Digitale Kluft bei SGB-II-Beziehern als Weiterbildungsbarriere
Für viele Personen im Grundsicherungsbezug ist das Smartphone der einzige Internetzugang
Eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beleuchtet die digitale Kluft zwischen der Gesamtbevölkerung und den Beziehenden von Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende.
Die Untersuchung zeigt, dass 7 Prozent der Leistungsbeziehenden keinen Zugang zum Internet haben, während dies nur auf 1 Prozent der Gesamtbevölkerung zutrifft. Besonders betroffen sind ältere und gering gebildete Leistungsbeziehende.
Smartphones als Hauptzugang zum Internet
Für einen Großteil der Leistungsbeziehenden stellt das Smartphone den einzigen Zugang zum Internet dar. Die Studie zeigt, dass 26 Prozent der Leistungsbeziehenden ausschließlich mobile Endgeräte nutzen, verglichen mit nur 6 Prozent der Personen ohne Leistungsbezug. Dies unterstreicht die Bedeutung von Smartphones als Hauptzugang zum digitalen Raum für diese Bevölkerungsgruppe.
Nutzung des Internets zur Informationsbeschaffung und zur Weiterbildung
Trotz dieser Einschränkungen ist die Nutzung des Internets zur Informationssuche unter den Leistungsbeziehenden weit verbreitet: 88 Prozent derer mit Internetzugang nutzen es zur Informationsbeschaffung.
Besonders hervorzuheben ist, dass 61 Prozent der Leistungsbeziehenden das Internet genauso häufig zu Weiterbildungszwecken nutzen wie die Gesamtbevölkerung mit Internetzugang. Dies unterstreicht die Bedeutung des Internets als Bildungsressource, auch für benachteiligte Gruppen.
Digitalisierung und Weiterbildung
In der modernen Bildungslandschaft spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle. Online-Kurse, E-Learning-Plattformen und digitale Lernmaterialien sind entscheidend für den Erwerb neuer Kenntnisse und Fähigkeiten. Menschen ohne ausreichende IT-Ausstattung sind von diesen Bildungsangeboten weitgehend ausgeschlossen. Dies führt zu erheblichen Nachteilen in der Weiterbildung, da der Zugang zu wichtigen Lernressourcen fehlt.
Weiterbildung als Schlüssel zur Integration in den Arbeitsmarkt
Weiterbildung ist ein zentraler Faktor für die Integration in den Arbeitsmarkt. Digitale Kompetenzen sind in fast allen Berufsfeldern gefragt. Ohne Zugang zu digitalen Lernmöglichkeiten bleibt es für SGB-II-Bezieher schwierig, diese Kompetenzen zu entwickeln und ihre beruflichen Chancen zu verbessern. Digitale Benachteiligung trägt somit zur Verfestigung von Arbeitslosigkeit und sozialer Ausgrenzung bei.
Anpassung digitaler Dienstleistungen
IAB-Forscher Sebastian Bähr betont die Notwendigkeit maßgeschneiderter digitaler Dienstleistungen der Jobcenter. Diese müssten an die digitale Ausstattung der Kundinnen und Kunden angepasst sein und auch auf Smartphones mit kleinen Bildschirmen und Tastaturen funktionieren. Gleichzeitig seien Offlineangebote weiterhin unverzichtbar, besonders für ältere Leistungsbeziehende und Personen mit Bildungsdefiziten.
Hintergrund
Die Ergebnisse der Studie basieren auf Daten der 16. Welle (2022) des Panels Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS), einer jährlichen Panelbefragung der Wohnbevölkerung in Deutschland ab 15 Jahren.