Vollzeitbeschäftigte haben 2023 durchschnittlich 39,8 Wochenstunden gearbeitet
Im Jahr 2011 waren es noch 40,7 Arbeitsstunden pro Woche
Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels rückt die Frage nach einer Verlängerung der Arbeitszeit immer mehr in den Vordergrund. Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigen jedoch, dass sich die Arbeitszeiten in den letzten Jahren in eine andere Richtung entwickelt haben.
Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten sinkt
Zwischen 2011 und 2023 ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten leicht gesunken. Während 2011 noch durchschnittlich 40,7 Stunden pro Woche gearbeitet wurde, waren es 2023 nur noch 39,8 Stunden. Dieser Rückgang betrifft Männer und Frauen gleichermaßen: Männer arbeiteten durchschnittlich 40,3 Stunden, Frauen 39,0 Stunden - ein Rückgang von 2,1% bei den Männern und 2,0% bei den Frauen im Vergleich zu 2011.
Anstieg der Arbeitszeit bei Teilzeitbeschäftigten
Im Gegensatz zur Entwicklung bei den Vollzeitbeschäftigten nahm die Arbeitszeit der Teilzeitbeschäftigten deutlich zu. Im Jahr 2023 arbeiteten sie durchschnittlich 21,2 Stunden pro Woche gegenüber 18,2 Stunden im Jahr 2011. Der Anstieg fiel bei den Männern mit 20,0 Prozent besonders deutlich aus, während er bei den Frauen 16,6 Prozent betrug.
Durchschnittliche Wochenarbeitszeit stabil
Trotz dieser gegenläufigen Tendenzen bei Voll- und Teilzeitbeschäftigten hat sich die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller abhängig Beschäftigten nur geringfügig verändert. Sie sank von 34,6 Stunden im Jahr 2011 auf 34,1 Stunden im Jahr 2023.
Steigende Teilzeitquote
Nicht nur die Arbeitszeit der Teilzeitbeschäftigten ist gestiegen, sondern auch ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung. Waren 2011 noch 27,2 Prozent der Beschäftigten teilzeitbeschäftigt, werden es 2023 bereits 30,9 Prozent sein. Diese Entwicklung könnte weitere Potenziale für den Arbeitsmarkt bieten, da durch eine Ausweitung der Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten zusätzliche Arbeitskräfte mobilisiert werden könnten.
Zunahme der Voll- und Teilzeitbeschäftigung
Trotz des Anstiegs der Teilzeitquote hat auch die Zahl der Vollzeitbeschäftigten zugenommen. Im Jahr 2023 waren 17,7 Millionen Männer und knapp 9,5 Millionen Frauen vollzeitbeschäftigt, das sind 2,2 Millionen mehr als 2011. Noch stärker nahm die Teilzeitbeschäftigung zu, insbesondere bei Frauen. Insgesamt stieg die Teilzeitbeschäftigung um 30,1 Prozent, während die Vollzeitbeschäftigung um 8,7 Prozent zunahm.
Arbeitsproduktivität gestiegen
Neben der Diskussion um die Arbeitszeit wird auch die Produktivität als Lösung für den Fachkräftemangel ins Spiel gebracht. Zwischen 2011 und 2023 ist die Arbeitsproduktivität, gemessen am preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigenstunde, um 9,1 Prozent gestiegen. Auch während der Corona-Pandemie nahm die Produktivität weiter zu. Eine Ausnahme bildet das Jahr 2023, in dem die Produktivität leicht zurückging, da das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent sank, während das Arbeitsvolumen um 0,4 Prozent zunahm.
Fazit
Die Entwicklung der Arbeitszeit zeigt, dass der Trend zur Teilzeitarbeit in Deutschland ungebrochen ist. Der Rückgang der Arbeitszeit bei den Vollzeitbeschäftigten wird durch den Anstieg bei den Teilzeitbeschäftigten kompensiert, so dass sich die durchschnittliche Arbeitszeit kaum verändert hat. Gleichzeitig trägt die steigende Produktivität dazu bei, dem Fachkräftemangel zu begegnen, auch wenn sie zuletzt leicht rückläufig war.
Methodischer Hinweis
Die Ergebnisse zu den durchschnittlichen Arbeitszeiten basieren auf der Angabe der Befragten zur Zahl der Arbeitsstunden, die sie in ihrer Haupttätigkeit normalerweise pro Woche arbeiten. Die Unterteilung von Voll- und Teilzeitbeschäftigung basiert auf der Selbsteinstufung der Befragten. Bei den Angaben handelt es sich um Ergebnisse des Mikrozensus. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur bedingt mit den Vorjahren vergleichbar.
Die Ergebnisse zur Arbeitsproduktivität je Stunde, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Relation zu den geleisteten Arbeitsstunden der Erwerbstätigen (Arbeitsvolumen) werden in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) berechnet. Als Datenquelle für die geleisteten Arbeitsstunden dient das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA).