Digitale Transformation auf Sparflamme

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Verzögerte Digitalisierung in der Pandemie

Die Covid-19-Pandemie hat das Investitionsverhalten deutscher Unternehmen im Bereich der digitalen Transformation stark beeinflusst.

Entgegen der allgemeinen Annahme, dass die Pandemie die Digitalisierung vorangetrieben hat, zeigt eine neue Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), dass die Einführung von Industrie 4.0-Technologien während der Pandemie ins Stocken geraten ist.

Technologiefokus verschoben

Viele Unternehmen investierten in Technologien, die das Arbeiten von zu Hause aus ermöglichen. Dies geschah jedoch auf Kosten anderer Zukunftstechnologien wie Automatisierung und fortschrittliche Produktionstechnologien. Während beispielsweise Kollaborations- und Kommunikationstools schnell eingeführt wurden, verschoben viele Unternehmen geplante Großinvestitionen in Technologien der vierten industriellen Revolution.

Auswirkungen auf die Produktivität

Kurzfristig haben diese Investitionen dazu beigetragen, negative Auswirkungen auf die Beschäftigung abzufedern. Längerfristig könnte sich der Aufschub von Großinvestitionen jedoch negativ auf die Produktivität auswirken. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gerieten weiter ins Hintertreffen, da sie weniger in digitale Technologien investierten als größere Unternehmen.

Neue Unternehmensbefragung liefert detaillierte Einblicke

Die Ergebnisse basieren auf der zweiten Welle einer Betriebsbefragung zur Arbeitswelt 4.0, die zwischen Oktober 2021 und Juli 2022 durchgeführt wurde. Dabei wurden rund 3.000 Betriebe in Deutschland befragt.

Die Daten zeigen, dass der Anteil von 4.0-Technologien in der Produktion und in der Bürokommunikation zwar zugenommen hat, aber deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt. Besonders auffällig ist, dass in der Produktion nur ein marginaler Anstieg zu verzeichnen ist, was auf die pandemiebedingte Investitionszurückhaltung zurückgeführt wird.

Investitionen während und wegen der Pandemie

Die Befragung ergab, dass nur etwa 10 Prozent der Unternehmen während der Pandemie in Industrie 4.0-Technologien investiert haben, wobei es sich überwiegend um Sekundärinvestitionen handelte. Primäre Investitionen wurden meist verschoben oder ganz gestrichen.

Diese Verschiebung der Investitionsschwerpunkte trug dazu bei, dass sich die technologische Kluft zwischen Großunternehmen und KMU weiter vergrößerte.

Handlungsempfehlungen

Die Studie empfiehlt staatliche Anreize, um Unternehmen gerade in Krisenzeiten bei langfristigen Investitionen in 4.0-Technologien zu unterstützen. Insbesondere KMU sollten stärker gefördert werden, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Zudem sollten flexible Arbeitsmodelle gefördert werden, um die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen gegenüber zukünftigen Krisen zu stärken.

Hintergrund
Rund 3.000 deutsche Betriebe nahmen an der neuen repräsentativen »Betriebsbefragung IAB-ZEW-Arbeitswelt 4.0“«(BIZA II) teil, die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wurde. Diese vergleicht die Nutzung modernster digitaler Technologien in deutschen Betrieben zwischen 2016 und 2021. Damit werden moderne Produktionsmittel wie sich selbst steuernde Maschinen und Anlagen ebenso erfasst wie etwa Analysetools mit Big Data, Cloud-Computing-Systeme, Kollaborations- und Kommunikationstools sowie Künstliche Intelligenz.

BIZA II ermöglicht insbesondere einen Einblick in das pandemiebedingte Investitionsverhalten seit 2019 und erlaubt darüber hinaus einen Vergleich mit den vor der Pandemie getätigten Investitionsplänen für denselben Zeitraum, die in einer erste Betriebsbefragung 2016 (BIZA I) erhoben wurden. Die Studie kann somit besser als mit bisherigen Daten abschätzen, wie sich das Investitionsverhalten ohne die Pandemie entwickelt hätte.


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