Pandemie verlängert Erwerbsunterbrechungen: Mütter kehren später in den Arbeitsmarkt zurück
Frauen, die im Jahr 2020 zum ersten Mal Mutter werden, kehrten nach der Geburt ihres Kindes später in den Beruf zurück als Mütter, deren Kinder zwei Jahre zuvor geboren wurden.
Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hervor, die am Montag veröffentlicht wurde.
Geringere Rückkehrquote
Der Studie zufolge kehrten 40 Prozent der Frauen, die zwischen März und Oktober 2018 Mutter wurden, innerhalb eines Jahres nach der Geburt in den Arbeitsmarkt zurück. Nach 18 Monaten waren es schon 62 Prozent.
Anders sah es bei den Frauen aus, die zwischen März und Oktober 2020 ihr erstes Kind bekamen. In dieser Gruppe lag der Anteil der Frauen, die nach einem Jahr wieder erwerbstätig waren, nur bei 35 Prozent. Nach 18 Monaten betrug die Rückkehrquote nur noch 50 Prozent.
Branchenabhängigkeit der Erwerbsunterbrechungen?
Die Forscherinnen untersuchten, ob Frauen, die in besonders stark von der Pandemie betroffenen Branchen arbeiteten, eine längere Auszeit vom Arbeitsmarkt nahmen. Hier konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Frauen in Branchen mit hoher oder niedriger Kurzarbeit unterbrachen ihre Erwerbstätigkeit ähnlich lange.
Gründe für den verzögerten Wiedereinstieg
Corinna Frodermann vom IAB erläuterte, dass wirtschaftliche Faktoren nicht als Hauptursache für die längeren Erwerbsunterbrechungen angesehen werden können. Vielmehr sei die erschwerte externe Kinderbetreuung ein wichtiger Faktor gewesen. Besonders betroffen seien Mütter, deren Kinder im Frühjahr 2021 ein Jahr alt sind.
Während der zweiten Phase der Kita-Schließungen befanden sich viele von ihnen in Elternzeit und die allgemeine Unsicherheit sowie die dritte Schließungsphase hätten den Wiedereinstieg verzögert.
Bedarf an verlässlicher Kinderbetreuung
Katharina Wrohlich vom DIW betonte, dass die Herausforderungen in der Kindertagesbetreuung auch nach der Pandemie bestehen bleiben. Sie forderte, den Ausbau einer verlässlichen Kinderbetreuung weiter zu stärken, um Frauen eine schnellere Rückkehr in den Beruf zu ermöglichen.
Hintergrund
Die Ergebnisse der Studie basieren auf Daten der Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiografien (SIAB), einer 2-Prozent-Stichprobe aus den Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB. Die IEB enthalten tagesgenaue Informationen zu allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland, die aus den Meldungen der Arbeitgeber an die Sozialversicherungsträger gewonnen werden.