren keine abgeschlossene Ausbildung, das entspricht einer Quote von rund 19 Prozent. Besonders betroffen sind junge Menschen ohne Schulabschluss, von denen drei Viertel keine abgeschlossene Berufsausbildung haben.

Bei den Hauptschulabsolventen liegt die Quote bei knapp 42 Prozent.

Ausbildungsgarantie eingeführt

Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung die Ausbildungsgarantie auf den Weg gebracht. Wieland bewertet diesen Schritt grundsätzlich positiv, warnt aber davor, dass der Name der Garantie mehr verspreche, als derzeit realisierbar sei. Die Idee, jedem ausbildungswilligen Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz eine Ausbildung zu garantieren, sei noch nicht umgesetzt.

Mehr politische Unterstützung gefordert

Trotz der Herausforderungen bleibt die Ausbildung bei den Schülern beliebt: 45 Prozent streben sie an, ein weiteres Drittel kann sie sich zumindest vorstellen. Verbesserungsbedarf sehen die Jugendlichen aber nicht nur bei der Berufsorientierung. Viele finden, dass sich die Politik bisher zu wenig für die Ausbildungssuchenden einsetzt.

Sie wünschen sich vor allem günstigen Wohnraum während der Ausbildung und finanzielle Unterstützung bei einem Umzug. Auch bei Fahrtkostenzuschüssen und individuellen Unterstützungsangeboten bei Problemen in der Ausbildung erwarten sie mehr Engagement von der Politik.

Zusatzinformationen: Für die Studie hat das Institut iconkids & youth eine repräsentative Stichprobe von 1.729 jungen Menschen in Deutschland im Alter zwischen 14 und 25 Jahren befragt. Die Befragung erfolgte zwischen dem 23. Februar und 24. März 2024 mit einem standardisierten Fragebogen.

Der Großteil der Befragung mit 1.449 Teilnehmenden fand online statt, zudem wurden mit 280 Teilnehmenden persönliche Interviews geführt.

Aktuelle Daten zu den jungen Menschen, die sich weder in Beschäftigung noch in Aus- oder Weiterbildung befinden (sog. NEETs), hat die Bertelsmann Stiftung im neuen Faktencheck NEETs zusammengetragen, der hier abrufbar ist.


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